Hodenhochstand (Maldeszensus testis) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Hodenhochstands dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Fälle von Hodenhochstand (z. B. Bruder, Vater, Onkel)?
- Sind andere Fehlbildungen der Genitalien (z. B. Hypospadie (Harnröhrenfehlbildung), Leistenbruch) bei männlichen Verwandten aufgetreten?
- Gibt es in Ihrer Familie genetisch bedingte Erkrankungen oder Syndrome, die mit Hodenfehlentwicklungen assoziiert sind (z. B. Klinefelter-Syndrom)?
Sozialanamnese
- Gibt es Hinweise auf hormonaktive Substanzen im häuslichen Umfeld (z. B. Weichmacher, Lacke, Lösungsmittel)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Welche Symptome sind Ihnen bei Ihrem Kind oder bei sich selbst aufgefallen?
- Können Sie im Hodensack beide Hoden jederzeit tasten oder fehlt ein Hoden (zeitweise oder dauerhaft)?
- Lässt sich der fehlende Hoden eventuell in der Leiste, im Oberschenkelbereich oder in der Nähe des Schambeins ertasten?
- Hat sich die Lage des Hodens seit der Geburt verändert oder war ein Hoden nie im Hodensack tastbar?
- Gab es in letzter Zeit Schmerzen im Bereich der Leiste, des Hodens oder Unterbauchs?
- Bestehen Zeichen einer hormonellen Unterfunktion (z. B. fehlende Pubertätszeichen, verminderte Körperbehaarung, Gynäkomastie (männliches Brustwachstum))?
- Gab es Hinweise auf eine Leistenhernie oder Hydrozele (Flüssigkeitsansammlung im Hodensack)?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Bestehen bei Ihrem Kind Auffälligkeiten in Bezug auf Appetit, Gewichtszunahme oder Gedeihen?
- Hat die Mutter Ihres Kindes während der Schwangerschaft geraucht? Wenn ja, wie viele Zigaretten pro Tag?
Eigenanamnese inkl. Medikamentenanamnese
- Gab es bei Ihnen in der Kindheit selbst einen Hodenhochstand oder eine verspätete Hodenentwicklung?
- Bestehen bekannte endokrinologische Erkrankungen (z. B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen)?
- Gab es in der Vergangenheit Verletzungen oder Operationen im Genitalbereich?
- Bestehen andere Fehlbildungen oder genetische Syndrome?
- Wurde bereits eine Operation an den Hoden, der Leiste oder am Bauch durchgeführt (z. B. Leistenbruch, Hydrozele, Orchidopexie (Operation zur Fixierung des Hodens im Hodensack))?
- Haben Sie in der Vergangenheit eine Strahlenbehandlung im Becken- oder Bauchbereich erhalten?
- Werden regelmäßig Medikamente eingenommen?
Umweltanamnese
- Gab es in der Schwangerschaft oder Kindheit Kontakt zu endokrinen Disruptoren (hormonschädigende Stoffe), wie:
- Diethylstilbestrol (DES)?
- Phthalaten (z. B. in Weichmachern)?
- Polybromierten Diphenylethern (PBDE; z. B. in Flammschutzmitteln)?
- Persistenten chlororganischen Verbindungen (z. B. Dioxine, polychlorierte Biphenyle)?
- Besteht eine berufliche Exposition (bei den Eltern) gegenüber Pestiziden, Industriechemikalien oder Lösungsmitteln?
- Ist bekannt, ob Spielzeug, Möbel oder Haushaltsprodukte mit hormonaktiven Substanzen belastet sind?
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.