Bronchiektasen – Prävention

Zur Prävention von Bronchiektasen muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

Bronchiektasen entstehen häufig infolge chronisch entzündlicher Prozesse in den Atemwegen, die durch vermeidbare Verhaltensfaktoren ausgelöst oder verstärkt werden:

  • Ernährung
    • Ungenügende Zufuhr antientzündlicher Nährstoffe (z. B. Omega-3-Fettsäuren, Antioxidanzien – zellschützende Vitamine)
    • Mangelernährung insbesondere bei chronischen Atemwegserkrankungen
  • Ungesunde Ernährung
    • Hoher Konsum von stark verarbeiteten Lebensmitteln mit entzündungsförderndem Potenzial
  • Mikronährstoffmangel
    • Defizite an Vitamin A, C, D sowie Zink und Selen, die die mukosale Immunabwehr (Schleimhaut-Abwehrfunktion) beeinträchtigen
  • Genussmittelkonsum
    • Rauchen
      • Direkt toxischer Effekt auf das respiratorische Flimmerepithel (Flimmerhärchen der Bronchialschleimhaut)
      • Förderung chronischer Bronchialentzündungen (dauerhafte Entzündung der Bronchien) und Schleimhautveränderungen
      • Risikofaktor für rezidivierende Bronchitiden (wiederholte Entzündungen der Bronchien) mit nachfolgender Entwicklung sekundärer Bronchiektasen (dauerhafte Erweiterungen der Bronchien)
    • Alkoholkonsum
      • Chronischer Alkoholabusus (dauerhafter starker Alkoholkonsum) schwächt die alveoläre Immunabwehr (Abwehrmechanismen der Lunge)
      • Erhöhtes Risiko für aspirationsbedingte Pneumonien (Lungenentzündungen durch Verschlucken), insbesondere bei gestörtem Schluckreflex oder Erbrechen
    • Drogenkonsum
      • Inhalativer Drogenkonsum (z. B. Rauchen von Crack oder Methamphetamin) mit direktem ziliotoxischem Potenzial (Schädigung der Flimmerhärchen)
      • Häufung von nekrotisierenden Pneumonien (Gewebezerstörung durch Lungenentzündung) bei i.v.-Drogenkonsumenten mit pulmonalen Superinfektionen (Zweitinfektionen der Lunge)
  • Körperliche Aktivität
    • Bewegungseinschränkung reduziert die mukoziliäre Clearance (Selbstreinigungsfunktion der Bronchien)
  • Körperliche Inaktivität
    • Geringe Mobilität begünstigt chronische Sekretretention (Ansammlung von Schleim) und bakterielle Besiedelung
  • Psycho-soziale Situation
    • Soziale Isolation, psychische Erkrankungen oder niedriges Gesundheitsbewusstsein begünstigen mangelnde Therapieadhärenz (Therapietreue)
  • Chronischer Stress
    • Reduktion der Immunfunktion, beeinträchtigte Krankheitsverarbeitung und höhere Therapieresistenz
  • Übergewicht (BMI ≥ 25)
    • Erhöhtes Risiko für gastroösophagealen Reflux (Rückfluss von Magensäure), der Aspirationen begünstigen kann
  • Schlafqualität
    • Nächtliche Aspirationen bei Reflux oder unentdeckter Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf)
  • Mangelnde Adhärenz bei chronischen Atemwegserkrankungen
    • Unzureichende oder fehlende Behandlung von Asthma bronchiale, COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) oder allergischer bronchopulmonaler Aspergillose (Pilzallergie in den Bronchien) führt zu persistierender Entzündung und bronchialer Remodellierung (Umbau der Bronchialstruktur)
  • Nichtbehandelte oder inadäquat behandelte Infekte
    • Wiederholte bakterielle Bronchitiden oder unvollständig therapierte Lungeninfektionen fördern die Ausbildung postinfektiöser Bronchiektasen
  • Wiederholte Aspirationen
    • Besonders bei neurologischen Grunderkrankungen, Alkoholmissbrauch oder mangelnder Refluxkontrolle (unzureichend behandelter Magensäurerückfluss)
    • Aspirationspneumonien führen bei chronischem Verlauf häufig zu lokalisierten Bronchiektasen im rechten Unterlappen

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention der Bronchiektasen muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

  • Ernährung
    • Antientzündliche Kost mit ausreichender Versorgung an Vitamin D, C, E, A sowie Omega-3-Fettsäuren (Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure – mehrfach ungesättigte Fettsäuren)
    • Selen- und Zinkreiche Ernährung zur Unterstützung der mukosalen Immunabwehr (Schleimhaut-Abwehrfunktion)
  • Genussmittelkonsum
    • Verzicht auf Rauchen, Alkoholreduktion und vollständiger Verzicht auf inhalative oder intravenöse Drogen
  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßige Bewegung zur Förderung der mukoziliären Clearance (Selbstreinigung der Atemwege)
  • Weitere spezifische Schutzfaktoren
    • Konsequente Therapie chronischer Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma, COPD, ABPA)
    • Impfungen gegen Influenza (Grippe), Pneumokokken und Pertussis (Keuchhusten)
    • Professionelle Logopädie bei Schluckstörungen
    • Refluxdiagnostik und -therapie zur Vermeidung von Mikroaspirationen (unbemerktes Einatmen kleiner Mengen)
    • Schulung zur Inhalationstechnik (richtige Anwendung von Atemsprays) und regelmäßige ärztliche Kontrolle

Sekundärprävention

Die Sekundärprävention richtet sich an Patienten mit ersten Symptomen der Bronchiektasen, um eine Verschlechterung zu verhindern und gezielt zu behandeln.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Sputumdiagnostik (Untersuchung des Auswurfs), Anamnese bei rezidivierenden Bronchitiden (wiederholten Entzündungen der Bronchien)
    • Bronchoskopie (Spiegelung der Bronchien) bei persistierendem Husten oder Hämoptysen (Bluthusten)
  • Laborparameter
    • Differenzierte Entzündungsdiagnostik (z. B. CRP, Leukozyten, Immunglobuline – Entzündungs- und Abwehrwerte)
    • Diagnostik primärer Immundefekte oder allergischer Reaktionen (z. B. Gesamt-IgE, Aspergillus-spezifisches IgE – Allergiemarker)
  • Bildgebung
    • Hochauflösende Computertomographie (CT – Schichtaufnahme) zur Diagnosesicherung und Lokalisation der Bronchiektasen
  • Funktionstests
    • Lungenfunktionsdiagnostik (Messung der Atemkapazität), Bronchospasmolysetest (Test auf Bronchienverengung), 6-Minuten-Gehtest (Belastungstest)
  • Lebensstiländerungen
    • Nikotinverzicht, Infektionsvermeidung, Bewegung, Ernährung
  • Therapieansätze
    • Atemphysiotherapie (Atemübungen), Inhalation von schleimlösenden Substanzen
    • Ggf. antibiotische Langzeittherapie bei chronischer bakterieller Kolonisation (dauerhafte Besiedlung mit Keimen)
  • Bewegungstherapie
    • Physiotherapie, Atemtraining und körperliche Aktivierung zur Sekretmobilisation (Schleimlösung)
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Schulung, Selbstmanagement, Anleitung zur regelmäßigen Atemwegspflege

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention zielt darauf ab, wiederkehrende Beschwerden und mögliche Komplikationen der Bronchiektasen langfristig zu minimieren.

  • Langzeittherapie
    • Dauerhafte Anwendung mukolytischer (schleimlösender), bronchodilatierender (bronchienerweiternder) und antiinfektiöser (infektionshemmender) Therapieansätze
    • Immunmodulation (Beeinflussung des Immunsystems) bei spezifischer Grunderkrankung
  • Rehabilitation und Nachsorge
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, strukturierte Rehabilitationsprogramme
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Palliativmedizinische Betreuung (lindernde Versorgung) bei fortgeschrittener Lungenerkrankung, psychotherapeutische Begleitung
  • Lebensstilinterventionen
    • Unterstützung bei Suchtentwöhnung, Anleitung zu langfristiger Atemphysiotherapie und gesundheitsfördernder Lebensweise