Phosphat im 24h-Urin
Phosphat im 24h-Urin ist ein diagnostischer Laborparameter zur Quantifizierung der Phosphatausscheidung über die Nieren innerhalb eines Tages. Er dient der Beurteilung des renalen Phosphatverlustes und ermöglicht Rückschlüsse auf Störungen des Phosphatstoffwechsels (Phosphathaushalt), insbesondere im Rahmen von Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion), Hypophosphatämie (erniedrigter Phosphatspiegel im Blut), renaler Tubulopathie (Funktionsstörung der Nierenkanälchen) oder tumorinduzierter Osteomalazie (durch Tumoren verursachte Knochenerweichung).
Synonyme
- Urin-Phosphat
- 24h-Phosphatausscheidung
- Phosphat im Sammelurin
Das Verfahren
- Benötigtes Material
- 24-Stunden-Sammelurin
- Vorbereitung des Patienten
- Normale Ernährung und Flüssigkeitszufuhr während der Sammelperiode
- Sammelbeginn nach dem ersten Morgenurin, anschließend vollständige Sammlung über 24 h, inklusive des nächsten Morgenurins
- Störfaktoren
- Fehlerhafte Urinsammlung (z. B. unvollständige Sammlung)
- Phosphatreiche Ernährung (z. B. Cola, Schmelzkäse, Fleischprodukte)
- Einnahme von Diuretika (harntreibende Medikamente), Phosphatbindern oder Glucocorticoiden (Kortisonpräparate)
- Intensive körperliche Belastung
- Methode
- Photometrie (z. B. über Molybdat-Komplexreaktion)
- Enzymatische Verfahren
Normbereiche (je nach Labor)
Subgruppe / Geschlecht / Alter | Referenzbereich |
---|---|
Erwachsene | 15-40 mmol/24 h |
Kinder | 10-30 mmol/24 h (altersabhängig) |
Normbereiche sind methoden- und laborabhängig.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Abklärung einer renalen Phosphatverluststörung – z. B. bei Hypophosphatämie (niedriger Phosphatspiegel im Blut)
- Verdacht auf Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse)
- Differenzialdiagnostik bei tumorinduzierter Osteomalazie (Knochenerweichung durch Tumoren)
- Abklärung hereditärer Phosphatverlusterkrankungen (z. B. Phosphatdiabetes – vererbte Störung des Phosphathaushalts)
- Verlaufskontrolle unter Vitamin-D- oder Phosphatsubstitution
- Kontrolle bei chronischer Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) oder unter Dialyse
Interpretation
- Erhöhte Werte
- Hyperparathyreoidismus
- Renale tubuläre Phosphatverlustsyndrome
- Tumorinduzierte Osteomalazie
- Fanconi-Syndrom (vererbte oder erworbene Tubulopathie)
- Vitamin-D-Therapie (initial)
- Erniedrigte Werte
- Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)
- Vitamin-D-Mangel
- Malassimilation (unzureichende Nährstoffaufnahme)
- Chronische Niereninsuffizienz (spätstadienabhängig)
- Spezifische Konstellationen (optional)
- Kombination mit Serum-Phosphat zur Beurteilung renaler vs. extrarenaler Ursachen der Hypophosphatämie
- Parallele Bestimmung von Kreatinin zur Kontrolle der Sammelqualität
Weiterführende Diagnostik
- Phosphat im Serum
- Parathormon (PTH – Nebenschilddrüsenhormon)
- 25-OH-Vitamin D und 1,25-(OH)₂-Vitamin D
- Calcium (gesamt und ionisiert – Kalk im Blut)
- Alkalische Phosphatase (insbesondere knochenspezifisch)
- FGF23 (bei Verdacht auf tumorinduzierte Osteomalazie)
- Nierenfunktionsparameter (Kreatinin, Cystatin C)