Blutgruppen und Antikörperdiagnostik: Grundlagen, Bestimmung und Nachweisverfahren
Die Bestimmung der Blutgruppe ist eine essenzielle diagnostische Maßnahme in der Transfusionsmedizin, bei Schwangerschaftsvorsorge sowie im Rahmen forensischer Untersuchungen. Grundlage der Blutgruppendiagnostik bilden das AB0-System und das Rhesus-System.
Das AB0-System beschreibt Antigene, die sich auf der Oberfläche von Blutzellen – Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) – befinden. Die Blutgruppen A, B, AB und 0 resultieren aus der jeweiligen Antigenkonstellation. Parallel dazu finden sich im Blutplasma natürliche Antikörper vom Typ IgM, die gegen die jeweils nicht vorhandenen Antigene gerichtet sind. Eine Transfusion inkompatibler Blutgruppen kann eine schwere Antigen-Antikörper-Reaktion mit Agglutination der Erythrozyten auslösen.
Das Rhesus-System, insbesondere das D-Antigen, ergänzt die Blutgruppeneinteilung. Etwa 85 % der Bevölkerung sind Rhesus-positiv. Im Gegensatz zum AB0-System entstehen Anti-D-Antikörper nur nach vorheriger Immunisierung – etwa durch Transfusionen oder eine Schwangerschaft mit einem Rhesus-positiven Kind. Das Rhesus-System spielt insbesondere bei der Schwangerschaftsvorsorge eine zentrale Rolle, da eine Rhesusinkompatibilität zwischen Mutter und Kind schwere hämolytische Komplikationen verursachen kann.
Zur Bestimmung der Blutgruppe und zum frühzeitigen Erkennen potenzieller Antikörper gegen Erythrozytenantigene kommen drei zentrale Verfahren zum Einsatz:
- Blutgruppenbestimmung – Sie erfasst die individuelle AB0- und Rhesus-Zugehörigkeit anhand von Antigenen auf den Erythrozyten und Antikörpern im Blutplasma.
- Coombs-Test (Antiglobulintest) – Er dient dem Nachweis inkompletter Antikörper gegen Erythrozyten, sowohl in freier Form (indirekter Coombs-Test) als auch direkt auf den Erythrozyten gebunden (direkter Coombs-Test).
- Blutgruppenantikörpersuchtest – Dieses Verfahren überprüft das Blutserum auf irreguläre, frei zirkulierende Antikörper gegen Blutgruppenantigene, die bei Transfusionen oder Schwangerschaften zu gefährlichen Immunreaktionen führen könnten.
Im Folgenden werden diese diagnostischen Verfahren einzeln vorgestellt, ihre Durchführung beschrieben und ihre jeweilige klinische Bedeutung erläutert.