Blutgruppenantikörpersuchtest (Antikörpersuchtest, Antibody Screening)
Beim Blutgruppenantikörpersuchtest (auch Antikörpersuchtest oder Antibody Screening genannt) handelt es sich um eine serologische Untersuchung (Blutuntersuchung auf Antikörper), die der Identifizierung freier, im Serum oder Plasma vorhandener Alloantikörper (Antikörper gegen fremde rote Blutkörperchen) dient. Ziel des Tests ist die frühzeitige Erkennung irregulärer Antikörper, um das Risiko immunhämatologischer Komplikationen (Störungen durch Antikörper im Blut), insbesondere im Rahmen von Bluttransfusionen oder während einer Schwangerschaft, zu minimieren.
Die Mehrzahl dieser Antikörper entsteht im Rahmen einer Immunisierung (Ausbildung von Abwehrstoffen) durch frühere Transfusionen, Schwangerschaften oder gelegentlich auch durch Transplantationen. Eine Identifikation dieser Antikörper ist entscheidend für die Auswahl geeigneter Blutprodukte sowie für das Management schwangerschaftsassoziierter Risiken wie dem Morbus haemolyticus neonatorum (hämolytische Erkrankung des Neugeborenen).
Das Verfahren
Benötigtes Material
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Serum oder Plasma (flüssige Blutbestandteile)
Vorbereitung des Patienten
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Keine spezielle Vorbereitung erforderlich
Störfaktoren
- Hämolyse (Zerfall roter Blutkörperchen) – kann die Testdurchführung erschweren und die Interpretation verfälschen
- Kontamination (Verunreinigung) mit gerinnungsfördernden Substanzen
- Fehlerhafte Lagerung des Probenmaterials (z. B. zu lange Lagerung bei Raumtemperatur)
Methoden
- Indirekter Antiglobulintest (IAT; Nachweis von Antikörpern gegen rote Blutkörperchen)
- Enzymbehandelte Testzellen zur Sensitivitätssteigerung
- Einsatz von Screeningzellen (Zellpools definierter Antigenprofile)
Technik
Das Patientenserum wird mit Testerythrozyten (rote Blutkörperchen mit bekannten Oberflächenmerkmalen) inkubiert. Anschließend erfolgt die Zugabe von Antihumanglobulin (Coombs-Reagenz, ein Nachweismittel für Antikörper), das vorhandene Antikörper-Erythrozyten-Komplexe sichtbar macht (Agglutination oder Hämolyse).
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Prätransfusionstests (Blutuntersuchungen vor Bluttransfusionen)
- Pränataldiagnostik (Untersuchung in der Schwangerschaft) bei Schwangeren (Screening auf Anti-D und weitere Antikörper)
- Immunhämatologische Abklärung (Analyse von Bluterkrankungen durch Antikörper) bei Transfusionsreaktionen
- Verlaufskontrolle bei bekannter Antikörperbildung
- Vorbereitung für Organ- und Stammzelltransplantationen
Interpretation
Negative Befunde
- Kein Nachweis irregulärer erythrozytärer Antikörper (keine auffälligen Antikörper gegen rote Blutkörperchen)
- Transfusionsfreigabe unter Berücksichtigung der Hauptblutgruppenmerkmale (AB0, Rhesus)
Positive Befunde
- Nachweis eines oder mehrerer irregulärer Antikörper
- Erfordernis einer weiterführenden Antikörperdifferenzierung (Bestimmung der Art der Antikörper, Titerbestimmung)
- Notwendigkeit der Bereitstellung antigengleicher (antigennegativer) Erythrozytenkonzentrate (angepasste Blutkonserven) zur Transfusion
- Relevanz für das pränatale Management bei Schwangeren (z. B. prophylaktische Anti-D-Gabe oder intensivierte Überwachung)
Typische Antikörper
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Anti-D, Anti-E, Anti-c, Anti-K (Kell), Anti-Fya, Anti-Jka u. a.
Bedeutung
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Klinisch relevante Antikörper können hämolytische Transfusionsreaktionen (Abbau der roten Blutkörperchen nach Blutübertragung) oder fetale Erythrozytenzerstörung (Morbus haemolyticus neonatorum, hämolytische Erkrankung des Neugeborenen) verursachen.
Normwerte
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Negativer Antikörpersuchtest (kein Nachweis irregulärer Antikörper)
Weitere Hinweise
- Antikörper können in niedriger Konzentration intermittierend (zeitweise) nachweisbar sein; regelmäßige Wiederholung des Screenings bei Schwangeren empfohlen.
- Patienten mit bekannten Antikörpern erhalten in der Regel einen Immunhämatologiepass (medizinischer Ausweis über Blutgruppen-Antikörper).
- Der Test sollte idealerweise innerhalb von 72 Stunden vor Transfusion aktualisiert werden, wenn eine kürzlich stattgefundene Transfusion oder Schwangerschaft vorliegt.