Tumoren der Wirbelsäule – Einleitung

Bei den Tumoren der Wirbelsäule kann man benigne (gutartige) von malignen Neoplasien (bösartige Neubildungen) unterscheiden. Daneben können Primärtumoren (ausgehend von der Wirbelsäule) von Metastasen (Tochtergeschwülste, ausgehend von Tumoren anderer Organe/Gewebe) unterschieden werden.  

Synonyme und ICD-10: bösartige Neubildung der Columna vertebralis; bösartige Neubildung der Knochenhaut der Wirbelsäule; bösartige Neubildung der Knochenhaut des Atlas; bösartige Neubildung der Knochenhaut des Axis; bösartige Neubildung der Knochenhaut des Rückens a.n.k.; bösartige Neubildung der Knochenhaut eines Wirbels; bösartige Neubildung der Rückenknochen a.n.k.; bösartige Neubildung des Atlas; bösartige Neubildung des Axis; bösartige Neubildung einer Bandscheibe; bösartige Neubildung einer Intervertebralscheibe; bösartige Neubildung einer Zwischenwirbelscheibe; bösartige Neubildung eines Discus intervertebralis; bösartige Neubildung eines Nucleus pulposus; bösartige Neubildung eines Wirbels; Chondroides Chordom der Wirbelsäule; Chondrosarkom der Halswirbelsäule; Chondrosarkom eines Brustwirbelkörpers; Chordom der Lendenwirbelsäule; Krebs der Columna vertebralis; Sarkom der Columna vertebralis; Wirbelkörpersarkom; Wirbelsarkom; Wirbelsäulensarkom; ICD-10-GM C41.2: Bösartige Neubildung des Knochens und des Gelenkknorpels sonstiger und nicht näher bezeichneter Lokalisationen: Wirbelsäule.

Primäre Wirbelsäulentumoren sind selten – nur etwa 5 % aller Primärtumoren des Skelettes finden sich an der Wirbelsäule.

Charakteristische Laborbefunde

Bei Tumoren der Wirbelsäule, sowohl primären als auch metastatischen, gibt es keine spezifischen charakteristischen Laborbefunde, die ausschließlich auf diese Tumoren hinweisen. Dennoch können bestimmte Laborwerte und Marker im Rahmen der Diagnose und Verlaufskontrolle relevant sein. Diese beinhalten:

  • Erhöhte alkalische Phosphatase (AP): Kann bei osteoblastischer (knochenaufbauende) Aktivität erhöht sein, was auf Knochenmetastasen (Tochtergeschwülste im Knochen) hinweisen könnte.
  • Erhöhtes Calzcium (Hypercalcämie): Kann bei Knochenabbau durch metastatische Prozesse oder bei bestimmten malignen Tumoren auftreten.
  • Erhöhte BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit): Unspezifischer Marker für Entzündung oder Malignität (Bösartigkeit).
  • Erhöhtes CRP (C-reaktives Protein): Unspezifischer Entzündungsmarker, der bei malignen (bösartigen) Prozessen erhöht sein kann.
  • LDH (Laktatdehydrogenase): Kann bei vielen Tumoren als Marker für Zellzerfall und Tumoraktivität erhöht sein.
  • Tumormarker wie PSA (Prostata-spezifisches Antigen): Kann bei Verdacht auf Wirbelsäulenmetastasen eines Prostatakarzinoms relevant sein.
  • Hämoglobin und Hämatokrit: Anämie (Blutarmut) kann bei ausgedehnten Tumorprozessen oder metastasierenden Erkrankungen auftreten.

Formen der Tumoren

Maligne (bösartige) Primärtumoren

  • Multiples Myelom (Plasmozytom): Häufiger bösartiger Knochentumor.
  • Chordom: Langsam und destruktiv wachsend.
  • Osteosarkom: Häufigster bösartiger Knochentumor.

Benigne (gutartige) Primärtumoren

  • Hämangiom: Blutschwamm; 40 % aller Hämangiome des Skeletts finden sich an der Wirbelsäule.
  • Osteoid-Osteom: Tumor, der von knochenaufbauenden Osteoblasten ausgeht.
  • Osteoblastom: Tumor, der von knochenaufbauenden Osteoblasten ausgeht.
  • Aneurysmatische Zysten: Aggressiv, expansiv wachsende Zysten.

Sekundärtumoren (Metastasen/Tochtergeschwülste)

  • Häufige Primärtumoren, die metastasieren: Brust-, Prostata-, Lungen-, Nieren- und Schilddrüsenkarzinome.

Wirbelsäulenmetastasen verteilen sich anatomisch wie folgt:

  • BWS/Brustwirbelsäule (70 %)
  • LWS/Lendenwirbelsäule (20 %)
  • HWS/Halswirbelsäule (10 %)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger von Knochenmetastasen betroffen als Frauen. Das Verhältnis Männer zu Frauen beträgt 6 : 4.  

Häufigkeitsgipfel: Mit steigendem Lebensalter treten immer häufiger Knochenmetastasen auf. Das Maximum des Auftretens der Tumoren der Wirbelsäule liegt zwischen dem 40. und 65. Lebensjahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Benigne (gutartige) Tumoren:
    • Wachsen in der Regel langsam und bereiten zu Beginn keine oder nur wenige Beschwerden.
    • Entdeckung oft als Zufallsbefund.
  • Maligne (bösartige) Tumoren:
    • Wachsen aggressiver und verursachen frühzeitig Symptome wie Schmerzen, neurologische Defizite und Frakturen.
    • Primärtumoren der Wirbelsäule sind in etwa 75 % der Fälle bösartig.
  • Metastasen:
    • Häufige Symptome sind Rückenschmerzen, neurologische Ausfälle und pathologische Frakturen (Knochenbrüche, die spontan bzw. ohne adäquates Trauma in einem abnormalen Knochen entstehen).
    • Verteilung der Wirbelsäulenmetastasen (Tochtergeschwülste in der Wirbelsäule) zeigt eine Häufung in der Brustwirbelsäule (70 %), gefolgt von der Lendenwirbelsäule (20 %) und der Halswirbelsäule (10 %).

Prognose

  • Benigne Tumoren:
    • Gute Prognose bei vollständiger chirurgischer Entfernung.
    • Geringes Risiko für Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung).
  • Maligne Tumoren:
    • Die Prognose hängt stark von der Art des Tumors, der Lokalisation, dem Stadium bei Diagnose und der Möglichkeit einer vollständigen Resektion ab.
    • Das Multiple Myelom und das Osteosarkom haben eine schlechtere Prognose, während Chordome bei frühzeitiger Diagnose besser behandelbar sind.
    • Wirbelsäulenmetastasen haben eine variable Prognose, die stark von der Primärtumorerkrankung und der Behandlung der Metastasen abhängt.
  • Therapieziele:
    • Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität und Mobilität.
    • Schmerzreduktion und Verhinderung neurologischer Beeinträchtigungen.
  • Überlebensrate:
    • Die 5-Jahres-Überlebensrate variiert je nach Tumorart und -stadium erheblich.