Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) – Medikamentöse Therapie
Therapieziele
- Heilung bzw. Krankheitskontrolle, wo möglich
- Verbesserung der Symptomatik (Beschwerden)
- Verlängerung der Überlebenszeit (Lebenszeit)
Therapieempfehlungen
Die nachfolgenden Therapieempfehlungen betreffen:
- Hyperplasie des Endometriums ohne Atypien (Verdickung der Gebärmutterschleimhaut ohne Zellveränderungen)
- Hyperplasie des Endometriums mit Atypien (Verdickung der Gebärmutterschleimhaut mit Zellveränderungen als fakultative Vorstufe des Endometriumkarzinoms)
- Frühes endometrioides Endometriumkarzinom (frühes Gebärmutterkrebsstadium der Schleimhaut vom endometrioiden Typ) bei dringendem Kinderwunsch T1a (FIGO IA) (gut differenziertes, Progesteronrezeptor-positives endometrioides Endometriumkarzinom ohne Myometriuminfiltration)
- Systemische adjuvante Chemotherapie (körperweit wirkende medikamentöse Nachbehandlung), sequenziell nach Strahlentherapie (Brachy- und/oder Teletherapie – innerliche und/oder äußere Bestrahlung) bei:
- Typ-II-Endometriumkarzinom (aggressivere Form des Gebärmutterkrebses der Schleimhaut) sowie bei Patientinnen mit Typ-I-Endometriumkarzinom G3 pT1b und Stadium pT2 (jeweils pN0)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT3 und/oder pN1 (lokal fortgeschrittener oder lymphknotenpositiver Gebärmutterkrebs der Schleimhaut)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT4a oder M1 (fortgeschrittener bzw. metastasierter Gebärmutterkrebs der Schleimhaut), die makroskopisch tumorfrei operiert wurden oder einen maximalen postoperativen Resttumor unter 2 cm haben
- Systemische palliative Therapie (lindernde systemische medikamentöse Therapie) (s. u.)
- einschließlich immunonkologischer Strategien (z. B. Dostarlimab, Pembrolizumab, Pembrolizumab+Lenvatinib) in Abhängigkeit von MMR-Status (Funktionszustand des DNA-Reparatursystems), Vortherapie und molekularem Subtyp
Weitere Hinweise
- Eine adjuvante Gestagentherapie nach Operation eines Endometriumkarzinoms soll nicht durchgeführt werden.
- Siehe auch unter "Weitere Therapie".
Hyperplasie des Endometriums ohne Atypien
Prämenopause (Zeit vor den Wechseljahren): Zyklische oder kontinuierliche orale/vaginale Gestagentherapie (Hormontherapie mit Gelbkörperhormon), gestagenhaltiges Intrauterinpessar (Hormonspirale), gestagenbetonte orale Kontrazeptiva (Pille mit höherem Gestagenanteil) bei chronischen oligo/anovulatorischen Zyklen (seltene oder ausbleibende Eisprünge), z. B. Polyzystisches Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom) (hormonelle Funktionsstörung der Eierstöcke mit vielen kleinen Follikelzysten).
Postmenopause (Zeit nach den Wechseljahren): Kontinuierliche orale, vaginale oder intrauterine Gestagentherapie als Prophylaxe (Vorbeugung), wenn eine operative Sanierung (Hysterektomie plus Adnexektomie beidseits – Entfernung von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken) aus persönlichen Gründen nicht angestrebt wird oder wegen risikobehafteter Komorbidität (bedeutsamer Begleiterkrankung) nicht indiziert ist.
Therapiedauer: 6-9 Monate, danach Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) und Kürettage (Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut).
Wirkstoffe (Hauptindikation)
Gestagentherapie oral, vaginal (zyklisch oder kontinuierlich), parenteral, intrauterin
| Wirkstoffgruppe | Wirkstoff | Besonderheiten |
| Gestagene, oral (Gestagenpräparate zum Einnehmen) | Chlormadinon | |
| Desogestrel | ||
| Dienogest | ||
| Levonorgestrel | ||
| Gestagene, vaginal (Gestagenpräparate zur vaginalen Anwendung) | Progesteron | |
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Gestagen, parenteral (Gestagenpräparate als Spritze/Implantat)
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| Gestagenpräparat, intrauterin (Hormonspirale) Levonorgestrel |
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Die Therapie wird empfohlen. Es stellt sich jedoch die Kostenfrage, da das IUP zur Histologiegewinnung (feingeweblichen Untersuchung) durch Abrasio nach 6-9 Monaten entfernt werden muss. Alternative Diagnostik ist die Histologiegewinnung durch ambulant, ohne Narkose, durchführbare Endometriumbiopsie mittels Saugtentechnik (Pipelle-Methode – dünner Absaugkatheter) unter Belassung des IUP. |
Östrogen-Gestagen-Kombinationen (oral, vaginal, transdermal) bei chronischen oligo/anovulatorischen Zyklen (seltene oder ausbleibende Eisprünge), z. B. Polyzystisches Ovar-Syndrom (hormonelle Funktionsstörung der Eierstöcke)
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Wirkstoffe |
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Östrogen-Gestagen-Einphasenpräparate (Dauereinnahme oral – Kombinationspille) Ethinylestradiol, Estradiol, Estradiolvalerat + verschiedene Gestagene |
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Vaginal (Östrogen-Gestagen-Einphasenpräparate – Vaginalring) Ethinylestradiol + Etonogestrel |
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Pflaster (Östrogen-Gestagen-Einphasenpräparate – Hormonpflaster) Ethinylestradiol + Norgestimat Ethinylestradiol + Gestoden |
Hyperplasie des Endometriums mit Atypien (fakultative Vorstufe des Endometriumkarzinoms)
Hinweise:
- Karzinomrisiko (Risiko für Gebärmutterkrebs der Schleimhaut) etwa 30 %.
- Es sollte sowohl prämenopausal bei abgeschlossener Familienplanung als auch postmenopausal eine Hysterektomie mit Adnexexstirpation beidseits (Entfernung von Gebärmutter, Eileitern und Eierstöcken) dringend empfohlen werden.
- Nach Abrasio (Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut) mit Befund einer atypischen Endometriumhyperplasie besteht in bis zu 30 % ein invasives Karzinom (bereits eingewachsener Gebärmutterkrebs der Schleimhaut) im Hysterektomiepräparat.
Bei Frauen mit bestehendem Kinderwunsch und bei Patientinnen mit erhöhtem Operationsrisiko ist eine hochdosierte Gestagentherapie (intensive Hormontherapie mit Gelbkörperhormon) möglich, auch gestagenhaltiges Intrauterinpessar (Hormonspirale); Voraussetzung:
- sorgfältige und kurzfristige Kontrollen, auch histologisch (feingewebliche Kontrollen), da nach Revision unter Gestagenen in etwa einem Drittel Rezidive bis zum invasiven Karzinom entstehen können
- Therapiedauer: 3 (-6) Monate, danach Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) und Kontrollabrasio (erneute Ausschabung)
Nach erfülltem Kinderwunsch ist eine chirurgische Therapie entsprechend dem Fortschritt der Erkrankung durchzuführen.
Wirkstoffe (Hauptindikation)
Gestagentherapie hochdosiert oral, intrauterin (IUP – Hormonspirale)
| Wirkstoffgruppe | Wirkstoff | Besonderheiten |
| Gestagene, oral (Gestagenpräparate zum Einnehmen) | Medroxyprogesteronacetat | Einzige erhältliche höhere Dosierung; Indikation: Palliative Behandlung von fortgeschrittenen Karzinomen der Brust oder des Endometriums (Brustkrebs bzw. Gebärmutterkrebs der Schleimhaut im fortgeschrittenen Stadium) |
| Megestrolacetat | Einzige erhältliche höhere Dosierung; Indikation: Palliative Behandlung von fortgeschrittenen Karzinomen der Brust oder des Endometriums | |
| Gestagene, i.m. (Spritzenpräparate) | Medroxyprogesteronacetat | |
| Norethisteronacetat | ||
| Gestagenpräparat, intrauterin (Hormonspirale) | Levonorgestrel |
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Frühes endometrioides Endometriumkarzinom bei dringendem Kinderwunsch T1a (FIGO IA)
Nur als Einzelfallentscheidung nach sehr gründlicher Diagnostik mittels:
- Vaginalsonographie (Ultraschalluntersuchung über die Scheide)
- Magnetresonanztomographie (MRT) (Kernspintomographie)
- Histologie nach Hysteroskopie (feingewebliche Untersuchung nach Gebärmutterspiegelung) und gründlicher Abrasio (Ausschabung der Gebärmutterschleimhaut)
- Ausschluss eines gleichzeitig bestehenden endometrioiden Ovarialkarzinoms (Eierstockkrebs vom endometrioiden Typ) durch Pelviskopie (Bauchspiegelung des Beckens) (Inzidenz bis zu 25 %)
und Aufklärung, da:
- Versagerquote ca. 25 % (Therapieversagen bei etwa jeder vierten Patientin)
- Rezidivwahrscheinlichkeit ca. 30 % (Wiederauftreten der Erkrankung bei etwa jeder dritten Patientin)
- nach mindestens drei Monaten Therapie Histologiekontrolle (feingewebliche Kontrolle) erforderlich ist
- eine Schwangerschaft erst nach kompletter Remission (vollständigem Verschwinden des Tumors) angestrebt werden kann
- nach erfülltem Kinderwunsch eine chirurgische Therapie entsprechend dem Fortschritt der Erkrankung durchzuführen ist
Aktuelle Daten einer großen US-amerikanischen Kohortenstudie zeigen: Bei Patientinnen < 40 Jahren war das Gesamtüberleben nach fertilitätserhaltender hormoneller Therapie (Erhaltung der Gebärmutter bei Hormonbehandlung) vergleichbar mit dem nach Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter). Bei Patientinnen im Alter von 40-49 Jahren war eine hormonelle Therapie hingegen mit einem signifikant erhöhten Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) verbunden [3].
Wirkstoffe (Hauptindikation)
Gestagentherapie hochdosiert oral
| Wirkstoffgruppe | Wirkstoff | Besonderheiten |
| Gestagene, oral (Gestagenpräparate zum Einnehmen) | Medroxyprogesteronacetat | Einzige erhältliche höhere Dosierung; Indikation: Palliative Behandlung von fortgeschrittenen Karzinomen der Brust oder des Endometriums |
| Megestrolacetat | Einzige erhältliche höhere Dosierung; Indikation: Palliative Behandlung von fortgeschrittenen Karzinomen der Brust oder des Endometriums | |
| Gestagene, i.m. (Spritzenpräparate) | Medroxyprogesteronacetat | |
| Norethisteronacetat |
Östrogene/Gestagene
Wirkung Kontrazeptiva (Empfängnisverhütungsmittel/Pille):
- Östrogene in Ovulationshemmern sind verantwortlich für:
- Zyklusstabilität (regelmäßige Menstruationszyklen)
- Hemmung der Follikelreifung (Eibläschenreifung) durch negative Rückkopplung der hypophysären FSH-Sekretion (Hormon aus der Hirnanhangsdrüse)
- Gestagene in Ovulationshemmern sind verantwortlich für:
- Ovulationshemmung (Unterdrückung des Eisprungs; jede Pille enthält üblicherweise die zweifache Ovulationshemmdosis des spezifischen Gestagens) durch hypophysäre Unterdrückung der LH-Sekretion (weiteres Steuerhormon) bzw. des präovulatorischen LH-Peaks
- sekretorische Umwandlung des Endometriums (Umbau der Gebärmutterschleimhaut zur Vorbereitung auf eine mögliche Einnistung)
- Erhöhung der Undurchlässigkeit des Zervixschleims (Schleim am Gebärmutterhals) für Spermien
Kontraindikationen: Östrogen-Gestagen-Kombinationstherapie (Gegenanzeigen für kombinierte Hormontherapie/Pille)
- Raucherinnen > 35 Jahre; starke Raucherinnen < 35 Jahre (> 10 Zigaretten/Tag)
- Mammakarzinom (Brustkrebs) (auch Zustand nach)
- Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs der Schleimhaut) (auch Zustand nach)
- Endometriumhyperplasie (Verdickung der Gebärmutterschleimhaut)
- Frühere idiopathische und akute venöse oder arterielle Thromboembolien (z. B. ischämischer Hirninsult – Schlaganfall, Myokardinfarkt – Herzinfarkt)
- Lebererkrankungen, solange relevante Leberenzyme erhöht sind
- Thrombophilie (angeborene/erworbene Neigung zu Blutgerinnseln) (bekannte oder vermutete)
- Kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, z. B. arterielle instabile Hypertonie – stark schwankender Bluthochdruck)
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) mit Angiopathie (Gefäßschädigung)
- Ausgeprägte Hypercholesterinämie oder Hypertriglyzeridämie (stark erhöhte Blutfette)
- Schwangerschaft
- Ungeklärte vaginale Blutungen
Nebenwirkungen der Östrogene: Thromboseneigung (Neigung zu Blutgerinnseln), kardiovaskuläre Komplikationen (Herz-Kreislauf-Komplikationen), hepatotoxische Effekte (Leberbelastung), gastrointestinale Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), Mastodynie (Brustspannen/-schmerzen), Galaktorrhoe (Milchfluss), Gewichtszunahme, Natrium- und Wasserretention (Wassereinlagerungen), Exanthem (Hautausschlag), Nervosität, Pruritus (Juckreiz), Stimmungsschwankungen, Zwischenblutungen.
Nebenwirkungen der Gestagene: Akne, Depression (Niedergeschlagenheit), Gewichtszunahme, Libidoverlust (vermindertes sexuelles Verlangen), Müdigkeit, Zwischenblutungen, Zyklusstörungen; in Abhängigkeit von der Gestagendosis nimmt die Nebenwirkungsrate zu und die Compliance (Therapietreue) ab.
Systemische adjuvante Chemotherapie
Chemotherapeutika
- Eine systemische adjuvante Chemotherapie soll sequenziell nach Brachy- und/oder Teletherapie durchgeführt werden bei:
- Typ-II-Endometriumkarzinom (aggressivere Form von Gebärmutterkrebs der Schleimhaut) sowie bei Patientinnen mit Typ-I-Endometriumkarzinom G3 pT1b und Stadium pT2 (jeweils pN0)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT3 und/oder pN1 (lokal fortgeschrittener bzw. lymphknotenpositiver Gebärmutterkrebs der Schleimhaut)
- Endometriumkarzinom im Stadium pT4a oder M1 (fortgeschrittener bzw. metastasierter Gebärmutterkrebs der Schleimhaut), die makroskopisch tumorfrei operiert wurden oder einen maximalen postoperativen Resttumor < 2 cm haben
- Standardregime ist die Kombination eines Platinpräparates (meist Carboplatin) mit Paclitaxel (Carboplatin/Paclitaxel); sie ist fester Bestandteil des adjuvanten Behandlungskonzepts bei Endometriumkarzinomen mit höherem Risiko.
- Keine adjuvante endokrine Therapie mit Gestagenen.
- Karzinosarkom (Mischform aus Karzinom und Sarkom): Kombinationstherapie aus Carboplatin/Paclitaxel führt beim Karzinosarkom zu einem besseren progressionsfreien Überleben (längere Zeit ohne Krankheitsverschlechterung) (S3-Leitlinie).
- Seröses Endometriumkarzinom im Stadium Ia
- ohne Myometriumbefall: Hier kann zusätzlich zur fakultativen Brachytherapie oder perkutanen Strahlentherapie (äußerliche Bestrahlung) eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden (S3-Leitlinie).
- mit Myometriumbefall bis Stadium III: Es sollte eine adjuvante Therapie nach dem PORTEC-III-Schema (Radiochemotherapie gefolgt von Chemotherapie) durchgeführt werden. Bei serösen Endometriumkarzinomen im Stadium III kann alternativ eine alleinige adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden.
Beachte: Für Patientinnen mit einem Rezidiv oder fortgeschrittener Erkrankung kommen zudem Immuntherapien infrage, abhängig von MMR-Status, Vortherapie und molekularem Subtyp (s. systemische palliative Therapie).
Systemische palliative Therapie
Für Patientinnen mit symptomatischem, nicht resezierbarem Endometriumkarzinom (FIGO-Stadium III–IV) (Beschwerden verursachender, nicht vollständig operabler Gebärmutterkrebs der Schleimhaut in fortgeschrittenem Stadium) oder schnell progredientem Rezidiv (rasch wachsendes Wiederauftreten), die keine Chemotherapie (außer adjuvant) erhalten haben, wird ein klar strukturierter, molekular basierter Algorithmus empfohlen. Zentrales Entscheidungskriterium ist der Mismatch-Reparatur(MMR)-Status (Funktionszustand des DNA-Reparatursystems):
- dMMR/MSI-H, Chemotherapie-naiv (außer adjuvant)
- Erstlinienstandard: Immun-Chemotherapie mit PD-1/PD-L1-Inhibitor + Carboplatin/Paclitaxel mit anschließender Immuntherapie-Erhaltung (z. B. Dostarlimab oder Pembrolizumab), sofern keine Kontraindikationen gegen eine Checkpoint-Inhibition bestehen.
- pMMR/non-dMMR, Chemotherapie-naiv (außer adjuvant)
- Option 1 (Standard): Immun-Chemotherapie (Carboplatin/Paclitaxel + Immuncheckpoint-Inhibitor) mit anschließender Immuntherapie-Erhaltung.
- Option 2 (kann erwogen werden): Immuntherapieregime mit anschließender Immuntherapie plus PARP-Inhibitor (zielgerichtetes Medikament zur Hemmung bestimmter DNA-Reparaturmechanismen) (z. B. Durvalumab + Olaparib) in ausgewählten Konstellationen mit entsprechender molekularer Rationale.
- dMMR/MSI-H nach platinbasierter Chemotherapie
- Monotherapie mit Dostarlimab oder Pembrolizumab als bevorzugte Zweitlinientherapie.
- pMMR/non-dMMR nach platinbasierter Chemotherapie, immuncheckpoint-naiv
- Kombination Pembrolizumab + Lenvatinib (KEYNOTE-775) als bevorzugte systemische Zweitlinientherapie, sofern keine Kontraindikationen bestehen.
- Wenn Pembrolizumab + Lenvatinib nicht geeignet ist, kommen platinbasierte Kombinationen, Doxorubicin, wöchentliches Paclitaxel oder eine endokrine Therapie infrage.
- Endokrine Therapie (hormonelle Behandlung)
- Eine endokrine Therapie mit Medroxyprogesteronacetat (MPA) oder Megestrolacetat (MGA) kann bei Frauen mit Rezidiv nach Endometriumkarzinom durchgeführt werden.
- Höhere Ansprechraten werden beobachtet, wenn eine Progesteronrezeptor- oder Östrogenrezeptorexpression oder eine gut bis mittelgradige Differenzierung (G1/G2) des Tumors vorliegt.
- Dostarlimab bei rezidivierenden/fortgeschrittenen dMMR/MSI-H-Endometriumkarzinomen
- Wirkweise: Humanisierter monoklonaler Anti-PD-1-Antikörper, der mit hoher Affinität an den PD-1-Rezeptor bindet und dessen Wechselwirkung mit den Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert.
- Indikation: Monotherapie bei Frauen mit rezidivierendem/fortgeschrittenem Endometriumkarzinom mit dMMR/MSI-H, das während oder nach vorheriger Behandlung mit einer platinbasierten Chemotherapie fortschreitet.
- Prädiktiver Marker: dMMR/MSI-H-Status; die Immuntherapie mit Dostarlimab kommt bei Verlust der Expression von mindestens einem MMR-Protein in Betracht.
- Seit April 2021 in Deutschland verfügbar.
- Kombination aus Immuntherapie und Tyrosinkinase-Inhibitor
- Pembrolizumab und der Tyrosinkinase-Inhibitor Lenvatinib verlängerten das progressionsfreie und Gesamtüberleben signifikant im Vergleich zu einer Chemotherapie (Phase-III-Studie KEYNOTE-775) [2].
Legende der Abkürzungen
- FIGO (Tumorstadium nach internationaler Einteilung): Féderation Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (gynäkologische Krebsstadien-Einteilung)
- G1/G2/G3 (Tumor-Grading): histologisches Grading 1/2/3 (Differenzierungsgrad der Tumorzellen)
- pT, pN, M (Tumorstadium, Lymphknoten, Metastasen): pathologisches TNM-Stadium (körperweite Tumorausbreitungs-Einstufung)
- MMR (Mismatch-Reparatur-System): Mismatch-Reparatur (Erbgut-Reparaturmechanismus)
- dMMR (defektes Reparatur-System): mismatch repair deficient (gestörte DNA-Reparatur)
- pMMR (funktionierendes Reparatur-System): mismatch repair proficient (intakte DNA-Reparatur)
- MSI-H (hohe Mikrosatelliten-Instabilität): Mikrosatelliteninstabilität, high (Reparaturinstabilität im Tumor-Erbgut)
- MRT (Magnetresonanztomographie): Kernspintomographie (Schichtbildgebung ohne Röntgenstrahlen)
- FSH (Follikelstimulierendes Hormon): Hormon der Hirnanhangsdrüse zur Eibläschenreifung
- LH (Luteinisierendes Hormon): Hormon der Hirnanhangsdrüse zur Auslösung des Eisprungs
- PD-1 (programmed cell death protein 1): Zielstruktur der Immun-Checkpoint-Blockade
- PD-L1 (programmed death ligand 1): Bindungspartner von PD-1 auf Tumor-/Immunzellen
- PD-L2 (programmed death ligand 2): Bindungspartner von PD-1 auf Tumor-/Immunzellen
- PARP (Poly(ADP-ribose)-Polymerase): Enzym der DNA-Reparatur (Tumor-Signalweg-Ziel)
- PCO-Syndrom (Polyzystisches Ovar-Syndrom): Hormonstörung der Eierstöcke
- IUP (Intrauterinpessar): Spirale zur Hormonabgabe/Verhütung
- i.m. (intramuskulär): Injektion in den Muskel
- s.c. (subkutan): Injektion unter die Haut
Supplemente
Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem (Abwehrsystem) sollten die folgenden Mikronährstoffe (Vitalstoffe) enthalten:
- Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
- Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
- Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
- Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide, Lycopin, Proanthocyanidine, Polyphenole)
- Weitere Vitalstoffe (probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)
Weitere Mikronährstoffe siehe unter „Prävention mit Mikronährstoffen“.
Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels, z. B.:
- EUCELL Immun – Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem
- EUCELL Omega – Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren (EPA, DHA), Vitamine D und E
Beachte: Die aufgeführten Mikronährstoffe sind kein Ersatz für eine onkologische Pharmakotherapie (medikamentöse Krebsbehandlung). Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.
Literatur
- S3-Leitlinie: Endometriumkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 034OL), Juni 2024 Kurzfassung Langfassung
- Makker V et al.: Lenvatinib plus Pembrolizumab for Advanced Endometrial Cancer. N Engl J Med 2022; https://doi.org/10.1056/NEJMoa2108330
- Suzuki Y et al.: Survival After Fertility-Preserving Hormonal Therapy vs Hysterectomy for Early-Stage Endometrial Cancer. JAMA Oncol. Published Online: August 28, 2025. https://doi.org/10.1001/jamaoncol.2025.2761
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Endometriumkarzinom. (AWMF-Registernummer: 032 - 034OL), Juni 2024 Kurzfassung Langfassung
- Concin N et al.: ESGO–ESTRO–ESP guidelines for the management of patients with endometrial carcinoma: update 2025. Lancet Oncol. 2025;26(8):e423–e435. doi: https://doi.org/10.1016/S1470-2045(25)00167-6