Tierbiss – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – Leukozyten (weiße Blutkörperchen) [↑] bei bakterieller Infektion
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) [↑] bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑] bei systemischer Infektion
  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten (weiße Blutkörperchen), Nitrit, Eiweiß, Glucose (Blutzucker), Keton, Urobilinogen, Bilirubin (Gallenfarbstoff), Blut), Sediment – zum Ausschluss begleitender Infektionen/Sepsisassoziation
  • Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat; Kontrolle bei Verdacht auf Sepsis mit metabolischen Entgleisungen
  • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) – Ausschluss einer diabetischen Stoffwechsellage, da Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ein Risikofaktor für schwere Wundinfektionen ist
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), Bilirubin (Gallenfarbstoff) – zur Abklärung einer systemischen Infektion oder Toxinbeteiligung
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C – zur Abschätzung der Nierenfunktion vor antibiotischer Therapie
  • Wundabstrich – mikrobiologischer Erregernachweis inkl. Antibiogramm (typische Erreger: Pasteurella multocida, Capnocytophaga canimorsus, Anaerobier)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Blutkulturen – bei klinischem Verdacht auf Bakteriämie (Bakterien im Blut)/Sepsis (Blutvergiftung)
  • Gerinnungsparameter – Quick/INR, aPTT, D-Dimere – bei septischem Verlauf, Verbrauchskoagulopathie (Störung der Blutgerinnung)
  • HIV-Serologie, Hepatitis-Serologien (HBsAg, Anti-HCV) – bei Biss durch potenziell infizierten Menschen (Differentialdiagnose Menschenbiss)
  • Tollwut-Antikörper oder PCR – bei Biss durch Tiere aus Tollwut-Endemiegebieten bzw. unklar geimpfte Tiere
  • Tetanus-Antikörpertiter – bei unklarem Impfstatus
  • CK (Creatinkinase) – bei Muskelbeteiligung, Kompartmentsyndrom
  • Myoglobin im Serum/Urin – bei schweren Muskelverletzungen, Rhabdomyolyse (Muskelzerfall)

Red Flags (Warnzeichen) bei Tierbiss

  • Rasch progrediente Schwellung, Rötung, Überwärmung oder eitrige Sekretion an der Bissstelle
  • Zeichen der Sepsis (Blutvergiftung): Fieber, Schüttelfrost, Hypotonie (niedriger Blutdruck), Tachykardie (schneller Herzschlag)
  • Nekrosen (Gewebeabsterben) oder Blasenbildung im Wundbereich (Hinweis auf nekrotisierende Weichteilinfektion)
  • Neurologische Symptome nach Biss durch potenziell tollwutinfiziertes Tier (z. B. Kribbeln, Dysästhesien (Missempfindungen) in der Nähe der Bissstelle, Enzephalopathiezeichen (Zeichen einer Gehirnerkrankung))
  • Dyspnoe (Atemnot) oder Kreislaufinstabilität nach Infektion mit Capnocytophaga canimorsus (insbesondere bei Splenektomie (Milzentfernung), Alkoholabusus (Alkoholmissbrauch) oder Immunsuppression (Abwehrschwäche))
  • Hinweis auf Tetanus (Wundstarrkrampf): Muskelsteifigkeit, Kieferklemme
  • Rasch zunehmende Schmerzen, disproportioniert zum lokalen Befund → Verdacht auf Kompartmentsyndrom