Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) – Weitere Therapie
Konservative Therapie
Die konservative Therapie ist insbesondere bei nicht-dislozierten Klavikularfrakturen (nicht verschobenen Schlüsselbeinbrüchen) indiziert, vor allem im lateralen (äußeren) und mittleren Drittel (mittleren Abschnitt). Sie dient der Schmerzreduktion (Schmerzlinderung), der funktionellen Wiederherstellung (Wiederherstellung der Beweglichkeit) und der Frakturheilung (Knochenheilung) unter Schonung (Entlastung).
Ruhigstellung
- Ruhigstellung erfolgt initial für 7 Tage im Gilchrist-Verband (Schulter-Arm-Bandage), anschließend beginnt die Physiotherapie (Bewegungsübungstherapie) über 6 Wochen.
- Alternativ kann eine einfache Armschlinge (Tragehilfe für den Arm) in Arminnenrotation (nach innen gedrehter Haltung) verwendet werden.
- Studien zeigen, dass diese in den ersten Tagen mit geringerem Schmerzempfinden (weniger Schmerzen) verbunden ist als ein Rucksackverband (Bandage über beide Schultern).
- Patienten mit Armschlinge (Tragehilfe für den Arm) sollen den betroffenen Ellenbogen (Ellbogengelenk) dreimal täglich für 10 Minuten aktiv beugen und strecken, während im Rucksackverband (Bandage über beide Schultern) freie Bewegung der Arme möglich ist.
Verbandswahl
- Die Wahl zwischen Gilchrist- (Schulter-Arm-Bandage) und Rucksackverband (Bandage über beide Schultern) ist hinsichtlich des funktionellen Ergebnisses (Wiederherstellung der Funktion) nahezu gleichwertig.
- Der Verband dient der Immobilisation (Ruhigstellung), Schmerzlinderung (Verringerung der Schmerzen) und bietet eine mentale Stütze (psychische Sicherheit) für Patienten.
- Beim Rucksackverband (Bandage über beide Schultern) können jedoch vermehrt Komplikationen (Probleme) wie Hautmazerationen (Aufweichung der Haut), Schwellungen (Wassereinlagerungen) oder Dysästhesien (ungewöhnliche Missempfindungen) auftreten.
Therapiedauer und Mobilisation
- Undislozierte Frakturen (nicht verschobene Brüche) benötigen meist nur eine kurze Ruhigstellung (wenige Tage Schonung).
- Dislozierte Frakturen (verschobene Brüche) sollten initial im Gilchrist-Verband (Schulter-Arm-Bandage, mehrere Tage), anschließend für 3 bis 6 Wochen im Rucksackverband (Bandage über beide Schultern) behandelt werden.
- Rotation (Drehung) und freie Bewegung im Ellenbogengelenk (Ellbogenbewegung) sind von Beginn an erlaubt.
- Bewegungen wie forcierte Abduktion (starkes seitliches Anheben des Arms) oder Elevation (Anheben des Arms über Schulterhöhe) sollten jedoch vermieden werden.
- Die Heilungsdauer (Dauer bis zur Knochenheilung) beträgt bei Erwachsenen 6 bis 8 Wochen, erst danach ist eine Belastung der betroffenen Seite (Nutzung des Arms) sinnvoll.
Radiologische Verlaufskontrollen (Röntgenkontrollen während der Heilung)
- Röntgenkontrollen (Bildgebende Untersuchungen) sollten nach 1 und 3 Wochen erfolgen, um eine sekundäre Dislokation (nachträgliches Verrutschen des Bruchs) auszuschließen.
- Nach 6 Wochen wird ein weiteres Röntgenbild (Aufnahme zur Verlaufskontrolle) zur Beurteilung der knöchernen Konsolidierung (Verfestigung des Bruchs) vor der Wiederaufnahme von Belastung empfohlen.
Verkürzung der Klavikula (Verkürzung des Schlüsselbeins)
- Die radiologische Messung (Röntgenvermessung) zeigte in Studien ähnliche Verkürzungsmaße (Längenunterschiede) nach Anwendung der Armschlinge (Tragehilfe für den Arm) bzw. des Rucksackverbandes (Bandage über beide Schultern) (7,7 mm vs. 9,0 mm) [1].
- Die Frakturheilung (Knochenheilung) ist meistens nach spätestens 8 Wochen abgeschlossen.
Konservativ behandelte dislozierte Schaftfrakturen haben eine Heilungsrate von 75 %. Ein späterer operativer Eingriff ist in ca. 20 % der Fälle notwendig.
Organisationen und Selbsthilfegruppen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
Literatur
- Ersen A et al.: Comparison of simple arm sling and figure of eight clavicular bandage for midshaft clavicular fractures. A randomized controlled study. Bone Joint J 2015; 97-B: 1562-5
- Habermeyer PLS, Loew M, Magosch P, Martetschläger F, Tauber M (2017) Schulterchirurgie. Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH