Rheumatoide Arthritis – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild [bei länger dauernder aktiver Erkrankung: Entzündungsanämie (Blutarmut durch Entzündung) (normochrom oder hypochrom, normozytär), Thrombozytose (erhöhte Blutplättchenzahl)]
- Differentialblutbild
- CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit):
- CRP ist ein Biomarker für die Diagnose und zugleich für die Bewertung der Krankheitsaktivität der rheumatoiden Arthritis (RA; chronische Gelenkentzündung) [gering bis moderat erhöhte CRP-Werte].
- CRP könnte eine wichtige Rolle bei knochendestruktiven Prozessen der rheumatoiden Arthritis durch die Induktion der RANKL-Expression spielen, d. h. bei der direkten Differenzierung von Osteoklasten-Vorstufen zu reifen Osteoklasten (Osteoklastogenese) [1].
- BSG: [↑; > 10 mm]
- Urinstatus (Schnelltest auf: Nitrit, Eiweiß, Hämoglobin, Erythrozyten, Leukozyten) inkl. Sediment, ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm) – zum Ausschluss einer Hämaturie (Blut im Urin) oder Proteinurie (Eiweiß im Urin) als Hinweis für andere Erkrankungen (z. B. Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen))
- Serumelektrophorese
- Anti-Citrullin-Antikörper – Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (ACPA, CCP-Ak, Anti-CCP) [höchste Krankheitsspezifität und -sensitivität]; diese können in Kombination mit Rheumafaktoren die Zuverlässigkeit der Diagnose in einem frühen Krankheitsstadium erhöhen
- Bereits im Frühstadium der rheumatoiden Arthritis (chronische Gelenkentzündung) sind in circa 80 % CCP-AK nachweisbar (Sensitivität ca. 75 %; Spezifität ca. 96 %).
- Positive CCP-AK in diagnostisch unklaren Fällen und Rheumafaktor-negativen Patienten stellen einen erheblichen diagnostischen Zugewinn dar; nachgewiesene CCP-AK gelten nahezu als Beweis für eine rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung).
- Rheumafaktor (RF)
- Autoantikörper, bei mehr als zwei Drittel der Erkrankten nachweisbar; jedoch auch bei ca. 5 % der Gesunden sowie bei verschiedenen Erkrankungen (z. B. systemischer Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung), Sjögren-Syndrom (trockene Schleimhäute), chronische Lebererkrankungen, Sarkoidose (Morbus Boeck), interstitielle Lungenfibrosen (Narbenbildung der Lunge), infektiöse Mononukleose (Pfeiffer-Drüsenfieber), Hepatitis B (Leberentzündung), Tuberkulose, Lepra (Infektionskrankheit durch Mycobacterium leprae), Syphilis (Geschlechtskrankheit), subakute bakterielle Endokarditis (Herzinnenhautentzündung), viszerale Leishmaniasis (Kala-Azar), Schistosomiasis (Bilharziose) und Malaria (Tropenkrankheit durch Plasmodien)).
- RF kann auch nach Bluttransfusion oder Infusion vorübergehend positiv sein; gelegentlich Nachweis bei Verwandten von RA-Patienten.
- Seropositive rheumatoide Arthritis (chronische Gelenkentzündung) = RF nachweisbar.
- Sensitivität: 60–80 %, Spezifität: ca. 90 %.
- Prognostische Bedeutung: hohe RF-Titer → schwererer und schneller fortschreitender Krankheitsverlauf.
- ANA (Antinukleäre Antikörper) – zur Differentialdiagnostik von Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen) (z. B. systemischer Lupus erythematodes); schwach positiv auch bei RA (chronische Gelenkentzündung) oder bei Gesunden
Weitere, wissenschaftlich relevante, aber nicht routinediagnostisch etablierte Marker:
- IL-1, TNF-α, IL-10, IL-12, IL-1-Rezeptorantagonist (IRAP), ICAM-1, Metalloproteinasen (MMP), Cathepsine, Osteocalcin
- Cartilage Oligomeric Matrix Protein (COMP) – Biomarker für Knorpeldestruktion; erhöhter Wert weist auf aktiven Knorpelabbau hin, prognostisch für radiologisch messbare Destruktion
- Autoantikörper gegen RA33 (hnRNP-A2) – mit milderem Krankheitsverlauf assoziiert
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- HLA-B27 – Hinweis auf Spondyloarthritiden (entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen, z. B. Sakroiliitis (Iliosakralgelenkentzündung), Spondylitis (Wirbelsäulenentzündung), Syndesmophyten (Knochenneubildungen an der Wirbelsäule))
- HLA-DR4 und HLA-DR1 (Shared Epitope) – häufiger bei RA (chronische Gelenkentzündung)
- HLA-DRB1 – wenn Aminosäure Valin an Position 11:
- homozygot (Carrier): 74 % schwere Gelenkzerstörung innerhalb von 5 Jahren
- heterozygot: 61 %
- Nicht-Carrier: 48 % rasche Progression [2]
- Harnsäure/Gelenkpunktat – zur Abgrenzung von polyartikulärer Gicht (Gelenkentzündung durch Harnsäurekristalle) oder infektiösen Arthritiden (Gelenkentzündungen durch Infektion)
- Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
- Antineutrophilen-Cytoplasma-Antikörper (ANCA) – Hinweis auf Vaskulitiden (Gefäßentzündungen)
- Synoviaanalyse
- Autoimmunserologie (ANA, Antikörper gegen extrahierbare Antigene (ENA), Anti-Cardiolipin-Antikörper, Anti-Citrullin-Antikörper)
- Screening auf kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen) (regelmäßig empfohlen, da erhöhtes Risiko bei RA)
Literatur
- Kyoung-Woon K, Bo-Mi K, Hee-Won M, Sang-Heon L, Hae-Rim K: Role of C-reactive protein in osteoclastogenesis in rheumatoid arthritis. Arthritis Research & Therapy 2015, 17:41 doi:10.1186/s13075-015-0563-z
- Viatte S et al.: Association of HLA-DRB1 Haplotypes With Rheumatoid Arthritis Severity, Mortality, and Treatment Response. JAMA. 2015;313(16):1645-1656. doi:10.1001/jama.2015.3435.