Karpaltunnelsyndrom – Klassifikation

1. Klinische Klassifikation nach Bland [1]

Diese klinische Klassifikation ordnet das Karpaltunnelsyndrom anhand des Schweregrades der Symptome und funktionellen Einschränkungen ein und ermöglicht eine standardisierte Beurteilung im klinischen Alltag.

Stadium Klinische Merkmale
Mild Intermittierende Parästhesien, vor allem nachts; keine motorischen Ausfälle
Mittelgradig Häufige Beschwerden auch am Tag, belastungsabhängige Parästhesien, beginnende Schwäche der Thenarmuskulatur möglich
Schwer Persistierende Sensibilitätsstörung, deutliche motorische Defizite und sichtbare Atrophie des Musculus abductor pollicis brevis

2. Elektrophysiologische Klassifikation nach AAEM [2]

Diese Klassifikation basiert auf sensiblen und motorischen Nervenleitparametern und dient der objektiven elektrophysiologischen Schweregradeinschätzung des Karpaltunnelsyndroms.

Stadium Elektrophysiologische Kriterien
Mild Verlängerte sensible Latenzen bzw. verlangsamte sensible Nervenleitgeschwindigkeit, motorische Latenz noch im Normbereich
Mittelgradig Verlängerte sensible und motorische Latenzen, teils reduzierte Amplituden der sensiblen oder motorischen Potentiale
Schwer Stark verlängerte Latenzen oder fehlende sensible/motorische Antworten mit Hinweis auf axonale Schädigung

3. Neurophysiologische Padua-Klassifikation [3]

Die Padua-Klassifikation kombiniert klinische Angaben mit neurophysiologischen Parametern und erlaubt eine fein abgestufte Schweregradeinteilung des Karpaltunnelsyndroms.

Stadium Merkmale
Minimal Sehr milde neurophysiologische Veränderungen, teils nur in sensitiven Spezialableitungen nachweisbar
Mild Verlängerte sensible Latenz bzw. verlangsamte sensible Nervenleitgeschwindigkeit bei noch normaler motorischer Latenz
Moderat Verlängerte sensible und motorische Latenz, beginnende Reduktion der Potentialamplituden
Schwer Deutliche axonale Schädigung mit ausgeprägter Amplitudenminderung sensibler und/oder motorischer Antworten
Extrem Praktisch fehlende sensible und motorische Antworten (elektrophysiologisch kaum noch erfassbare Potentiale)

Literatur

  1. Bland JD. A neurophysiological grading scale for carpal tunnel syndrome. Muscle Nerve. 2000;23(8):1280-1283. doi: https://doi.org/10.1002/1097-4598(200008)23:83.0.CO;2-Y
  2. Jablecki CK, Andary MT, Floeter MK, Miller RG, Quartly CA, Vennix MJ et al.: Practice parameter for electrodiagnostic studies in carpal tunnel syndrome: summary statement. Muscle Nerve. 2002;25(6):918-922. doi: https://doi.org/10.1002/mus.10185
  3. Padua L, Lo Monaco M, Padua R et al.: Neurophysiological classification of carpal tunnel syndrome: assessment of 600 symptomatic hands. Ital J Neurol Sci. 1997;18(3):145-150. doi: https://doi.org/10.1007/BF02048482