Bilharziose – Einleitung
Die Bilharziose (Synonyme: Schistosomiasis; ICD-10-GM B65.-: Schistosomiasis (Bilharziose)) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Wurmkrankheit.
Die Erkrankung wird im Wesentlichen durch fünf humanpathogene Trematoden verursacht: Schistosoma (S.) haematobium, S. mansoni, S. japonicum, S. intercalatum und S. mekongi.
Erregerreservoir sind Schnecken als Zwischenwirte in Süßgewässern (Flüsse, Seen), aus denen Schistosomalarven, sogenannte Zerkarien, freigesetzt werden.
Erreger | Lokalisation | Region | Länder mit ausgeprägter Verbreitung | Zusätzliche Erregerreservoire |
Schistosoma haematobium |
Erreger der Urogenital-Schistosomiasis (Blasenbilharziose) | Afrika, Naher und Mittlerer Osten | Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien, Saudi-Arabien, weite Teile Schwarz-Afrikas; Türkei, Iran, Irak, Jemen, Libanon, Madagaskar, Mauritius, Syrien, Indien Einzelfälle: Baden am Fluss Cavu/Cavo in Südkorsika |
Affen (geringe Bedeutung) |
Schistosoma intercalatum | Erreger der intestinalen oder Darm-Schistosomiasis. | Westafrika |
regional in Kamerun, Gabun und im Kongo, Tanganjika, Zentralafrikanische Republik | Rinder, Pferde, Antilopen, Gazellen |
Schistosoma mansoni | Afrika, Arabische Halbinsel, Südamerika (Brasilien), vereinzelt Karibik | weite Teile Schwarz-Afrikas, Ägypten, Saudi-Arabien, Oman, Jemen, Libyen, Madagaskar, Brasilien, Surinam, Venezuela, Karibik | Nagetiere, Affen (von geringer Bedeutung) | |
Schistosoma japonicum | Ostasien | China, Japan, Indonesien (Sulawesi), Taiwan und auf den Philippinen, vereinzelt Japan | Rinder, Hunde, Ratten | |
Schistosoma mekongi | Südostasien | Laos und Kambodscha entlang des Mekong, Thailand, Malaysia | Hunde |
Formen der Bilharziose
Pränatale Infektion
- Pränatale Infektion: Infektion des ungeborenen Kindes über die Mutter vor der Geburt (= intrauterine Infektion).
- Perinatale Infektion: Infektion des Kindes während der Geburt über die Mutter; das Risiko für einen Abort (Fehlgeburt) und Missbildungen ist erhöht; die meisten Kinder kommen gesund zur Welt.
- Postnatale Infektion: Infektion nach der Geburt bei Neugeborenen/Kindern; bei CMV-positiven Müttern ist das Virus auch in der Muttermilch nachweisbar (Gefahr für Frühgeborene mit Geburtsgewicht < 1.500 g [1]).
Formen der Erkrankung
Nach dem Erreger
- Schistosoma haematobium: Erreger der Urogenital-Schistosomiasis (Blasenbilharziose).
- Schistosoma mansoni: Erreger der intestinalen oder Darm-Schistosomiasis.
- Schistosoma japonicum: Erreger der ostasiatischen Schistosomiasis.
- Schistosoma intercalatum: Erreger der intestinalen oder Darm-Schistosomiasis.
- Schistosoma mekongi: Erreger der südostasiatischen Schistosomiasis.
Nach Lokalisation
- Urogenital-Schistosomiasis: Befall der Harnblase und der Genitalorgane.
- Intestinale Schistosomiasis: Befall des Darms.
- Hepatolienale Schistosomiasis: Befall von Leber und Milz.
- Pulmonale Schistosomiasis: Befall der Lunge.
- Zerebrale Schistosomiasis: Befall des Zentralnervensystems.
Epidemiologie
- Vorkommen: Die Infektion tritt in Afrika, der Arabischen Halbinsel, Südamerika, der Karibik und Asien auf, einschließlich Regionen in China.
- Erregerreservoir: Schnecken als Zwischenwirte in Süßgewässern (Flüsse, Seen), aus denen Schistosomalarven, sogenannte Zerkarien, freigesetzt werden.
- Übertragungsweg: Kontakt mit kontaminiertem Süßwasser, wobei die Zerkarien in die menschliche Haut eindringen können. Auch eine Infektion über verseuchtes Trinkwasser ist möglich.
- Kontagiosität (Ansteckungsfähigkeit): Hoch, insbesondere in betroffenen Gebieten.
- Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): 6-48 Stunden bis zum Auftreten einer Zerkarien-Dermatitis, 2-8 Wochen bis zur akuten Schistosomiasis (Katayama-Fieber).
- Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Variiert je nach Region, mit hohen Infektionsraten in betroffenen Gebieten.
Verlauf und Prognose
Verlauf
Der Verlauf der Bilharziose kann in zwei Stadien unterteilt werden:
- Penetrationsstadium und akute Schistosomiasis
- Penetration: Nach dem Eindringen der Zerkarien kommt es sofort zu Juckreiz und möglicherweise roten, juckenden Flecken oder Papeln an der Eintrittsstelle (Zerkarien-Dermatitis).
- Katayama-Fieber: Nach Erstinfektion, insbesondere mit S. japonicum und S. mekongi, kann ein hochfebriles, teilweise lebensbedrohliches Krankheitsbild entstehen.
- Chronische Schistosomiasis
- Organbefall: Befall verschiedener Organe, wie Harnblase (Urogenital-Schistosomiasis), Darm (intestinale Schistosomiasis), Leber und Milz (hepatolienale Bilharziose), Lunge und Zentralnervensystem.
- Symptome: Abhängig von den betroffenen Organen; Infektionen mit S. intercalatum können zur Beteiligung des Genitaltrakts und rektalen Blutungen führen.
Prognose
- Unbehandelte Infektion: Führt häufig zum Tod.
- Rechtzeitige Therapie: Gute Heilungsaussichten bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung.
- Wiederauftreten: Rezidive sind möglich, besonders bei erneuter Exposition gegenüber infiziertem Wasser.
- Langzeitfolgen: Chronische Infektionen können zu dauerhaften Organschäden führen.
Die Erkrankung führt unbehandelt häufig zum Tod. Bei rechtzeitiger Therapie bestehen gute Heilungsaussichten.
In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig.
Literatur
- Robert Koch Institut (RKI): Steckbriefe seltener und importierter Infektionserkrankungen. Robert Koch-Institut Berlin ISBN 978-3-89606-240-6
Leitlinie
- S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Schistosomiasis (Bilharziose). (AWMF-Registernummer: 042-005), Oktober 2017 Langfassung