Herzinfarkt (Myokardinfarkt) – Klassifikation

Nach aktueller Leitlinienlage wird das akute Koronarsyndrom (akutes Herzkranzgefäß-Syndrom) (AKS; acute coronary syndrome, ACS) primär anhand des initialen EKG-Befundes (Herzstromkurve) und sekundär anhand kardialer Biomarker klassifiziert (modifiziert nach [1]):

  • Kein ST-Hebungsbild (NSTE-ACS)
    • Instabile Angina pectoris (plötzlich auftretende oder zunehmende Brustenge) (engl. unstable angina, UA): akut aufgetretene oder progrediente ischämietypische Beschwerden ohne Nachweis einer Myokardnekrose (kein Troponinanstieg)
    • Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt (Herzinfarkt ohne ST-Hebung im EKG) (NSTEMI; engl. non-ST-segment-elevation myocardial infarction): Myokardinfarkt ohne persistierende ST-Streckenhebung, aber mit Troponinanstieg als Ausdruck einer Myokardnekrose
  • ST-Hebungsbild
    • ST-Hebungs-Myokardinfarkt (Herzinfarkt mit ST-Hebung im EKG) (STEMI; engl. ST-segment-elevation myocardial infarction): Myokardinfarkt mit persistierender ST-Streckenhebung im EKG als Ausdruck eines akuten transmuralen Ischämieereignisses

Die frühere Einteilung in Q-Zacken- und Nicht-Q-Zacken-Infarkte (NQMI/QMI) besitzt keine leitlinienrelevante Bedeutung mehr und wird in aktuellen ESC- und ACC/AHA-Leitlinien nicht mehr empfohlen.

Klassifikation des Myokardinfarkts

Typ Beschreibung
1 Spontaner Myokardinfarkt infolge einer akuten Koronarplaque-Instabilität (Aufreißen einer Ablagerung in den Herzkranzgefäßen) (z. B. Plaqueruptur, -erosion oder -dissektion) mit intraluminaler Thrombenbildung – klassische Form des akuten Koronarsyndroms
2 Sekundärer Myokardinfarkt aufgrund eines Missverhältnisses zwischen myokardialem Sauerstoffangebot und -bedarf (z. B. Tachy- oder Bradyarrhythmien, schwere Anämie, Hypotonie, Hypertonie, respiratorische Insuffizienz, Koronarspasmus, Koronarembolie), ohne akute Plaqueruptur
3 Plötzlicher Herztod mit vermutetem Myokardinfarkt vor Gewinnung oder Anstieg kardialer Biomarker, bei:
  • typischer Ischämiesymptomatik (Durchblutungsstörung des Herzmuskels) und/oder
  • neuen ischämietypischen EKG-Veränderungen oder
  • angiographischem oder autoptischem Nachweis einer Koronarthrombose
4a Myokardinfarkt im zeitlichen Zusammenhang mit einer perkutanen Koronarintervention (PCI; Herzkatheterbehandlung)
4b Myokardinfarkt infolge einer gesicherten Stentthrombose (akuter Verschluss eines Gefäßstützsystems)
4c Myokardinfarkt infolge einer Restenose (Wiederverengung eines Gefäßes) nach perkutaner Koronarintervention
5 Myokardinfarkt im Zusammenhang mit einer aortokoronaren Bypass-Operation (Herz-Bypass-Operation)

Hinweis: Die prognostische Relevanz unterscheidet sich insbesondere zwischen Typ-1- und Typ-2-Myokardinfarkt in Abhängigkeit vom Vorliegen einer obstruktiven koronaren Herzkrankheit (bedeutsame Verengung der Herzkranzgefäße). Bei fehlender signifikanter Koronarstenose können sich Langzeitprognosen von Typ-1- und Typ-2-Infarkt angleichen [2].

Nach der Lokalisation können Myokardinfarkte eingeteilt werden in:

  • Vorderwandinfarkt
  • Hinterwandinfarkt
  • Seiten-/Lateralinfarkt
  • Septuminfarkt
  • Innen- (subendokardialer) und/oder Außenschichtschaden (transmural)

Literatur

  1. Thygesen K, Alpert JS, Jaffe AS et al. Fourth Universal Definition of Myocardial Infarction (2018). Eur Heart J. 2019;40:237-269. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehy462
  2. Baron T et al. Impact on Long-Term Mortality of Presence of Obstructive Coronary Artery Disease and Classification of Myocardial Infarction. Am J Med. 2016;129:398-406. http://www.amjmed.com/article/S0002-9343(15)30042-5/abstract