Quallenstich – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik eines Quallenstichs dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte allergische Reaktionen (z. B. bei Insektenstichen)?
  • Gibt es bei Familienangehörigen Hinweise auf ausgeprägte Überempfindlichkeitsreaktionen (z. B. anaphylaktischer Schock)?
  • Liegen familiäre Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis vor (z. B. Asthma bronchiale, atopische Dermatitis (Neurodermitis), Heuschnupfen)?

Sozialanamnese

  • Beruf:
    • Üben Sie einen Beruf mit regelmäßigem Kontakt zu Meerwasser oder Meereslebewesen aus (z. B. Fischerei, Meeresbiologie, Tauchschule, Wasserrettung)?
    • Sind Sie im Rahmen Ihrer Arbeit oder Ausbildung regelmäßig in marinen oder tropischen Regionen tätig (z. B. Bootsführer, Segeltrainer, Forschungstätigkeit)?
  • Haben Sie in Ihrer Freizeit häufig Kontakt mit Meerwasser, etwa durch:
    • Schwimmen im Meer?
    • Tauchen oder Schnorcheln?
    • Wassersportarten wie Surfen, Kitesurfen oder Kajakfahren?
  • Hatten Sie zum Zeitpunkt des Vorfalls körperlichen Hautkontakt mit offen getragener Kleidung oder Schutzkleidung (z. B. Neoprenanzug)?
  • Befanden Sie sich beim Vorfall in einem organisierten Kontext (z. B. Tauchschule, Reisegruppe), der bereits Erste Hilfe eingeleitet hat?

Reiseanamnese

  • In welchem Land bzw. in welcher Region kam es zum Quallenstich?
  • Haben Sie sich in tropischen oder subtropischen Gewässern aufgehalten (z. B. Australien, Südostasien, Karibik)?
  • Ist bekannt, welche Quallenart ursächlich war (z. B. Würfelqualle/Box Jellyfish, portugiesische Galeere)?
  • Wann fand die Reise statt, und wie lange nach der Ankunft trat der Quallenstich auf?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Wann genau kam es zum Quallenstich (Datum und Uhrzeit)?
  • Wo genau am Körper kam es zum Kontakt mit der Qualle?
  • Wie sah die betroffene Hautstelle unmittelbar nach dem Kontakt aus (z. B. Streifenmuster, Rötung)?
  • Haben Sie Beschwerden bemerkt, wie:
    • Schwellungen oder Quaddeln der Haut?
    • Brennen, Jucken oder Schmerzen an der betroffenen Stelle?
    • Rötung oder Blasenbildung?
    • Bläuliche Verfärbung oder Nekrosen?
  • Falls Sie Schmerzen haben:
    • Traten die Schmerzen sofort oder verzögert auf?
    • Wie würden Sie die Schmerzen beschreiben (z. B. brennend, stechend, ziehend)?
    • Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10?
      • 0-2: kein/kaum Schmerz
      • 3-4: bei Ablenkung ist der Schmerz nicht mehr im Mittelpunkt
      • 5-6: Schmerz behindert Gehen, Ein- und Durchschlafen
      • 7-8: Bedürfnis sich hinzulegen, Ablenkung nicht mehr möglich, gesamtes Denken kreist um den Schmerz*
      • 9-10: unaushaltbare, fürchterliche Schmerzen, der Patient "möchte schreien" oder schreit tatsächlich*
  • Haben Sie zusätzlich systemische Beschwerden bemerkt:
    • Atemnot oder pfeifende Atmung?*
    • Schwellung von Zunge oder Lippen?*
    • Übelkeit oder Erbrechen?
    • Schwindel oder Kreislaufsymptome?*
    • Bewusstseinsstörungen oder Panikgefühle?*
    • Haben Sie Fieber oder Schüttelfrost entwickelt?
  • Haben sich die Symptome im zeitlichen Verlauf verändert oder verschlechtert?
  • Wurden Erste-Hilfe-Maßnahmen durchgeführt? Wenn ja:
    • Welche? (z. B. Spülung mit Essig, Entfernen von Nesseln, Kühlung)
    • Wann wurden nach dem Stich diese Maßnahmen durchgeführt?
    • Haben die Maßnahmen zu einer Besserung geführt?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Haben Sie aktuell Appetitverlust?
  • Ernähren Sie sich ausgewogen?
  • Trinken Sie ausreichend?

Eigenanamnese

  • Haben Sie bekannte Vorerkrankungen, die das Risiko für schwere Reaktionen erhöhen, z. B.:
    • Allergien (Insektenstiche, Nahrungsmittel, Medikamente)?
    • Asthma bronchiale oder andere Lungenerkrankungen?
    • Erkrankungen des Immunsystems oder laufende Immunsuppression?
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
  • Haben Sie bereits schwere Reaktionen nach Tierkontakten gezeigt?

Medikamentenanamnese

  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein? Wenn ja, welche?
  • Haben Sie in den letzten Tagen Medikamente eingenommen, die die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems beeinflussen könnten (z. B. Kortison, Antihistaminika, Immunsuppressiva)?
  • Wurde bereits ein Antihistaminikum oder Kortisonpräparat zur Akutbehandlung gegeben?
  • Tragen Sie ein Notfallset bei sich (Adrenalin-Autoinjektor, Antihistaminikum, Kortison)?

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.