Nagelpilz (Onychomykose) – Einleitung

Bei der Onychomykose handelt es sich um eine Pilzinfektion der Finger- oder Zehennägel (Nagelpilz), die primär durch Dermatophyten (Fadenpilze) verursacht wird. Die Fußnägel sind ungefähr viermal häufiger betroffen als die Fingernägel. Häufig liegt zusätzlich eine Tinea pedis (Fußpilz) vor.

Synonyme und ICD-10: Mykose der Nägel; Nagelpilz (Onychomykose); Tinea unguium; ICD-10-GM B35.1: Tinea unguium

Die Onychomykose ist die häufigste Erkrankung der Nägel.

Der vom Pilz befallenen Nagel ist entweder verdeckt (Typ-1-Infektion) oder atrophisch zerstört (Typ-2-Infektion).

Charakteristische Laborbefunde

  • Mikroskopie: Kalilaugenpräparat (KOH-Test): Ein Nagelabstrich oder -krümel wird mit Kalilauge behandelt und unter dem Mikroskop untersucht. Pilzstrukturen wie Hyphen (fadenförmige Strukturen) oder Sporen können sichtbar gemacht werden.
  • Kulturelle Anzucht: Nagelmaterial wird auf speziellen Pilzmedien kultiviert (z. B. Sabouraud-Agar). Diese Methode ermöglicht den Nachweis und die Identifizierung von Dermatophyten, Hefen (z. B. Candida-Arten) oder Schimmelpilzen, die häufige Erreger der Onychomykose sind.
  • PCR (Polymerase-Kettenreaktion): Molekulare Diagnostik zum schnellen und sensitiven Nachweis von Pilz-DNA. Diese Methode wird vor allem dann eingesetzt, wenn die mikroskopische Untersuchung und die Kultur nicht eindeutig sind oder wenn eine schnelle Diagnose benötigt wird.
  • Histopathologie: Eine Biopsie (Gewebeprobe) des Nagelgewebes kann durchgeführt werden, um Pilze in den tieferen Nagelschichten zu identifizieren. Die Färbung des Gewebes (z. B. PAS-Färbung) kann Pilzstrukturen deutlich machen.

 

Formen der Erkrankung

Man kann verschiedene Formen der Onychomykose unterscheiden:

  • Distal-lateraler subungualer Typ: Häufigste Form; die Infektion breitet sich von außen (Nagelrand) ausgehend aus.
  • Proximal subungualer Typ: Die Nagelplatte wird von der Nagelmatrix ausgehend befallen.
  • Superfizieller weißer Typ (Leukonychia trichophytica): Betrifft die Zehennägel und wird oft von Trichophyton interdigitale verursacht.

Ursachen

Die Onychomykose wird in 80-90 % der Fälle durch Trichophyton rubrum verursacht. Weitere mögliche Erreger sind:

  • Trichophyton interdigitale
  • Epidermophyton floccosum
  • Hefepilze (Candida-Spezies)
  • Schimmelpilze

Differentialdiagnosen

Differentialdiagnosen bei Onychomykose umfassen:

  • Traumatische Onychodystrophie (Nagelveränderungen durch mechanische Schäden)
  • Psoriasis der Nägel (Nagelpsoriasis)
  • Lichen planus der Nägel
  • Melanom unter der Nagelplatte
  • Paronychie (Nagelbettentzündung)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel:
Die Erkrankung tritt mit zunehmendem Alter gehäuft auf. Kinder sind selten betroffen.

Prävalenz
(Krankheitshäufigkeit): Die Prävalenz liegt in der Gruppe der über 40-Jährigen bei 20-30 % und ab dem 65. Lebensjahr bei mehr als 50 % (in Deutschland).

Inzidenz
(Häufigkeit von Neuerkrankungen): Angaben hierzu variieren, jedoch ist die Inzidenz höher in feucht-warmen Umgebungen und bei Personen mit Risikofaktoren wie Diabetes oder Immunsuppression.

Infektionsepidemiologie

Erreger: Primär Dermatophyten, insbesondere Trichophyton rubrum.

Erregerreservoir:
Menschlicher Haut- und Nagelbereich.

Vorkommen:
Häufiger in warmen, feuchten Umgebungen wie Schwimmbädern und Saunen.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung:
Ja, durch direkten Kontakt oder über kontaminierte Gegenstände.

Kontagiosität
(Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers): Moderat; eine Übertragung ist vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen möglich.

Übertragungsweg:
Kontakt- und/oder Schmierinfektion über infizierte Gegenstände wie Abtrocknungstücher oder Kleidungsstücke.

Eintrittspforte:
Hautläsionen oder winzige Verletzungen an den Nagelrändern.

Inkubationszeit
(Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung): Mehrere Wochen bis Monate.

Krankheitsdauer:
Ohne Behandlung chronisch und progredient.

Dauer der Infektiosität:
Solange der Pilz im Nagelgewebe präsent ist.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Chronische Erkrankung: Die Onychomykose verläuft typischerweise chronisch und ist oft durch Rezidive (Wiederauftreten) gekennzeichnet.
  • Progredienz: Unbehandelt verläuft die Onychomykose progredient (fortschreitend) und kann sich auf umliegende Hautbereiche ausbreiten.

Prognose

  • Therapie: Wird die Therapie konsequent und ausreichend lange durchgeführt, ist die Prognose gut. Rezidive sind jedoch häufig.
  • Komplikationen: Bei Diabetes-Patienten kann die Onychomykose ein Mitverursacher des diabetischen Fußsyndroms sein, was im schlimmsten Fall zu Zehen- oder Fußamputationen führen kann.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Onychomykose. (AWMF-Registernummer: 013 - 003), Mai 2022 Langfassung