Farbveränderung der Haut (Makula) – Medizingerätediagnostik
Eine Makula (Fleck) ist in der Dermatologie (Hautheilkunde) ein umschriebener, rein farblicher Hautbefund ohne tastbare Erhöhung oder Einsenkung. Die Farbveränderung kann hypopigmentiert (vermindert pigmentiert), hyperpigmentiert (übermäßig pigmentiert), erythematös (gerötet) oder livide (bläulich verfärbt) sein. Die Medizingerätediagnostik dient dazu, zwischen harmlosen pigmentären Veränderungen und potenziell malignen (bösartigen) oder systemischen Ursachen (z. B. genetische Syndrome, Infektionen, entzündliche Dermatosen (Hautkrankheiten)) zu unterscheiden.
Die nachfolgenden diagnostischen Verfahren sind gestuft aufgebaut.
Obligate Medizingerätediagnostik – Basisdiagnostik, die regelhaft durchgeführt wird
- Dermatoskopie (Auflichtmikroskopie der Haut)
- Standardverfahren zur nicht-invasiven Beurteilung von makulären (fleckförmigen) pigmentierten und nicht pigmentierten Läsionen (Hautveränderungen).
- Beurteilung von Pigmentverteilung, Netzstruktur, Gefäßmorphologie (Gefäßform), Regression (Rückbildung), Atypiezeichen (Unregelmäßigkeiten).
- Relevanz:
- Abgrenzung benigner (gutartiger) Nävi (Muttermale; z. B. Junktionsnävus, Compound-Nävus, Café-au-lait-Fleck) gegenüber dysplastischem Nävus (atypisches Muttermal) oder Lentigo maligna (Vorstufe eines malignen Melanoms (Hautkrebs)).
- Erkennung typischer Strukturen bei infektiösen oder entzündlichen Makulae (z. B. schuppender Rand bei Pityriasis versicolor (Kleienpilzflechte)).
- Identifikation homogener, scharf begrenzter brauner Makulae bei Melasma (Chloasma) oder postinflammatorischer Hyperpigmentierung (Farbveränderung nach Entzündung).
- Erfassung depigmentierter Areale ohne Gefäßdestruktion (Zerstörung der Gefäße) bei Vitiligo (Weißfleckenkrankheit).
- Fotodokumentation (standardisierte Makro- und Nahaufnahmen)
- Farbkalibrierte, reproduzierbare Übersichtsfotografie plus Detailaufnahmen der Läsion (Hautveränderung).
- Nutzen:
- Verlaufsbeobachtung von Größe, Kontur, Pigmentdichte und Farbverteilung.
- Erkennung von Größenzunahme, neu auftretenden Farbinseln oder unscharfer Begrenzung bei Verdacht auf maligne Transformation (bösartige Veränderung; z. B. dysplastischer Nävus, Lentigo maligna).
- Beurteilung multipler Läsionen bei genetischen Syndromen (z. B. multiple Café-au-lait-Flecken bei Neurofibromatose Typ 1 (Erbkrankheit mit Haut- und Nerventumoren); periorale Lentigines (Pigmentflecken um den Mund) beim Peutz-Jeghers-Syndrom (genetisches Polypensyndrom)).
- Erfassung disseminierter (verstreuter) hypopigmentierter Makulae (helle Flecken; z. B. Lepra-assoziierte Läsionen (Infektionskrankheit), Vitiligo (Weißfleckenkrankheit)) oder großflächiger Hyperpigmentierungen (z. B. Chloasma (Pigmentflecken im Gesicht)).
- Verlaufsbasierte Fotodokumentation ist obligat, wenn mehrere atypische Pigmentmale bestehen oder ein hohes Malignitätsrisiko (Krebsrisiko) eingeschätzt wird.
- Wood-Licht (UV-A-Licht um 365 nm)
- Nicht-invasive Standardtechnik zur Differenzierung von Hyper- und Hypopigmentierungen (Über- bzw. Unterpigmentierungen).
- Typische Befunde:
- Vitiligo (Weißfleckenkrankheit): milchig-weiß, scharf begrenzt.
- Pityriasis versicolor (Kleienpilzflechte): gelblich bis gelb-grün fluoreszierend (abhängig vom Erregerstoffwechsel).
- Postinflammatorische Hyperpigmentierung (Farbveränderung nach Entzündung): verstärkte Braunbetonung.
- Café-au-lait-Flecken (hellbraune Hautflecken): gleichmäßige, gelblich-braune Verstärkung.
- Wood-Licht wird routinemäßig eingesetzt bei unklaren hellen oder dunklen Makulae, v. a. im Gesicht, an den Schleimhäuten oder bei Kindern.
- (Hochauflösende) klinische Inspektion unter guter Beleuchtung
- Systematische Ganzkörperinspektion einschließlich Schleimhäute (Lippen, Mundschleimhaut, Genitalregion), behaarter Areale und schwer einsehbarer Regionen (Rücken, Retroaurikulär (hinter dem Ohr), Plantar (Fußsohle)).
- Wichtig für:
- Peutz-Jeghers-Syndrom (genetisches Polypensyndrom mit Pigmentflecken).
- Neurofibromatose Typ 1 (Erbkrankheit mit Haut- und Nerventumoren).
- Mongolenfleck (angeborene blaugraue Verfärbung am Gesäß/Rücken).
- Berloque-Dermatitis (Pigmentveränderung nach Parfüm/Sonnenlicht).
- Chloasma/Melasma (Pigmentflecken im Gesicht).
- Entzündliche bzw. infektiöse Exantheme (Hautausschläge; z. B. Masern, Röteln).
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und der obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Ganzkörper-Video-Dermatoskopie/Computer-unterstützte digitale Dermatoskopie
- Indikation:
- Zahlreiche atypische Pigmentmale (z. B. dysplastische Nävi (atypische Muttermale)).
- Familienanamnese oder persönliche Anamnese eines malignen Melanoms (schwarzer Hautkrebs).
- Klinischer Verdacht auf Lentigo maligna (Frühform eines malignen Melanoms).
- Verfahren:
- Hochauflösende Dermatoskopiebilder jeder relevanten Läsion (Hautveränderung) werden softwaregestützt archiviert.
- Algorithmen vergleichen Form, Farbe, Rand, Netzstrukturen und Gefäßmuster über definierte Zeiträume.
- Nutzen:
- Detektion (Erkennung) früher maligner Transformationen (bösartiger Veränderungen), z. B. Entwicklung eines Lentigo maligna aus einer langbestehenden, fleckigen Hyperpigmentierung.
- Objektive Dokumentation bei diskreten Veränderungen hyperpigmentierter Areale (z. B. Chloasma, postinflammatorische Hyperpigmentierung).
- Indikation:
- Konfokale Lasermikroskopie (Reflektanzkonfokalmikroskopie)
- Nicht-invasive, in-vivo, quasi-histologische (feingeweblich ähnliche) optische Schnittbildgebung in epidermalen und oberen dermalen Schichten (Hautschichten).
- Indikation:
- Unklare makuläre Pigmentläsion im Gesicht oder an funktionell/ästhetisch sensiblen Arealen.
- Differenzierung zwischen Lentigo maligna und Lentigo simplex (gutartige Pigmentveränderung).
- Stellenwert:
- Kann die Notwendigkeit einer chirurgischen Probebiopsie (Gewebeprobe) reduzieren oder die optimale Biopsiestelle definieren.
- Hochauflösender Ultraschall der Haut (Hochfrequenzsonographie ≥ 20 MHz)
- Indikation:
- Wenn neben der Makula ein palpabler Anteil (tastbare Verdickung) vermutet wird oder das klinische Bild unsicher zwischen rein makulärer Läsion und flacher Plaque (erhabene Hautveränderung) ist.
- Bei Verdacht auf frühe Infiltrationstiefe eines malignen Prozesses (bösartiger Tumor).
- Bei Verdacht auf juvenile benigne Melanome (gutartige Kindermelanome; z. B. Spindelzellnävus, Spitz-Tumor).
- Nutzen:
- Messung der dermalen/beginnend subkutanen Ausdehnung (Tiefe).
- Abklärung, ob tatsächlich (noch) eine reine Makula ohne relevante Dermisinfiltration (Eindringen in die Lederhaut) vorliegt.
- Indikation:
- Fluoreszenzdiagnostik/Fluoreszenz-gestützte Bildgebung
- Indikation:
- Verdacht auf oberflächliche Mykosen (Pilzerkrankungen; z. B. Pityriasis versicolor).
- Dokumentation diffuser Dyschromien (Pigmentstörungen; z. B. Chloasma).
- Nutzen:
- Abgrenzung mykotischer Pigmentstörungen von idiopathischen (ohne erkennbare Ursache) Pigmentveränderungen.
- Indikation:
- Schmalband-/UV-Belastungstest (Phototestung)
- Indikation:
- Lineare oder tropfenförmige Hyperpigmentierung nach Parfüm/Kosmetika und Sonnenexposition.
- Persistierende Makulae in sonnenexponierten Arealen nach Einnahme potenziell phototoxischer Medikamente.
- Vorgehen:
- Definierte Testareale der Haut werden mit UV-A/UV-B bestrahlt.
- Nutzen:
- Objektivierung einer phototoxischen Reaktion (lichtbedingten Reizung) als Ursache einer Hyperpigmentierung.
- Indikation:
- Spaltlampenuntersuchung (Augenuntersuchung mit Spaltlampe)
- Indikation:
- Naevus fusco-coeruleus (Naevus Ota; okulodermale Melanozytose – Pigmentflecken mit Beteiligung der Augenhaut).
- Nutzen:
- Abklärung, ob die Pigmentierung ausschließlich kutan (hautbezogen) ist oder eine okuläre Mitbeteiligung (Augenbeteiligung) besteht.
- Indikation:
- Weichteil-/Organ-Sonographie (Ultraschalluntersuchung)
- Indikation:
- Multiples Auftreten charakteristischer Pigmentmale in typischer Konstellation, z. B. Peutz-Jeghers-Syndrom, Neurofibromatose Typ 1, Albright-Syndrom.
- Nutzen:
- Erkennen extrakutaner Manifestationen (Auftreten außerhalb der Haut).
- Indikation:
- Schnittbildgebung (Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT))
- Diese Verfahren sind kein Routinebestandteil der Makula-Abklärung.
- Sie kommen nur bei Verdacht auf systemische Grunderkrankung oder Tumoren (Neubildungen) zum Einsatz.
- Dopplersonographie kutaner/subkutaner Gefäße (Ultraschalluntersuchung der Blutgefäße)
- Bei der reinen Makula in der Regel nicht erforderlich.
- Kann sinnvoll sein bei Verdacht auf vaskulär (gefäß-) bedingte Pigmentierung (z. B. postinflammatorische Hyperpigmentierung nach Erysipel (Wundrose)).
- Hochauflösende digitale Farbmessung (Colorimetrie/Spectrophotometrie)
- Standardisierte quantitative Farbwertanalyse der Läsion (Hautveränderung).
- Einsatzgebiet:
- Verlaufskontrolle bei Melasma/Chloasma.
- Verlaufskontrolle postinflammatorischer Hyper- oder Hypopigmentierungen.
- Dokumentation der Wirksamkeit therapeutischer Maßnahmen (z. B. photoprotektive Strategien, antientzündliche Behandlung, antimykotische Therapie bei Pityriasis versicolor).
- Vorteil:
- Objektivierbare Messgröße statt rein subjektiver Farbwahrnehmung.
- Sinnvoll bei chronischen, ästhetisch relevanten Dyschromien (Pigmentstörungen).