Rachenentzündung (Pharyngitis) – Labordiagnostik

Die Diagnose einer Pharyngitis (Rachenentzündung) wird zunächst anhand des klinischen Erscheinungsbildes und der vom Patienten geschilderten Symptomatik gestellt.

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Rachen- bzw. Tonsillenabstrich – bei Verdacht auf bakterielle Pharyngitis (Centor- oder McIsaac-Score ≥ 3); Durchführung: Zunge mit Spatel herunterdrücken, Tupfer unter Sicht reibend-drehend über beide Tonsillen, die lymphatischen Seitenstränge und die Rachenhinterwand führen; Nachweis: Kultur oder Antigen-Schnelltest auf beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (GABHS), Sensitivität 70–90 %, Spezifität ca. 95 % [1]
  • Kleines Blutbild – bei Verdacht auf hämatologische Ursachen, z. B. Plummer-Vinson-Syndrom (seltene Kombination aus Blutarmut und Schleimhautveränderungen)
  • SS-A- und SS-B-Antikörper – bei Verdacht auf Sjögren-Syndrom (Autoimmunerkrankung mit Mundtrockenheit und Augentrockenheit)
  • Mononukleose-Schnelltest (heterophile Antikörper, Paul-Bunnell oder Monospot) – bei Verdacht auf Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber)
  • EBV-Serologie (Epstein-Barr-Virus) – falls Mononukleose-Schnelltest negativ, aber weiterhin klinischer Verdacht auf EBV-Infektion
  • Virus-Serologien (Adenoviren, Coxsackie-Viren, ECHO-Viren, Influenza A und B, Parainfluenzaviren, Respiratory Syncytial Virus) – nur bei epidemiologischer Fragestellung oder schwerem Verlauf
  • Chlamydien-Serologie (Chlamydia pneumoniae, Chlamydia trachomatis) – bei chronisch-rezidivierender Pharyngitis
  • Antistreptolysin (ASL)-Titer – bei Verdacht auf zurückliegende Streptokokken-Infektion mit Spätkomplikationen (z. B. rheumatisches Fieber, Nierenentzündung)

Red Flags (Warnzeichen) bei Pharyngitis

Diese Konstellationen erfordern sofortige Abklärung und ggf. stationäre Aufnahme:

  • Peritonsillarabszess (Eiteransammlung neben den Mandeln) – starke einseitige Halsschmerzen, Kieferklemme (Trismus), kloßige Sprache, ausgeprägte Schluckbeschwerden; Labor: Leukozytose [↑], CRP [↑]
  • Epiglottitis (Kehldeckelentzündung) – akuter Beginn mit hohem Fieber, Schluckstörung, inspiratorischem Stridor (pfeifendes Atemgeräusch), Speichelfluss, sitzende Haltung (tripod position); Labor: CRP [↑], Blutkulturen
  • Retropharyngealabszess (Eiteransammlung hinter dem Rachen) – Nackensteife, Atemnot, kloßige Sprache, Vorwölbung der Rachenhinterwand; Labor: Leukozytose [↑], CRP [↑], Blutkulturen
  • Diphtherie – süßlich-fauliger Mundgeruch, grau-weiße festhaftende Beläge, schwere Allgemeinsymptome; Labor: Erregernachweis (Rachenabstrich, Kultur), Toxinbestimmung
  • Systemische Komplikationen (z. B. Sepsis, nekrotisierende Fasziitis im Kopf-Hals-Bereich) – zunehmende Allgemeinsymptome, Kreislaufinstabilität; Labor: Blutkulturen, Procalcitonin [↑], Lactat [↑]

Literatur

  1. Gerber MA, Shulman ST: Rapid diagnosis of pharyngitis caused by group A streptococci. Clin Microbiol Rev 2004; 17: 571-80

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Halsschmerzen. (AWMF-Registernummer: 053-010), Oktober 2020 Kurzfassung Langfassung