Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Epiglottitis (Kehlkopfdeckelentzündung) dar.
Familienanamnese
- Gab es in Ihrer Familie Fälle von schweren bakteriellen Infektionen oder erblich bedingten Immundefekten (z. B. Antikörpermangelsyndrome)?
- Bestehen bei nahen Verwandten relevante chronische Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma bronchiale, chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD))?
- Wurde bei Familienmitgliedern eine Infektion mit Haemophilus influenzae Typ b (Hib) diagnostiziert?
Sozialanamnese
- Arbeiten Sie oder Ihr Kind in einer Umgebung mit engem Kontakt zu vielen Menschen (z. B. Kindergarten, Schule, Pflegeheim, Gefängnis)?
- Gab es kürzlich Ausbrüche von Atemwegsinfektionen in Ihrem sozialen oder beruflichen Umfeld?
- Besteht aktuell oder bestand kürzlich enger Kontakt zu Personen mit akuten fieberhaften Erkrankungen?
- Leben Sie oder Ihr Kind in Gemeinschaftseinrichtungen (z. B. Kinderheim, betreutes Wohnen)?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
Ggf. unter Einbezug einer Fremdanamnese bei Kindern oder bewusstseinsveränderten Patienten.
Bei Kindern
- Hat Ihr Kind hohes Fieber (39-40 °C)?
- Wirkt Ihr Kind sehr krank, abgeschlagen oder ungewöhnlich ruhig?
- Hat Ihr Kind starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden?
- Verweigert es das Essen und Trinken?
- Läuft vermehrt Speichel aus dem Mund?
- Hören Sie ein pfeifendes Geräusch beim Einatmen? (Hinweis auf eine Verengung der Atemwege) *
- Hat Ihr Kind Atemnot oder Anzeichen von Erstickung? *
- Ist die Haut um den Mund blass?
- Haben sich die Lippen bläulich verfärbt? *
- Sitzt Ihr Kind mit vorgebeugtem Oberkörper, gestrecktem Kopf und offenem Mund, um besser atmen zu können? *
Bei Erwachsenen
- Haben Sie Halsschmerzen und Probleme beim Schlucken?
- Klingt Ihre Stimme dumpf oder „kloßig“?
- Fällt das Schlucken besonders schwer?
- Fällt Ihnen auf, dass Sie eine ungewöhnliche Körperhaltung einnehmen, um besser Luft zu bekommen?
- Treten vermehrter Speichelfluss, Fieber und Luftnot auf? *
- Fühlen Sie sich körperlich sehr geschwächt oder krank?
- Spüren Sie geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten am Hals?
- Haben Sie das Gefühl von innerer Unruhe, Angst oder Panik, vor allem beim Atmen? *
Hinweis: Ein Stern * kennzeichnet Beschwerden, bei denen sofort ein Arzt oder Notdienst aufgesucht werden muss – es kann akute Lebensgefahr bestehen.
Allgemeine Fragen zur Symptomdynamik:
- Seit wann bestehen die Beschwerden?
- Haben sich die Symptome in Intensität oder Art verändert?
- Gab es vorherige, ähnliche Episoden?
- Besteht aktuell Kontakt zu infektiösen Personen?
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Besteht Appetitlosigkeit oder Nahrungsverweigerung (v. a. bei Kindern)?
- Ist die Flüssigkeitsaufnahme reduziert?
Eigenanamnese
- Vorerkrankungen:
- Gab es in der Vergangenheit eine nachgewiesene Haemophilus influenzae-Infektion?
- Bestehen chronische Erkrankungen der oberen Atemwege (z. B. chronische Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Tonsillitis (Mandelentzündung))?
- Bestehen Immundefekte oder wurde ein geschwächtes Immunsystem festgestellt?
- Leiden Sie oder Ihr Kind an Diabetes mellitus, Lebererkrankungen oder chronischen Lungenerkrankungen?
- Bestehen regelmäßige Aufenthalte in medizinischen oder betreuenden Einrichtungen?
- Wurde kürzlich eine Atemwegserkrankung durch Viren oder Bakterien diagnostiziert?
- Besteht ein vollständiger Impfschutz gegen Haemophilus influenzae Typ b (Hib)
- Allergien:
- Bestehen bekannte Allergien gegen Medikamente, Nahrungsmittel oder Umweltstoffe (z. B. Latex, Pollen, Tierhaare)?
- Bestehen bekannte Reaktionen auf Antibiotika (z. B. Cephalosporine, Penicilline)?
Medikamentenanamnese
- Besteht eine immunsuppressive Medikation (z. B. Kortikosteroide, Chemotherapeutika, Biologika)?
- Werden regelmäßig andere Medikamente eingenommen, die das Immunsystem beeinflussen?
- Wurde vor Kurzem ein Antibiotikum eingenommen oder abgesetzt?
Beachte: Die Epiglottitis ist ein Notfall! Der Transport in eine Klinik durch den Rettungsdienst muss unter Begleitung eines Notarztes erfolgen.
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.