Phäochromozytom – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild
  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Blut), Sediment
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat
  • Nüchternglucose, ggf. oraler Glukosetoleranztest (oGTT); HbA1c
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase (AP), Bilirubin
  • Schilddrüsenparameter – TSH, ggf. fT3, fT4
  • Plasmafreie Metanephrine und Normetanephrine im EDTA-Plasma in liegender Position nach mindestens 20-30 Minuten Ruhe – bevorzugter Screeningtest auf Phäochromozytom (Tumor des Nebennierenmarks)/Paragangliom (neuroendokriner Tumor außerhalb der Nebenniere)

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Fraktionierte Metanephrine im angesäuerten 24 h-Urin – Alternative oder Ergänzung zur Bestimmung der plasmafreien Metanephrine, insbesondere bei unklaren oder mäßig erhöhten Plasmaspiegeln
  • Katecholamine Adrenalin (Stresshormon) und Noradrenalin (Stresshormon) im Plasma oder 24 h-Urin – heute nachrangig gegenüber den Metanephrinen
  • Dopamin (Botenstoff) und Homovanillinsäure (Abbauprodukt von Katecholaminen) im 24 h-Urin – insbesondere bei Verdacht auf maligne, extraadrenale oder hereditäre Phäochromozytome/Paragangliome
  • Chromogranin A (neuroendokriner Marker)
  • Clonidin-Hemmtest (Clonidin-Suppressionstest) – Bestätigungstest bei mäßig erhöhtem Plasmanormetanephrin
  • Genetische Testung (z. B. RET, VHL, NF1, SDHB/SDHD) – siehe Abschnitt „Genetische Abklärung“

Ein biochemisches Screening zum Nachweis einer Überproduktion von Katecholaminen (Adrenalin, Noradrenalin) sollte durchgeführt werden bei Patienten mit:

  • neu aufgetretener, schwer einstellbarer oder paroxysmaler Hypertonie (Bluthochdruck)
  • paradoxem Blutdruckverhalten während Narkose (Anästhesie) oder operativer Eingriffe
  • typischen anfallsartigen Beschwerden mit Kopfschmerz, Palpitationen (Herzrasen), Tremor (Zittern), Blässe und/oder Schwitzen
  • hereditärer Prädisposition (vererbte Veranlagung) für ein Phäochromozytom (Tumor des Nebennierenmarks)/Paragangliom (neuroendokriner Tumor) – z. B. MEN 2 (multiple endokrine Neoplasie Typ 2), von-Hippel-Lindau-Syndrom, Neurofibromatose Typ 1 (Erbkrankheit mit Tumorbildung), SDHx-Mutationen
  • asymptomatischen Patienten mit einem Inzidentalom (Zufallsbefund) der Nebennieren, insbesondere bei radiologischen Hinweisen auf ein Phäochromozytom oder unklarer Benignität

Beachte:
Vor der Bestimmung von Metanephrinen sollten – soweit klinisch vertretbar – Medikamente, die die Katecholaminfreisetzung oder -metabolisierung beeinflussen, reduziert oder pausiert werden (z. B. trizyklische Antidepressiva, Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, L-Dopa, Sympathomimetika, Kokain).

Eine routinemäßige Unterbrechung der antihypertensiven Medikation (Blutdruckmedikamente) ist in der Regel nicht erforderlich; sie sollte nur nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Koffein, Nikotin und ausgeprägte körperliche Aktivität sollten mindestens 24 Stunden vor der Blutentnahme gemieden werden.

Interpretation der Metanephrinwerte:
Ein Phäochromozytom/Paragangliom ist sehr wahrscheinlich, wenn die Werte der plasmafreien oder fraktionierten Metanephrine mindestens etwa das Dreifache des oberen Referenzbereichs überschreiten.

Bei nur grenzwertiger Erhöhung sollte die Bestimmung unter optimierten präanalytischen Bedingungen wiederholt und ggf. ein Bestätigungstest (z. B. Clonidin-Hemmtest) durchgeführt werden.

Clonidin-Hemmtest (Clonidin-Suppressionstest):
Bei klinischem Verdacht auf ein Phäochromozytom und nur mäßig erhöhten Katecholaminmetaboliten kann ein Bestätigungstest durchgeführt werden. Voraussetzung ist ein systolischer Blutdruckwert von über 120 mmHg.

Testergebnis bei Vorliegen eines Phäochromozytoms:

  • Ein Abfall des Plasmanormetanephrins um weniger als 40 % des Ausgangswerts spricht mit hoher Sensitivität und Spezifität für ein Phäochromozytom [1, 2].

Bei deutlich erhöhten Basalwerten (Adrenalin > 85 ng/l, Noradrenalin > 275 ng/l) wird beim Phäochromozytom kein relevanter Abfall der Noradrenalin-/Adrenalin-Spiegel im Plasma beobachtet.

Genetische Abklärung:
Bei nachgewiesenem Phäochromozytom/Paragangliom wird heute eine großzügige genetische Diagnostik empfohlen, insbesondere in folgenden Fällen:

  • Patient unter 45 Jahren
  • beidseitiges Phäochromozytom oder multiple Tumoren
  • positive Familienanamnese (familiäre Krankheitsbelastung) für Phäochromozytom/Paragangliom
  • Vorliegen von Paragangliomen (neuroendokriner Tumor außerhalb der Nebenniere)
  • klinischer oder bildgebender Verdacht auf eine hereditäre Tumorprädisposition (erbliche Tumoranfälligkeit) – z. B. MEN 2, von-Hippel-Lindau-Syndrom, Neurofibromatose Typ 1

Literatur

  1. Lenders JW, Duh QY, Eisenhofer G, Gimenez-Roqueplo AP, Grebe SK, Murad MH, Naruse M, Pacak K, Young WF Jr: Endocrine society. Pheochromocytoma and paraganglioma: an endocrine society clinical practice guideline. J Clin Endocrinol Metab. 2014 Jun;99(6):1915-42. doi: 10.1210/jc.2014-1498.
  2. van Berkel A, Lenders JW, Timmers HJ: Diagnosis of endocrine disease: biochemical diagnosis of phaeochromocytoma and paraganglioma. Eur J Endocrinol 2014 Feb 4;170(3):R109-19. doi: 10.1530/EJE-13-0882. Print 2014 Mar.