Klimakterium/Wechseljahre (Menopause) – Einleitung

Der Begriff Klimakterium definiert die Zeit, bzw. die Jahre andauernde Übergangsphase der Geschlechtsreife bis zum Erlöschen der ovariellen Hormonproduktion. Im weiteren Sinne handelt es sich um eine Phase von physiologischen und hormonellen Veränderungen im Organismus der Frau, die sich in verschiedenen Stadien von in etwa dem 40. Lebensjahr bis in das späte sechste Lebensjahrzehnt fortsetzen kann. Obwohl die Menopause als Zeitpunkt der letzten Regelblutung klar definiert ist, wird vorwiegend im angloamerikanischen Schrifttum, dieser Begriff zunehmend wie das Zeitfenster des Klimakteriums gebraucht.

Synonyme und ICD-10: Climacterium; Klimakterium; Klimakterium feminale; Menopause, Wechseljahre der Frau; ICD-10-GM N95.-: Klimakterische Störung

Charakteristische Laborbefunde 

  • Erniedrigte Östradiolspiegel (E2): Der Östradiolspiegel, das primäre weibliche Geschlechtshormon während der fruchtbaren Jahre, sinkt signifikant während der Menopause. Typischerweise liegen die Serum-Östradiolwerte bei postmenopausalen Frauen unter 20-30 pg/ml.
  • Erhöhte FSH-Spiegel (Follikelstimulierendes Hormon): FSH-Spiegel steigen stark an, oft über 40 mIU/ml, da die Hypophyse versucht, die verminderte Ovarialfunktion durch vermehrte Ausschüttung von FSH zu kompensieren.
  • Erhöhte LH-Spiegel (Luteinisierendes Hormon): Ähnlich wie FSH, steigen auch die LH-Spiegel an, typischerweise über 20 mIU/ml, als Reaktion auf den Rückgang der Ovarialfunktion (Eierstockfunktion).
  • Erniedrigte Progesteronspiegel: Progesteron, das während der Lutealphase des Menstruationszyklus eine Schlüsselrolle spielt, ist in der Menopause stark reduziert, oft unter 1 ng/ml.
  • Erhöhte Androgen/Östrogen-Ratio: Obwohl die Androgenspiegel (z. B. Testosteron) im Verlauf des Alterns leicht sinken, fällt der Rückgang der Östrogene stärker aus, was zu einer relativen Erhöhung des Androgen/Östrogen-Verhältnisses führt. Dies kann zu klinischen Zeichen wie vermehrter Körperbehaarung (Hirsutismus) führen.
  • Erniedrigte AMH-Spiegel (Anti-Müller-Hormon): Das AMH, das die ovariellen Reserve anzeigt, ist in der Menopause stark reduziert und oft nicht mehr nachweisbar. Es ist ein Marker für die verbliebene Anzahl an Follikeln (Eibläschen).
  • Verminderte Inhibin-B-Spiegel: Inhibin B, das während der fruchtbaren Jahre zur Regulation der FSH-Ausschüttung beiträgt, ist in der Menopause signifikant erniedrigt oder nicht nachweisbar.
  • Verändertes Lipidprofil: Es kann zu erhöhten Cholesterin- und LDL-Spiegeln sowie zu einer Zunahme der Triglyceride kommen, bedingt durch den Rückgang der Östrogene, die normalerweise protektiv auf das Herz-Kreislauf-System wirken.
  • Erniedrigte SHBG-Spiegel (Sexualhormon-bindendes Globulin): Der SHBG-Spiegel sinkt während der Menopause, was zu einer erhöhten Bioverfügbarkeit von freien Androgenen wie Testosteron führen kann.

Formen der Menopause

Die Menopause kann in verschiedene Phasen unterteilt werden, die den Übergang von der fruchtbaren Phase zur postmenopausalen Phase beschreiben. Diese Einteilung berücksichtigt die hormonellen Veränderungen und die damit verbundenen Symptome, die Frauen in dieser Lebensphase erleben. Die wichtigsten Phasen der Menopause sind:

Prämenopause

  • Zeitraum: Etwa zehn bis fünfzehn Jahre vor der Menopause.
  • Kennzeichen: Diese Phase ist bereits durch einen allmählichen Rückgang der Progesteron- und Östrogenspiegel gekennzeichnet. Obwohl die Menstruationszyklen noch regelmäßig sein können, beginnen hormonelle Schwankungen, die Fruchtbarkeit zu beeinflussen.
  • Symptome:
    • Sterilität: Der Beginn der Unfruchtbarkeit kann sich bereits in dieser Phase manifestieren.
    • Blutungsanomalien: Unregelmäßige Menstruationsblutungen, die sowohl in ihrer Häufigkeit als auch in ihrer Stärke variieren können.
    • Wechseljahresbeschwerden: Erste Symptome wie Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen können auftreten.

Perimenopause

  • Zeitraum: Übergangsphase zwischen der Prä- und Postmenopause, die einige Jahre vor und bis zu ein bis zwei Jahre nach der Menopause andauern kann. Dieser Zeitraum umfasst etwa fünf Jahre vor der Menopause.
  • Kennzeichen: In dieser Phase kommt es zu deutlicheren hormonellen Veränderungen, insbesondere zu Schwankungen in den Östrogen- und Progesteronspiegeln, die zu erheblichen Veränderungen im Menstruationszyklus führen.
  • Symptome:
    • Übergang von der fertilen zur infertilen Phase: Die Fruchtbarkeit nimmt weiter ab und endet schließlich.
    • Blutungsanomalien: Zyklen können unregelmäßig werden, Menstruationen ausbleiben oder verstärkt auftreten.
    • Wechseljahresbeschwerden: Intensivierte Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, vaginale Trockenheit und psychische Veränderungen (z. B. depressive Verstimmungen).

Menopause

  • Zeitpunkt: Die Menopause ist definiert als der Zeitpunkt der letzten Menstruationsblutung, die in der Regel zwischen dem 47. und 52. Lebensjahr auftritt. Das Durchschnittsalter in den westlichen Ländern liegt bei etwa 51 Jahren.
  • Kennzeichen: Die endgültige Beendigung der Menstruationszyklen durch den vollständigen Rückgang der ovariellen Funktion und die Einstellung der Hormonproduktion.
  • Symptome:
    • Häufiges Auftreten von Wechseljahresbeschwerden: Fortbestehende Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und vaginale Trockenheit (Scheidentrockenheit). Die Symptome können stark variieren und in Intensität und Dauer unterschiedlich sein.

Postmenopause

  • Zeitraum: Diese Phase beginnt, wenn die Menstruation für mindestens ein Jahr ausgeblieben ist. Sie erstreckt sich über den Rest des Lebens der Frau.
  • Kennzeichen: Der Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron ist stabil niedrig. Die fruchtbare Phase ist endgültig beendet.
  • Symptome:
    • Fortbestehende Wechseljahresbeschwerden: In dieser Phase können die Symptome der Menopause weiterhin bestehen, nehmen aber im Allgemeinen mit der Zeit ab.
    • Langzeitfolgen des Östrogenmangels: Erhöhtes Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Harnwegsprobleme und Atrophie des Urogenitaltrakts.

Sonderformen der Menopause

  • Frühe Menopause  (Klimakterium praecox)
    • Definition: Der Beginn der Menopause vor dem 40. Lebensjahr.
    • Ursachen: Genetische Faktoren, Autoimmunerkrankungen, bestimmte medizinische Behandlungen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie.
    • Besonderheiten: Psychologische und physiologische Herausforderungen durch den frühen Beginn. Erhöhtes Risiko für Langzeitkomplikationen aufgrund des frühen Verlusts des Schutzes durch Östrogen.
  • Künstliche Menopause
    • Definition: Eine durch medizinische Intervention hervorgerufene Menopause, z. B. durch Entfernung der Eierstöcke (Oophorektomie), Chemotherapie oder Bestrahlung.
    • Besonderheiten: Abrupter Beginn mit starken Symptomen, da die hormonellen Veränderungen plötzlich und nicht allmählich auftreten. Sofortige Behandlung erforderlich, um die Symptome zu lindern und Langzeitkomplikationen zu vermeiden.
  • Späte Menopause
    • Definition: Der Beginn der Menopause nach dem 55. Lebensjahr.
    • Besonderheiten: Längere Exposition gegenüber Östrogen, was sowohl schützende Effekte (z. B. geringeres Risiko für Osteoporose/Knochenschwund) als auch potenzielle Risiken (z. B. erhöhtes Brustkrebsrisiko) mit sich bringen kann.

Diese Formen der Menopause verdeutlichen die Vielfalt der Erlebnisse und Symptome, die Frauen während dieser Lebensphase erfahren können, und unterstreichen die Notwendigkeit einer individuellen und angepassten medizinischen Betreuung.

Epidemiologie

Das mittlere Menopausealter liegt bei 51 +/- 3 Jahren in Mitteleuropa. Von einer vorzeitigen Menopause (Klimakterium praecox) wird gesprochen, wenn die letzte Blutung vor dem 40. Lebensjahr erfolgt. Eine frühzeitige Menopause tritt ein, wenn die Erschöpfung der reproduktiven ovariellen Funktion zwischen dem 40. und 45. Lebensjahr eintritt. Bei circa 8 % aller Frauen setzt die Menopause vor dem 40. Lebensjahr ein.

In Deutschland sind ca. 12-15 Millionen Frauen im Alter von 45-65 Jahren im Klimakterium. Die mittlere Dauer von moderaten bis schweren Hitzewallungen beträgt ca. zehn Jahre. Bei Beginn der Hitzewallungen in der frühen Perimenopause ist die mittlere Dauer länger, sie beträgt dann ca. zwölf Jahre.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf des Klimakteriums variiert stark zwischen Individuen und kann eine Vielzahl von Symptomen umfassen, die unterschiedlich intensiv und lang anhaltend sein können. Zu den häufigsten Beschwerden zählen Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Veränderungen der Sexualfunktion. Die Symptome beginnen meist in der Perimenopause und können bis in die Postmenopause andauern.

  • Hitzewallungen und Nachtschweiß: Treten bei etwa 75-80 % der Frauen auf und können mehrere Jahre anhalten. Die mittlere Dauer beträgt etwa sieben Jahre, wobei einige Frauen bis zu zehn oder mehr Jahre betroffen sein können.
  • Schlafstörungen und Müdigkeit: Diese sind häufig und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
  • Stimmungsschwankungen und Depressionen: Hormonelle Veränderungen können die Stimmung beeinflussen und das Risiko für Depressionen erhöhen.
  • Sexualfunktion: Trockenheit der Vaginalschleimhaut und verminderte Libido sind häufige Beschwerden.

Prognose

Die meisten Frauen erleben eine Linderung der Symptome einige Jahre nach der Menopause. Langfristige gesundheitliche Auswirkungen können jedoch auftreten, darunter:

  • Osteoporose: Durch den Östrogenmangel steigt das Risiko für Knochenschwund und Frakturen (Knochenbrüche).
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen: Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt nach der Menopause zu.
  • Urogenitale Atrophie: Das bedeutet, dass die Gewebe im Bereich der Harnwege und der Geschlechtsorgane dünner, trockener und weniger elastisch werden. Dieses kann zu anhaltenden Symptomen führen, die die Lebensqualität beeinträchtigen können.

Eine Hormonersatztherapie (HRT) kann helfen, die Symptome zu lindern und das Risiko für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Die Entscheidung für eine HRT sollte individuell getroffen werden, basierend auf den spezifischen Symptomen und Risikofaktoren der Patientin.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Leitlinien

  1. National Institute of Health and Care Excellence (NICE) (2015) Menopause: diagnosis and management. NICE guidelines [NG23] 12. November 2015
  2. S3-Leitlinie: Peri- und Postmenopause - Diagnostik und Interventionen. (AWMF-Registernummer: 015-062), Januar 2020 Langfassung