Extrauteringravidität – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Humanes Choriongonadotropin (ß-HCG; Schwangerschaftshormon) – spezifisch zum Nachweis von Trophoblastgewebe (Plazentagewebe) einer intrauterinen oder einer extrauterinen Schwangerschaft (Eileiterschwangerschaft).
    • In den ersten Schwangerschaftswochen (SSW) zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg; der Höchstwert ist in der 10.-12. SSW erreicht und bleibt bis zur 16. SSW stabil, danach erfolgt ein langsamer Abfall. Ein wichtiges diagnostisches Kriterium ist die HCG-Verdopplung innerhalb von 48 Stunden (sog. Verdopplungszeit) in den ersten sieben Schwangerschaftswochen. Der minimale Anstieg bei einer vitalen Schwangerschaft innerhalb dieser Zeitspanne beträgt 35 %.
    • Bei einer Eileiterschwangerschaft (EUG) (außerdem bei einer gestörten intrauterinen Frühgravidität (Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft)) ist der Anstieg im Regelfall geringer, erreicht ein Plateau oder fällt sogar ab. ß-HCG muss routinemäßig bei allen Therapieverfahren der Eileiterschwangerschaft so lange kontrolliert werden, bis der Wert unter die Nachweisgrenze fällt. Falls die Diagnose initial nicht zu sichern ist, erfolgt eine erneute Analyse nach 2 Tagen und anschließend alle 2–7 Tage.
    • Hinweis: Ein normaler Anstieg des ß-HCG ist ein Hinweis auf eine normale Schwangerschaft, schließt jedoch eine Eileiterschwangerschaft nicht aus. Bei ca. 20 % der Fälle einer Eileiterschwangerschaft wird ein HCG-Verlauf beobachtet, der einer vitalen intrauterinen Schwangerschaft gleicht. In ca. 10 % entspricht der Verlauf dem einer frühen Fehlgeburt [2].
  • Progesteron (Gelbkörperhormon) – Werte < 20 ng/ml stützen den Verdacht auf eine Eileiterschwangerschaft bzw. eine nicht intakte intrauterine Gravidität. Niedrige Progesteronspiegel (< 5 ng/ml) sind hochgradig verdächtig für eine nicht vitale Schwangerschaft, während Werte > 20 ng/ml typischerweise für eine intakte Schwangerschaft sprechen. Aufgrund einer diagnostischen Grauzone zwischen 5-20 ng/ml wird Progesteron heute als unterstützend, nicht als alleinig diagnostisch bewertet [3].
  • Kombination beider Parameter – gemeinsam mit einer Vaginalsonographie (Ultraschalluntersuchung durch die Scheide) – sowie der Verlauf des ß-HCG-Wertes führen zur Diagnosesicherung [4].
  • Hinweis: Ein Cut-off-Wert des HCG-Spiegels, ab dem sonographisch die typischen Zeichen einer intrauterinen Schwangerschaft sichtbar sein müssen, wird mit 3.500 mIU/ml vorgeschlagen [5]. Neuere Arbeiten diskutieren niedrigere Schwellen (~2.000 mIU/ml), abhängig von der Qualität der Sonographie. Der hohe Schwellenwert soll dazu beitragen, Fehldiagnosen und unnötige Kürettagen (Ausschabungen der Gebärmutter) bei intrauteriner Schwangerschaft zu vermeiden.

Tabelle – HCG-Anstieg zur Diagnostik einer EUG oder einer gestörten Frühgravidität [1]

HCG-Ausgangswert (mIU/ml) Erwarteter Anstieg nach 48 Stunden bei einer intakten Intrauteringravidität (%)
< 1.500 > 49
1.500–3.000 > 40
> 3.000 > 33

Interpretation:
Unterschreitung der angegebenen Werte → gestörte Frühgravidität (Fehlgeburt) bzw. Eileiterschwangerschaft [1].

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Tumorassoziierte Ursachen – selten ß-HCG-produzierende Tumoren (z. B. Keimzelltumoren (Keimdrüsentumoren), Trophoblasttumoren (Tumoren des Mutterkuchengewebes)), die zu falsch-positiven Befunden führen können [2].
  • Endokrinologische Ursachen – Corpus-luteum-Insuffizienz (Schwäche des Gelbkörpers), hormonell insuffiziente Frühgravidität (Schwangerschaft mit unzureichender Hormonproduktion) [3].
  • Weitere Ursachen – frühe Fehlgeburt (Abort), molare Schwangerschaft (Blasenmole) [4].

Literatur

  1. Barnhart KT, Guo W, Cary MS, Morse CB, Chung K, Takacs P et al.: Differences in serum human chorionic gonadotropin rise in early pregnancy by race and value at presentation. Obstet Gynecol. 2016;128(3):504-511. https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000001568
  2. Morse CB, Sammel MD, Shaunik A, Allen-Taylor L, Oberfoell NL, Takacs P et al.: Performance of human chorionic gonadotropin curves in women at risk for ectopic pregnancy: exceptions to the rules. Fertil Steril. 2012;97(1):101-106.e2. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2011.10.037
  3. Seeber BE: What serial hCG can tell you, and cannot tell you, about an early pregnancy. Fertil Steril. 2012;98(5):1074-1077. https://doi.org/10.1016/j.fertnstert.2012.09.014
  4. van Mello NM, Mol F, Opmeer BC, de Bekker-Grob EW, Essink-Bot ML, Ankum WM et al.: Diagnostic value of serum hCG on the outcome of pregnancy of unknown location: a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update. 2012;18(6):603-617. https://doi.org/10.1093/humupd/dms035
  5. ACOG Practice Bulletin No. 193: Tubal Ectopic Pregnancy. Obstet Gynecol. 2018;131(3):e91-e103. https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000002560