Extrauteringravidität – Einleitung

Bei der Extrauteringravidität (EUG) – umgangssprachlich Eileiterschwangerschaft* genannt –  handelt es sich um eine Gravidität (Schwangerschaft), bei der die Nidation (Einnistung) der Blastozyte (Embryo im frühen Entwicklungsstadium; entsteht etwa am 4. Tag nach der Befruchtung aus der Morula/Maulbeerstadium) außerhalb des Uterus (Gebärmutter) stattfindet.

Synonyme und ICD-10: extrauterine Gravidität; ektope Gravidität; Thesaurus-Synonyme: Abdominalgravidität; Abortus ampullaris; Bauchhöhlengravidität; Bauchhöhlenschwangerschaft; cervikale Extrauteringravidität; cervikale Extrauterinschwangerschaft; Cervikalgravidität; Cervikalschwangerschaftextrauterine Gravidität; Eierstockschwangerschaft; Eileiterruptur durch Schwangerschaft; ektope Gravidität; ektope Schwangerschaft; ektopische Graviditas abdominalis; ektopische rupturierte Gravidität; ektopische rupturierte Schwangerschaft; ektopische Schwangerschaft; Extrauteringravidität; Extrauteringravidität im Uterushorn; Extrauterinschwangerschaft; Extrauterinschwangerschaft im Uterushorn; Graviditas ampullaris; Graviditas extrauterina; Graviditas isthmica; Graviditas ovarica; Gravidität im Mesometrium; Gravidität im Uterushorn; Gravidität in der Cervix uteri; Hämatozele bei Extrauterinschwangerschaft; Interstitielle Gravidität; interstitielle Schwangerschaft; intraligamentäre Gravidität; intraligamentäre Schwangerschaft; intramurale Gravidität; intramurale Schwangerschaft; intraperitoneale Gravidität; Intraperitoneale Schwangerschaft; Ovargravidität; Ovarschwangerschaft; Peritonealgravidität; Peritonealschwangerschaft; Ruptur der Tuba uterina durch Schwangerschaft; rupturierte Extrauteringravidität; rupturierte Extrauterinschwangerschaft; Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter; Schwangerschaft außerhalb des Uterus; Schwangerschaft im Mesometrium; Schwangerschaft im Uterushorn; Schwangerschaft in der Cervix uteri; Tubarabort; Tubargravidität; Tubenmole; Tubenruptur durch Gravidität; Tubenschwangerschaft; ICD-10 O00.-

*Da die Implantation (Nidation; Einnistung) häufig im Bereich der Tuben (Eileiter) stattfindet, ist in der Bevölkerung der Begriff der Eileiterschwangerschaft (Tubaria; Tubargravidität) bekannt.

Ein falsch eingenistetes Ei stellt grundsätzlich eine akute und lebensbedrohliche Erkrankung dar!

Formen der Extrauteringravidität (EUG)

Die Formen der EUG lassen sich nach ICD-10 wie folgt unterscheiden:

  • Abdominalgravidität (O00.0) ‒ Bauchhöhlenschwangerschaft (Einnistung des befruchteten Eis in der Bauchhöhle: Douglas-Raum, Omentum (Bauchnetz), Darm, Leber, Milz); < 1 %
  • Tubargravidität (O00.1) ‒ Eileiterschwangerschaft (Einnistung des befruchteten Eis im Eileiter); häufigste Form der EUG (ca. 98 %)
    • Ampulläre EUG ‒ distaler Bereich (76 %)
    • Isthmische EUG ‒ proximaler Bereich (12 %)
    • Interstitielle/kornual/intramurale EUG ‒ Übergang zwischen Tube (Eileiter) und Uterus (Gebärmutter) (2 %)
  • Ovarialgravidität (O00.2) ‒ Einnistung des befruchteten Eis im Eierstock (0,2 bis 2 %)
  • Sonstige Extrauteringravidität (O00.8)
    • Cervicalgravidität (Einnistung des befruchteten Eis in die Cervix (Gebärmutterhals)); bis 0,5 %
    • Intramyometrane Gravidität – Einnistung des befruchteten Eis in das Myometrium (Gebärmuttermuskulatur)
  • Extrauteringravidität, nicht näher bezeichnet (O00.9)

Liegt eine Schwangerschaft mit unklarem Sitz vor, wir diese international auch als „pregnancy of unknown location" (PUL) bezeichnet. Dieses kann auf eine extrauterine Schwangerschaft hinweise (s. u. "Extrauteringravidität/Medizingerätediagnostik").

Sonderform: Als heterotope Schwangerschaft bezeichnet man eine Geminigravidität (Zwillingsschwangerschaft), bei der es zu einer gleichzeitigen (synchronen) intrauterinen und extrauterinen Gravidität (Schwangerschaft) kommt.

Epidemiologie

Beachte: Aufgrund der steigenden Sektioraten (Kaiserschnittraten) kommt es häufiger zu sekundären Sectio-Komplikationen bei Folgeschwangerschaften, nämlich zu sogenannten NarbenschwangerschaftenEs handelt sich hier um eine besondere Form einer ektope Schwangerschaft (Schwangerschaft, bei der sich das befruchtete Ei außerhalb der Gebärmutterhöhle (Cavum uteri) eingenistet hat), bei der es zur Implantation der Blastozyste (Einnistung des Bläschenstadium) direkt im Narbenbereich kommt. Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) beträgt 0,15 %. Eine Narbenschwangerschaft macht einen Schwangerschaftsabbruch notwendig.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend mit steigendem Lebensalter auf. Bei einer 20-Jährigen liegt das Risiko für eine extrauterine Gravidität bei 0,4 % und steigt im Alter zwischen 30 und 40 Jahre auf 1,3-2 % an.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 1-2 % aller Schwangerschaften, mit steigender Tendenz (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Frühe Phase: In der frühen Phase einer Tubar- oder Abdominalgravidität entwickelt sich der Embryo zunächst normal, später jedoch unzureichend.
  • Natürlicher Abort: In den ersten 12 Wochen kommt es häufig zu einem natürlichen Abort (Fehlgeburt), oft bleibt die EUG unerkannt.
  • Symptome: Häufig treten Unterbauchschmerzen und azyklische Blutungen auf. Diese Symptome müssen bei sexuell aktiven Frauen im reproduktiven Alter stets abgeklärt werden.
  • Komplikationen: Eine Ruptur der Tube (Eileiter) kann zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen (Hämorrhagie) führen.

Prognose

  • Früherkennung: Je früher eine EUG erkannt wird, desto besser ist die Prognose. Eine frühzeitige Intervention kann Eileiter-erhaltend durchgeführt werden, was besonders für Frauen mit Kinderwunsch wichtig ist.
  • Risiko einer Ruptur: Rund 4-9 % der schwangerschaftsbedingten Sterbefälle sind auf extrauterine Schwangerschaften zurückzuführen. Eine akute Ruptur mit schwerer innerer Hämorrhagie führt zu einer Letalität von 3,8 pro 10.000 Schwangerschaften.
  • Mortalität: Bis zu 6 % der schwangerschaftsbedingten Mortalität basiert auf der Diagnose Extrauteringravidität.

Beachte: Bei jeder sexuell aktiven Frau im reproduktiven Alter, unabhängig davon, ob Kontrazeptiva (Empfängnisverhütungsmittel) eingesetzt werden, muss bei Unterbauchschmerzen und azyklischen Blutungen zweifelsfrei einer Extrauteringravidität ausgeschlossen werden!