Latexallergie – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Allergiediagnostik (Nachweis einer Überempfindlichkeit) – zum Nachweis einer Sensibilisierung gegenüber Naturlatexproteinen (Eiweißstoffen aus natürlichem Gummi)
    • Pricktest (Hauttest) – Applikation von standardisierten Allergenextrakten (Latex) auf die Unterarmhaut; nach leichter Hautritzung Beurteilung nach 15-30 Minuten: Erythem (Rötung) oder Quaddelbildung → positiver Test. Aussage: Sensibilisierung, nicht zwingend klinische Allergie.
    • Spezifisches IgE (RAST oder ImmunoCAP) – Nachweis latex-spezifischer IgE-Antikörper (Abwehrstoffe) im Serum (z. B. gegen Hev b 1, Hev b 3, Hev b 5, Hev b 6.01, Hev b 6.02, Hev b 7, Hev b 8). Empfehlenswert bei anamnestischem Verdacht oder positivem Hauttest.
    • Gesamt-IgE – zur Beurteilung des atopischen Gesamtniveaus (allergische Veranlagung); häufig erhöht, jedoch unspezifisch.
    • Komponentendiagnostik (molekulare Allergiediagnostik) – Identifizierung der spezifischen Latexallergene (Hev b-Proteine 1, 3, 5, 6.01, 6.02, 7, 8, 9, 11) zur Differenzierung zwischen echter Latexallergie und Kreuzreaktionen (z. B. Latex-Frucht-Syndrom).
    • Provokationstest (kontrolliert, ggf. in spezialisierten Zentren) – Exposition unter kontrollierten Bedingungen (nasal, konjunktival oder durch direkten Kontakt); dient der Bestätigung der klinischen Relevanz bei positivem Pricktest oder IgE-Nachweis.
    • Basophilen-Aktivierungstest (BAT) – in spezialisierten Laboratorien; Nachweis der Aktivierung zirkulierender Basophiler (bestimmte weiße Blutkörperchen) durch Latexallergene (hohe Spezifität, ergänzende Diagnostik bei unklaren Fällen).

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Zytologie (Zelluntersuchung) – Beurteilung des Zellbildes bei Schleimhautreaktionen (z. B. eosinophile Granulozyten bei allergischer Entzündung).
  • Histologie (Gewebeuntersuchung) – bei chronischen oder atypischen Hautveränderungen zur Abgrenzung von Ekzemen anderer Genese.
  • Bakteriologie/Mykologie (Nachweis von Bakterien oder Pilzen) – zum Ausschluss bakterieller oder mykotischer Superinfektionen.
  • Unspezifischer Provokationstest mit Histamin – zur Beurteilung der unspezifischen Reaktivität der Schleimhaut.
  • Raumluftanalysen auf Schadstoffe – bei Verdacht auf inhalative Co-Faktoren oder Kreuzreaktionen (z. B. in Operationssälen, Laboren, Pflegeeinrichtungen).
  • Spezifisches IgE gegen Kreuzallergene – z. B. Banane, Kiwi, Avocado, Papaya, Feige (Verdacht auf Latex-Frucht-Syndrom).
  • Epikutantest (Hautpflastertest) – zur Abgrenzung einer Kontaktallergie vom Soforttyp; insbesondere bei Verdacht auf Sensibilisierung gegen Gummibeschleuniger oder Zusatzstoffe (Thiurame, Carbamate, Mercaptobenzothiazol).

Leitlinien

  1. Renz H: In-vitro-Allergiediagnostik. Rezensierte Publikation. JLM Band 39: Heft 4. Juli 2015 doi.org/10.1515/labmed-2015-0062