Histaminintoleranz – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Das primäre Therapieziel bei Histaminintoleranz ist die Reduktion der Histaminbelastung im Körper, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Therapieempfehlungen

Grundlage: Die Histaminintoleranz (Histaminunverträglichkeit) entsteht durch ein Missverhältnis zwischen aufgenommenem Histamin und der Kapazität des Körpers, Histamin abzubauen. Hauptursache ist eine verminderte Aktivität des Enzyms Diaminoxidase (DAO), das intestinales Histamin abbaut. Auch eine reduzierte Aktivität der Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) kann beteiligt sein.

Medikamentöse Behandlungsoptionen

  • Diaminoxidase (DAO)-Substitution
    • Prinzip: Orale Zufuhr von DAO-Präparaten vor histaminreichen Mahlzeiten zur Unterstützung des intestinalen Histaminabbaus.
    • Wirksamkeit:
      • Mehrere randomisierte kontrollierte Studien zeigen eine symptomatische Besserung bei Patienten mit Histaminintoleranz.
      • Die Effektivität ist allerdings abhängig von der Ursache der DAO-Defizienz (primär genetisch vs. sekundär erworben).
    • Verfügbarkeit: Rezeptfreie Nahrungsergänzungsmittel mit Schweine- oder pflanzenbasierter DAO.
  • Antihistaminika
    • H1-Rezeptorantagonisten (z. B. Cetirizin, Loratadin)
      • Blockieren die Wirkung von freigesetztem Histamin an H1-Rezeptoren und lindern Symptome wie Hautreaktionen, Juckreiz und Kopfschmerzen.
      • Wirksamkeit gut belegt bei Histamin-vermittelten Symptomen [1].
    • H2-Rezeptorantagonisten (z. B. Ranitidin, Famotidin)
      • Reduzieren die histamininduzierte Säuresekretion im Magen und können gastrointestinale Symptome wie Übelkeit oder Bauchschmerzen mildern.
      • Hinweis: Ranitidin wurde wegen Verunreinigungen vom Markt genommen; Famotidin ist weiterhin verfügbar.
  • Mastzellstabilisatoren (z. B. Cromoglicinsäure)
    • Prinzip: Hemmung der Freisetzung von Histamin aus Mastzellen.
    • Wirksamkeit: Vor allem bei gastrointestinalen und respiratorischen Symptomen. Die Studienlage ist begrenzt, aber klinisch wird Cromoglicinsäure oft erfolgreich eingesetzt.
  • Vitamin C und Vitamin B6
    • Prinzip:
      • Vitamin C kann die Histaminkonzentration im Blut senken.
      • Vitamin B6 (Pyridoxin) ist Kofaktor für die DAO-Synthese.
    • Limitation: Keine randomisierten kontrollierten Studien von hoher Qualität vorhanden.

Hinweis:
Die medikamentöse Therapie ist symptomatisch. Eine histaminarme Diät bleibt unverzichtbar. Medikamentöse Maßnahmen dienen der Reduktion der Symptome bei unvermeidbarer Histaminexposition oder zur Ergänzung der diätetischen Therapie.

Literatur

  1. Maintz L, Novak N: Histamine and histamine intolerance. Am J Clin Nutr. 2007;85(5):1185-1196. https://doi.org/10.1093/ajcn/85.5.1185