Heuschnupfen (Allergische Rhinitis) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
Zur Diagnosesicherung einer allergischen Rhinitis (allergischer Schnupfen) stehen folgende Testverfahren zur Verfügung:
- Pricktest (Standard-Hauttest, Methode der Wahl)
- Aufbringen standardisierter Allergenextrakte als Tropfen auf die volare Unterarmhaut, anschließendes leichtes Anritzen mit einer Lanzette.
- Ablesen nach 15-30 Minuten; positive Reaktion mit Quaddelbildung und/oder Erythem (Hautrötung) im Vergleich zur Negativkontrolle.
- Hinweis: Ein positives Ergebnis zeigt eine Sensibilisierung (Überempfindlichkeitsbereitschaft), aber nicht zwingend eine klinisch relevante Allergie; Korrelation mit Anamnese (Krankengeschichte) und ggf. Provokationstest (Auslösetest) erforderlich.
- Antikörpernachweis im Serum
- Gesamt-IgE – unspezifischer Marker einer atopischen Disposition (Allergieneigung); für sich allein nicht ausreichend zur Diagnosestellung.
- Allergenspezifisches IgE gegen inhalative Allergene – serologischer Nachweis einer Sensibilisierung (Überempfindlichkeitsbereitschaft) als Alternative oder Ergänzung zum Pricktest, insbesondere bei Kontraindikationen für Hauttests (z. B. ausgeprägte Hauterkrankungen, laufende antihistaminerge Medikation, ausgeprägter Dermographismus).
- Spezifische Provokationstests bei unklarer Befundlage oder Diskrepanz zwischen Anamnese (Krankengeschichte) und Sensibilisierungsnachweis
- Nasaler Provokationstest (NPT): Applikation des verdächtigen Allergens auf die Nasenschleimhaut (Nasenschleimhautgewebe) (z. B. als Spray oder Tropfen) mit anschließender Beurteilung der Symptomprovokation (z. B. Niesen, Rhinorrhö (laufende Nase), nasale Obstruktion (Verstopfung der Nase)); Durchführung vorzugsweise in spezialisierten Zentren und standardisiert gemäß S2k-Leitlinie.
- Objektivierbarkeit durch anteriore Rhinomanometrie (Messung des Atemstroms durch die Nase) oder akustische Rhinometrie (Messung des Nasenquerschnitts) zur Messung des nasalen Atemstroms bzw. Querschnitts.
- Konjunktivaler Provokationstest: Applikation des Allergens in den Bindehautsack (Augenbindehaut) mit Beurteilung von Rötung, Juckreiz und Tränenfluss – insbesondere bei allergischer Rhinokonjunktivitis (allergische Entzündung von Nase und Augen).
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Zytologie der Nasenschleimhaut
- Nachweis eosinophiler Granulozyten (eosinophile Entzündungszellen) bei allergischer Rhinitis oder nichtallergischer eosinophiler Rhinitis (NARES).
- Erkennung anderer Zellmuster, z. B. neutrophil (durch neutrophile Entzündungszellen) bei bakterieller Rhinitis oder gemischt entzündlich bei chronischer Rhinosinusitis (chronische Nasennebenhöhlenentzündung).
- Histologie
- Nur bei Verdacht auf andere nasale Grunderkrankungen (z. B. Polyposis nasi (Nasenpolypen), Neoplasien (Tumoren), granulomatöse Erkrankungen) oder bei therapierefraktärem Verlauf.
- Bakteriologie/Mykologie
- Erregernachweis bei rezidivierenden, einseitigen oder atypischen Infektionen der oberen Atemwege zur Abgrenzung bakterieller oder mykotischer Rhinitis/Rhinosinusitis.
- Nachweis mykotischer Superinfektionen bei immunsupprimierten Patienten (Patienten mit geschwächtem Immunsystem) oder unter Langzeitsteroidtherapie.
- Molekulare Allergiediagnostik (komponentenbasierte spezifische IgE-Bestimmung)
- Bestimmung von IgE gegen definierte Allergenkomponenten (z. B. Bet v 1, Phl p 1/5, Profiline, Polcalcine) zur Differenzierung zwischen primärer Sensibilisierung (echter Erstreaktion) und Kreuzreaktivität (Überkreuzreaktion).
- Besonders hilfreich bei komplexen Polysensibilisierungen, Diskrepanz zwischen Haut-/Serumbefunden und Klinik sowie zur Optimierung der Allergenimmuntherapie (Auswahl relevanter Allergenquellen).
- Raumluftanalysen auf Allergene und Schadstoffe
- Bei Verdacht auf toxisch-irritative oder nichtallergische Reaktionen auf Innenraumfaktoren (z. B. Formaldehyd, flüchtige organische Verbindungen, Schimmelpilzbelastung) sowie zur Expositionsbeurteilung bei beruflich bedingter Rhinitis.
- Unspezifischer nasaler Provokationstest mit Histamin oder Methacholin
- Diagnostik einer unspezifischen nasalen Hyperreaktivität (Überempfindlichkeit der Nasenschleimhaut), insbesondere bei nichtallergischer (intrinsischer) Rhinitis oder Mischformen; Durchführung in spezialisierten Zentren.
Literatur
- Renz H. In-vitro-Allergiediagnostik. J Lab Med. 2015;39(4):205-219. doi: https://doi.org/10.1515/labmed-2015-0062.
- Bousquet J, Anto JM, Bachert C, et al. Allergic rhinitis. Nat Rev Dis Primers. 2020;6(1):95. doi: https://doi.org/10.1038/s41572-020-00227-0.
- Steering Committee Authors; Review Panel Members. A WAO–ARIA–GA2LEN consensus document on molecular-based allergy diagnosis (PAMD@): Update 2020. World Allergy Organ J. 2020;13(2):100091. doi: https://doi.org/10.1016/j.waojou.2019.100091.
Leitlinien
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- Bousquet J, Schünemann HJ, Togias A, et al. Next-generation allergic rhinitis and its impact on asthma (ARIA) guidelines for allergic rhinitis based on GRADE und real-world evidence. J Allergy Clin Immunol. 2020;145(1):70-80.e3. doi: https://doi.org/10.1016/j.jaci.2019.06.049.