Urinzytologie

Die Urinzytologie ist eine sehr sensible Untersuchung des Urins auf zelluläre Bestandteile des Urins – ggf. zum Nachweis von entzündlichen Zellveränderungen, Dysplasien ("Zellveränderungen") bzw. Tumorzellen.
Sie eignet sich sehr gut als erweiterte Maßnahme zur Krebsfrüherkennung der Harnblase, der harnableitenden Wege und des Nierenkelchsystems.

Durch ihre Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) ist es möglich, eine evtl. maligne (bösartige) Erkrankung schon im Vor- oder Frühstadium zu diagnostizieren und so die Heilungschancen bedeutend zu erhöhen (s. a. unter "Beurteilung zytologische Befunde des Urins").

Im Folgenden die Risikofaktoren für die Entstehung von Urothelkarzinomen*:

  • Rauchen (dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko) – wegen der im Tabakrauch enthaltenen aromatischen Amine
  • Lastwagenfahrer
  • Tankwarte
  • Friseure
  • Maler
  • Arbeiter in der Gummi-, Farbstoff- oder Lederindustrie 
  • Aromatische Amine in Medikamenten – zum Beispiel Zytostatika auf Cyclophosphamid-Basis
  • Andere chemische Stoffe bei Arbeitern in der Textil-, Leder- oder Farbindustrie

Zwischen der Belastung mit den kanzerogenen (krebserregenden) Stoffen und der Krebsentstehung vergehen bis zu vierzig Jahre, das heißt die Latenzzeit ist sehr groß.

Cofaktoren für die Entstehung von Urothelkarzinomen* sind;

  • Geschwächtes Immunsystem
  • Immunsuppressiva – zum Beispiel nach Organtransplantation
  • Chronische Harnwegsinfektionen (HWI)

*Neben den Urothelkarzinomen gibt es weitere Karzinomarten, die ebenfalls durch eine Urinzytologie erfasst werden.

Das Verfahren

Diese Untersuchung ist für Sie weder aufwendig noch mit Nebenwirkungen verbunden. Es wird lediglich eine Urinprobe (Spontanurin oder Spülzytologie) von Ihnen benötigt.

Abnahmebedingungen: Morgenurin verwerfen, dann circa 1.000 ml Flüssigkeit trinken und Urin in Röhrchen auffangen, anschließend möglichst frisch einsenden.

Mit einer speziellen Färbung wird die Probe im Labor auf verschiedene Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Protein (Eiweiß) oder Blutzellen (z. B. Erythrozyten, Leukozyten) untersucht, die auf verschiedene Erkrankungen hinweisen können. Insbesondere wird auch nach eventuell vorhandenen krankhaft veränderten Zellen beziehungsweise Krebszellen im Rahmen der Krebsfrüherkennung gesucht. Durch den geringen Aufwand lässt sich diese Untersuchung bei Bedarf jederzeit und beliebig oft wiederholen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Patienten mit Risikofaktoren (siehe oben)
  • Schmerzlose Hämaturie (Blut im Urin)
  • Harnblasenkarzinom – Verdachtsdiagnose bzw. Verlaufskontrolle
  • Krebs der harnableitenden Wege
  • Nierenkelchkarzinom

Beurteilung zytologischer Befunde des Urins

Progrediente maligne Veränderungen der Sedimentzellen des Urins sind leichter zu erkennen als minimale Tumorveränderungen bei gut differenzierten Harnblasentumoren. Hieraus resultiert die Nachweisschwäche bei gut differenzierten Harnblasentumoren.

Beachte:

  • Die Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) ist bei Low-grade-NMIBC (engl. non-muscle-invasive bladder cancer; nicht-muskelinvasive Karzinome der Harnblase) schlecht und bei High-grade-Tumoren (undifferenziertes bzw. anaplastisches bösartiges Gewebe) moderat. Sie kann daher in der Früherkennung bzw. im Screening des Harnblasenkarzinoms aufgrund der zu hohen Rate falsch-negativer Befunde nicht empfohlen werden.
  • Für die Nachsorge von High-grade-Tumoren ist die Zytologie aufgrund der der hohen Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) besonders geeignet.
  • Das Verfahren ist stark untersucherabhängig.

Etwa 40-50 % aller diagnostizierten Harnblasenkarzinome können den gut differenzierten Erscheinungsformen (G1-Tumoren) zugerechnet werden. Bei dieser Tumorgruppe hat die Urinzytologie eine Nachweisempfindlichkeit von nur 40-50 %. Das heißt aber, dass mit der Urinzytologie etwa 25-30 % aller Tumorpatienten nicht erkannt werden können.
Auf der anderen Seite hat diese Methode bei undifferenzierten Tumoren (G3-Tumoren) eine sehr hohe Spezifität (> 90 %) mit einer Nachweisquote von > 80 %.

In einer Metaanalyse wird der Zytologie eine Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Tests erkannt wird, d. h. ein positives Testresultat auftritt) von 40 % und eine Spezifität (Wahrscheinlichkeit, dass tatsächlich Gesunde, die nicht an der betreffenden Erkrankung leiden, im Test auch als gesund erkannt werden) von > 90 % bescheinigt [1, 2], der positiv-prädiktive Wert liegt bei > 90 % [3].

Literatur

  1. Mowatt G, Zhu S, Kilonzo M et al.: Systematic review of the clinical effectiveness and cost-effectiveness of photodynamic diagnosis and urine biomarkers (FISH, ImmunoCyt, NMP22) and cytology for the detection and follow-up of bladder cancer. Health Technol Assess 2010. 14(4):1-331
  2. Bastacky S, Ibrahim S, Wilczynski SP, Murphy WM: The accuracy of urinary cytology in daily practice. Cancer 1999. 87(3):118-128
  3. Planz B, Jochims E, Deix T et al.: The role of urinary cytology for detection of bladder cancer. Eur J Surg Oncol 2005. 31(3):304-308

     
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