Ursachen
Mangelernährung

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Der normale Energiebedarf eines Menschen setzt sich aus dem Ruheumsatz, dem Verbrauch unter körperlicher Aktivität und der Thermogenese (Wärmebildung) zusammen.

Bei mehr als einem Fünftel der Patienten (21,1 %) in deutschen Krankenhäusern wird ein sogenannter Recent and Current Low Food Intake (LIRC), d. h. eine aktuelle zu geringe Nahrungsaufnahme, beobachtet;  in der Gastroenterologie sogar jeder vierte, in der Neurologie jeder neunte Patient [2].

Die Mangelernährung bedingt einen Verlust an Körpermasse durch nicht ausreichende Nahrungsaufnahme, wenn die Energiespeicher leer sind. Die Energiebilanz ist negativ.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung
    • Genetische Erkrankungen
      • Mukoviszidose (Zystische Fibrose, ZF) ‒ genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die durch die Produktion von zu zähmen Sekret in verschiedenen Organen gekennzeichnet ist.
  • Lebensalter – zunehmendes Alter (ältere Menschen)
  • Sozioökonomische Faktoren – Unverheiratete und getrennt oder geschieden Lebende [1]

Altersspezifische Veränderungen, die Ursache sein können

  • Ablehnung des Essens
  • Abnehmende Sinnesqualitäten wie Schmecken und Riechen
  • Appetitlosigkeit
  • Armut
  • Depression
  • Dysphagie (Schluckstörung) durch verschiedene Erkrankungen wie beispielsweise Apoplex (Schlaganfall)
  • Eingeschränkte Mobilität
  • Eingeschränkter Visus – eingeschränkte Sehfähigkeit
  • Einsamkeit
  • Einseitige Lebensmittelwahl
  • Erhöhte Aktivität von Sättigungsfaktoren wie Cholecystokinin – Hormon des Magen-Darm-Traktes (auch "Gallenblasenbeweger" genannt)
  • Geringer Genuss beim Essen
  • Gestörte Membranfunktionen und Transportvorgänge
  • Kaustörungen durch eine schlecht sitzende Prothese oder Entzündungen im Mund- und Rachenraum
  • Resorptionsstörungen
  • Schlechter Zahnstatus
  • Unausgewogene und unzureichende Nahrungsaufnahme
  • Ungewohnte Umgebung bei Umzug ins Altersheim
  • Unselbstständigkeit beim Einkaufen und/oder Kochen und Essen
  • Vergesslichkeit
  • Verminderte Enzymaktivität
  • Verminderte körperliche Aktivität und einen geringeren Energiebedarf
  • Verringerter Essantrieb durch Veränderungen im Hirnstoffwechsel

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Energie- und proteinarme (eiweißarme) Ernährung
    • Proteinarme (eiweißarme) und mikronährstoffarme Ernährung bei normaler Kalorienzufuhr
    • Rohköstler 
    • Orthorexia nervosa – im Gegensatz zu den Essstörungen Anorexia nervosa und Bulimie steht bei Orthorektikern nicht die Quantität der Nahrungsmittel im Vordergrund, sondern die vermeintliche Qualität 
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
    • Appetitlosigkeit
    • Nahrungsverweigerung 
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol (chronischer Konsum)
  • Körperliche Aktivität
    • Körperliche Inaktivität
  • Schwerelosigkeit

Krankheitsbedingte Ursachen

  • AIDS
  • Abnehmende Sinnesqualitäten wie Schmecken und Riechen
  • Akutes Trauma – wie ein Unfall oder Verbrennungen
  • Anorexia nervosa (Magersucht)
  • Chronischer Alkoholismus
  • Chronische Hepatitis (Leberentzündung)
  • Chronische Infektionen jeder Art
  • Chronische Organinsuffizienz – Einschränkung in der Funktion wie beispielsweise Herzinsuffizienz (Herzschwäche); Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Colitis ulcerosa – chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED)
  • Darmischämie – Minderdurchblutung des Darms
  • Demenz
  • Depression
  • Diabetes mellitus
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Drogenabhängigkeit
  • Enteritis (Darmentzündung)
  • Finalstadium unheilbarer Erkrankungen wie einiger Krebserkrankungen
  • Geringe Produktion des Wachstumshormons
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Krebserkrankungen
  • Kollagenosen – Autoimmunerkrankungen, die die Haut betreffen
  • Leberversagen
  • Malassimilation (Störung der Vorverdauung im Magen, der enzymatischen Aufspaltung der Nahrungsbestandteile (exokrine Pankreasinsuffizienz/Erkrankung der Bauchspeicheldrüse, die mit einer ungenügenden Produktion von Enzymen einhergeht), der Fettemulgierung (z. B. Gallensäuremangel bei Cholestase/Gallenstau) und der Resorption bzw. des Abtransport der absorbierten Nahrung) – bei Magen-Darm-Erkrankungen
  • Morbus Crohn – chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED); sie verläuft meist in Schüben und kann den gesamten Verdauungstrakt befallen; charakterisierend ist der segmentale Befall der Darmmukosa (Darmschleimhaut), das heißt es können mehrere Darmabschnitte befallen sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind
  • Ösophagusstenose – Verengung der Speiseröhre
  • Pankreasinsuffizienz – verminderte Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse, Verdauungssäfte zu produzieren
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Paranoia – psychische Erkrankung
  • Schmerzen
  • Sepsis (Blutvergiftung)
  • Tuberkulose – vor allem die Lunge betreffende Infektionserkrankung
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht

Medikamente

  • Antibiotika 
  • Anticholinergika
  • Antidepressiva 
  • Antihistaminika
  • Antihypertensiva
  • Anti-Parkinson-Medikamente
  • Antipsychotika (Neuroleptika)
  • Appetitzügler
  • Benzodiazepine
  • Bisphosphate
  • Codein
  • Digitalis 
  • Diuretika (u. a. Schleifendiuretika)
  • Donezepil
  • Eisenpräparate, orale
  • Herzglykoside
  • Glucocorticoidtherapie
  • Memantine
  • Nicht-Steroidale-Antirheumatika (NSAR)
  • Opiate
  • Probenecid
  • Regelmäßige Einnahme mehrerer Medikamente gleichzeitig
  • Sedativa
  • Zytostatika

Röntgenstrahlen

  • Als Nebenwirkung einer Radiatio (Strahlentherapie) bei Tumorerkrankungen

Operationen

  • Kurzdarmsyndrom nach Darmresektion – Entfernung eines Darmabschnittes
  • Nach größeren Operationen als Stressreaktion
  • Nach Magenresektion (Magenentfernung)

Weitere Ursachen

  • Diagnostik und Therapie im Krankenhaus setzen oft eine Nüchternheit voraus
  • Im Krankenhaus durch das Krankenhausessen
  • Patienten auf der Intensivstation

Literatur

  1. Streicher M et al.: Determinants of Incident Malnutrition in Community-Dwelling Older Adults: A MaNuEL Multicohort Meta-Analysis. J Am Geriatr Soc. 2018 Aug 23. doi: 10.1111/jgs.15553.
  2. Böhne SEJ, Hiesmayr M, Sulz  I et al.: Recent and current low food intake – prevalence and associated factors in hospital patients from different medical specialities. Eur J Clin Nutr 76, 1440–1448 (2022). https://doi.org/10.1038/s41430-022-01129-y
     
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