Weitere Therapie
Diabetes mellitus Typ 2

Allgemeine Maßnahmen

  • Intensive Lebensstilintervention mit viel Bewegung (s. u. Ernährungs- und Sportmedizin)
  • Normalgewicht anstreben!
    Hinweis! Eine Gewichtszunahme von 8-10 kg erhöht das relative Risiko für Diabetes mellitus um das 3-fache, eine Zunahme um 11-20 kg um das 5-fache.
    Das Übergewicht ist auch maßgeblich verantwortlich für mikrovaskuläre Komplikationen (Kleingefäßerkrankungen: z. B. diabetische Retinopathie (Verschlechterung der Sehfähigkeit bis hin zur Erblindung), diabetische Nephropathie (chronische Nierenerkrankung; kann innerhalb von einigen Jahren zum terminalen Nierenversagen führen)) [17]. Dieses unterstreicht damit die Bedeutung der Gewichtsabnahme bei der Prophylaxe schwerer diabetesbedingte Komplikationen.
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • bei BMI von 27 bis 35 kg/m2: etwa 5 % Gewichtsabnahme
    • bei BMI > 35 kg/m2: > 10 % Gewichtsabnahme
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    Eine Gewichtsreduktion von 5-7 % senkt das Diabetesrisiko von Adipösen mit Glukosetoleranzstörung signifikant!
    Gemäß der aktuellen US-amerikanischen Leitlinie zur Adipositastherapie bei Diabetes mellitus soll die Gewichtsabnahme mehr als 5 % des Körpergewichtes betragen: Des Weiteren werden mögliche Maßnahmen wie Diät, erhöhte körperliche Aktivität und Verhaltenstherapie diskutiert.
    • In einer Studie erhielten 300 übergewichtigen Personen mit einer mittleren Typ-2-Diabetesdauer von drei Jahren über drei bis fünf Monate eine flüssige Mahlzeiten-Ersatztherapie (weniger als 900 Kcal am Tag), mit Ziel 15 kg zu verlieren. Solchermaßen erreichten 46 % der Teilnehmer eine klinische Remission des Typ-2-Diabetes, das heißt, der HbA1c lag bei unter 6,5 Prozent, ohne jegliche pharmakologische Diabetesmedikation; die Gruppe derer, die mehr als 15 kg Gewichtsverlust hatten, erreichten eine 89%ige Remissionswahrscheinlichkeit [10].
    • Die kontinuierlich verschlechternde Betazell-Funktion ist durch radikale Gewichtsreduktion reversibel. In der Direct-Studie wurden dazu Patienten mit einer mittleren Diabetesdauer von drei Jahren nach dem Zufallsprinzip entweder einem Programm zur Gewichtsreduktion oder einer Gruppe mit Standardtherapie zugeordnet. Das Ergebnis war eindeutig: Bei 46 Prozent der Probanden in der Interventionsgruppe (versus 4 Prozent in der Kontrollgruppe) wurde eine klinische Remission des Typ-2-Diabetes erzielt [14].
    Empfehlungen zur Gewichtsreduktion und Ernährungsweise bei Diabetes Typ 2: bei Adipösen ist durch eine Gewichtsreduktion von mindestens 15 Kilogramm ein vollständiges Zurückdrängen des Diabetes möglich (= Remission).
    • Folgende Verfahren sind zur Gewichtsreduktion geeignet: Low-Carb-Diätendrei bis fünf Monate eine Formula-Diät mit einem Kaloriengehalt von 825 bis 852 kcal pro Tag, Low-Fat-Diät und Intervallfasten [21].
    • Intervallfastenprogramm, bei dem im Wechsel fünf Tage lang nur 840 kcal/d konsumiert werden und dann zehn Tage lang normal gegessen wird. In beiden Phasen war das Essen nur von 6:30-8:30, 11-13 und 17-19 Uhr erlaubt. Am Ende der drei Monate konnten 50 % der Menschen aus der Interventionsgruppe die Diabetesmedikation absetzen, in der Kontrollgruppe lediglich 2,8 %.  Besonders beachtenswert ist, dass ein Jahr nach Ende der Intervention immer noch 44,4 % der Fastengruppe als diabetesfrei waren bei einem HbA1c-Wert von 5,9 % [27].
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – ggf. Teilnahme an einem Raucherentwöhnungsprogramm
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag), da Alkohol zu Hypoglykämien (Unterzuckerung) führen kann.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität, mind. 30 min. (↑ Glucoseaufnahme in die Muskulatur)
  • Regelmäßige Untersuchungen der Füße und des Schuhwerks (Fußpflege)
  • Überprüfung der Dauermedikation wg. möglicher Auswirkung auf die vorhandene Krankheit bzw. Folgeerkrankungen:
    • Kein Einsatz nichtsteroidaler Antiphlogistika (Medikamente, die Entzündungen unterdrücken und nicht zu den Glucocorticoiden (Steroidhormonen) gehören): Nichtsteroidale Antiphlogistika sollen nicht regelmäßig eingesetzt werden bei Patienten mit Hypertonie oder Chronic kidney disease (CKD; chronische Niereninsuffizienzjeder Genese, inklusive Diabetes mellitus.
  • Vermeidung psychosozialer Konfliktsituationen:
    • Mobbing
    • Seelische Konflikte
    • Stress
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Nitrosamine (krebserregende Stoffe)
  • Reiseempfehlungen:
    • Vor Antritt einer Reise Teilnahme an einer reisemedizinischen Beratung!
    • Überprüfung der Stoffwechselsituation: Für Senioren mit langjährigem Diabetes mellitus Typ 2 ist ein HbA1c-Wert von ca. 7 % ausreichend.
    • Häufigste Stoffwechselentgleisung während einer Reise ist die Hypoglykämie (Unterzuckerung); soweit in der Anamnese (Krankengeschichte) Hinweise dafür vorliegen, muss die Therapie angepasst werden.
    • Während des Fluges sollte der Blutzucker alle drei Stunden gemessen werden, des Weiteren am ersten Reisetag vor dem Zubettgehen, weil das Hypoglykämierisiko in der ersten Nacht am höchsten ist; bei niedrigen Werten ist eine Spätmahlzeit erforderlich.
    • Anpassung der Insulindosis (s. u. Reisemedizin/Checklisten/Flugreisen/Einnahme von Medikamenten bei Reisen über mehrere Zeitzonen)
    • Beachten Sie, dass bei sportlicher Aktivität ein geringerer Insulinbedarf besteht; beim Sport stets Messgerät, Insulin und Traubenzucker mitnehmen.
  • Diabetes und Straßenverkehr: Unter "Fahreignung wird die zeitlich weitgehend stabile, von aktuellen Situations- und Befindlichkeitsparametern unabhängige Fähigkeit zum Führen eines Kraftfahrzeuges im Straßenverkehr" verstanden [S2e-Leitlinie]. 
    Beachte: Das mögliche Auftreten einer Hypoglykämie mit Kontrollverlust, Verhaltensstörungen oder Bewusstseinsbeeinträchtigungen stellt die Fahrsicherheit bzw. Fahreignung infrage. Hyperglykämische Stoffwechsellagen können unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls Fahrsicherheit bzw. Fahreignung negativ beeinflussen. 
    Gut eingestellte Diabetiker können Fahrzeuge der Gruppen 1 (Motorräder und PKW) und 2 (beruflich Busse, Lastwagen oder Taxis) ohne Bedenken führen; Weiteres  s. u. der gleichnamigen Leitlinie.

Medizinisches Hilfsmittel

  • Kontinuierliches Glucose-Monitoring (CGM), d. h. Messung der Gewebsglucosekonzentration (interstitielle Messung) im Unterhautfettgewebe. Die CGM-Geräte mit Echtzeit-Messwertanzeige (sog. Real-Time-Funktion, rtCGM) zeigen während der Aufzeichnungsphase kontinuierlich die aktuelle Glucosekonzentration an und ermöglichen den Patienten so die Therapie selbst anzupassen.
    Indikation: schwer kontrollierbarer Blutzuckerspiegel bei Patienten mit insulinpflichtem Diabetes mellitus

Adipositas-Chirurgie/Bariatische Operationen

Bei schwer übergewichtigen Patienten ist ggf. ein Magenbypass (künstlich verkleinerter Magen) im Sinne der metabolischen Chirurgie angezeigt. Nach einer Studie von Schauer et al. haben 42 Prozent der Diabetiker nach der Operation einen normalen HbA1c (Laborparameter zur Bestimmung des Blutzuckers über die vergangenen Tage bzw. Wochen/HbA1c ist sozusagen das "Blutzuckerlangzeitgedächtnis") [1]. In einer weiteren Studie von Mingrone erzielten sogar 75 % der Patienten eine Remission des Diabetes mellitus [2].

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten, da eine Infektion häufig zur Verschlechterung der vorliegenden Erkrankung führen kann:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Diabetes mellitus Typ 2)
  • Pneumokokken-Impfung
    • Der 13-valente Polysaccharid-Impfstoff (PCV13) erfasst zwar weniger Serotypen als der 23-valente Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23), hat aber eine bessere Schutzwirkung bei Immunsuppression (hier: Diabetes mellitus).
    • PPSV23 sollte frühestens 2 Monate nach PCV13 gegeben werden; Abstand von 6-12 Monaten scheint immunologisch günstiger zu sein.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen inkl. Screenings [5]:
    • Screening auf eine diabetische Neuropathie/Erkrankung der peripheren Nerven (einmal jährlich)
    • Screening auf Fußläsionen (Patienten mit Typ-2-Diabetes ohne klinische Befunde einer sensomotorischen Neuropathie sollen mindestens einmal jährlich auf Fußläsionen untersucht werden; liegen bereits klinische Befunde einer sensomotorischen Neuropathie vor, sollen die regelmäßigen Untersuchungen auf Fußläsionen alle drei bis sechs Monate erfolgen)
    • Screening auf eine Nephropathie/Nierenerkrankung (einmal jährliches Screening auf Albuminurie bei Patienten, die eine schlecht kontrollierte Plasmaglukose bzw. Hochdruck haben, ggf. für Letzteres noch keinen ACE-Hemmer (bzw. AT1-Rezeptorantagonisten) erhalten und die zugleich zu einer Therapieverbesserung bereit sind)
    • Screening auf Netzhautkomplikationen (einmal jährlich)
    • Abschätzung des makro- und mikrovaskulären (Erkrankung großer und kleiner Gefäße) Gesamtrisikos (mindestens alle ein bis zwei Jahre)
    • Untersuchung auf eine depressive Störung (bei entsprechenden Verdachtsmomenten)
  • Augenärztliche Untersuchung (Bestimmung der Sehschärfe; Untersuchung der vorderen Augenabschnitte; Untersuchung der Retina (Netzhaut) bei Mydriasis (erweiterte Pupille) [7]:
    • Erstuntersuchung sofort, nach dem die Diagnose Diabetes mellitus gestellt wurde.
    • Regelmäßige Kontrolluntersuchungen der Augen:
      • keine Schäden an der Retina (diabetische Retinopathie; Makulopathie), niedriges Risiko: alle 2 Jahre
      • keine Schäden an der Retina, hohes Risiko: jährlich
      • Schäden an der Retina vorhanden: jährlich oder in kürzeren Abständen
  • Zahnärztliche Untersuchung: Teilnahme an einer jährlichen zahnärztlichen Untersuchung 
    Hinweis: Patienten mit Diabetes mellitus haben, möglicherweise aufgrund mangelnder Neutrophilenfunktion, ein erhöhtes Risiko für einen erhöhten parodontalen Zusammenbruch und für parodontale Abszesse.
    Eine Parodontitisbehandlung verbessert den HbA1c-Wert um 0,6 Prozentpunkte (95-%-Konfidenzintervall 0,3 bis 0,9) [16] 

Ernährungsmedizin

Heutzutage ist die Ernährung für einen an Diabetes erkrankten Menschen nicht mehr so strikt wie noch vor wenigen Jahren. Es dürfen auch zuckerhaltige Lebensmittel gegessen werden.

  • Individualisierte Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ziel der Ernährungsumstellung muss die Gewichtsreduktion auf das Normalgewicht sein!
  • Beachtung folgender ernährungsmedizinischer Empfehlungen:
    • Regelmäßige Einnahme von Frühstück, Mittag- und Abendessen! Beachte: 
      • Frühstücksverzicht führt zur postprandialen Hyperglykämie (erhöhten Glucosewerten) nach den beiden anderen Hauptmahlzeiten [6].
    • Die Mahlzeiten sollten 15-20 % Proteine (die Obergrenze liegt bei 21 % – wenn keine Anzeichen einer Nephropathie vorliegen) [12], < 30 % Fette und 45-60 % Kohlenhydrate enthalten.
      • Vermeidung bzw. Reduktion von Monosacchariden (Einfachzucker) und Disacchariden (Zweifachzucker)
        • Eine kohlenhydratarme Ernährung über mindestens zwölf Wochen, bei der weniger als 26 % der täglichen Kalorien aus Kohlenhydraten stammten, führte nach sechs Monaten zu reduzierten Blutzuckerspiegeln und Triglyceridkonzentrationen sowie Gewichtsverlust. Nach zwölf Monaten nahmen diese Vorteile wieder ab [18].
          • Kartoffelkonsum reduzieren: Kartoffeln haben einen relativ hohen glykämischen Index (GI) und werden zudem gewöhnlich in größeren Mengen gegessen, sodass auch die glykämische Last (Index × Menge) hoch ist.
            Teilnehmer einer Studie mit sehr hohem Kartoffelkonsum hatten eine um 9 % höhere Diabetesinzidenz als jene mit sehr niedrigem Verzehr. Dagegen hatten Probanden mit dem höchsten Gemüseverzehr (319 g/d) im Vergleich zum niedrigsten Quintil (67 g/d) ein um 21 % reduziertes Diabetesrisiko [25]. 
      • Verzehr tierischer Fette, das heißt gesättigter Fettsäuren, einschränken (< 10 % der täglichen Energie); Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an der einfach ungesättigten Ölsäure erhöhen (10-15 % der täglichen Energie); Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren erhöhen (< 10 % der täglichen Energie); das heißt:
        • Bevorzugen: Pflanzliche Streichfette (z. B. Sonnenblumenmargarine), kaltgepresste Pflanzenöle, pflanzliche Brotaufstriche, Nüsse (Paranüsse, Walnüsse, Macadamianüsse, Haselnüsse, Pecannüsse), mageres Fleisch, Geflügel, Geflügelwurst, fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren)
        • Meiden: Wurst und Wurstwaren, frittierte und panierte Speisen, Fertiggerichte
        • Der Austausch gesättigter Fettsäuren gegen mehrfach ungesättigte Fettsäuren reduziert das Herzinfarktrisiko von Diabetikern.
    • Ernährung reich an Obst und Gemüse
    • Ein Überschuss an säurebildenden Lebensmitteln stellt einen Risikofaktor für Diabetes mellitus Typ 2 dar. Vor allem tierisches Protein mit einem hohen Gehalt an den Aminosäuren Methionin und Cystein gilt als säurebildend [9].
    • Langsam-Esser schützen sich vor Übergewicht und deren Folgeerkrankungen [11]
  • Low Carb-Diät mit Formula-Diätpräparaten (hier: Protein-Shakes) bei Typ-2-Diabetikern: Eine Woche nur Protein-Shakes, dann langsam zunehmend kombiniert mit "low-carb"-Kost (gesteuert mit Blutzucker-Selbstmessungen); nach 52 Wochen Therapie war der HbA1c im Schnitt um 0, 81 Prozentpunkte gesenkt, das Gewicht um 9 kg reduziert und der Blutdruck von 134/80 auf 128/77 mmHg gesenkt [15].
  • Typ-2-Diabetes, denen eine tägliche Restriktionsdiät zu anstrengend ist, können stattdessen an 2 Tagen der Woche fasten (Intervallfasten genannt). Fasten heißt an diesen Tagen eine Zufuhr auf unter 500 Kilokalorien oder ein Viertel des Bedarfs. Der Vergleich einer Gruppe mit Restriktionsdiät mit einer Gruppe, die das Intervallfasten durchgeführt hat, zeigte folgendes Ergebnis [13]:
    • Restrikionsdiät: HbA1c ging um 0,5 %-Punkte zurück (signifikanter Vorteil mit 95-%-Konfidenz­intervall von 0,2 bis 0,8 %-Punkten)
    • Intervallfasten:  HbA1c ging um 0,3 %-Punkte zurück (0,08-0,6)
    Fazit: Das Intervallfasten ist eine effektive Alternative zur Restriktionsdiät.
  • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2 sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining; Glucoseaufnahme in die Muskulatur) und Krafttraining (Muskeltraining; ↓ des viszeralen Fetts und des systolischen Blutdrucks) zur Verbesserung des kardiovaskulären Risikoprofils
    • Falls nächtlich erhöhte Glucosewerte → Sportübungen am Abend statt am Morgen; nächtlichen Glucosewerte verbesserten sich – zu dem auch die Nüchternblutzuckerwerte [19]
  • Aerobes Ausdauertraining [5]:
    • Häufigkeit: mindestens drei Tage in der Woche (Pause zwischen den Trainingseinheiten nicht länger als zwei aufeinander folgende Tage)
    • Intensität: mindestens moderate Intensität (d. h. 40 bis 60 % der maximalen Ausdauerkapazität (VO2max)
    • Dauer: mindestens 150 min moderater bzw. 75 min intensiver Intensität pro Woche
  • Aerobes Ausdauertraining führt zur Verbesserung des Glucosestoffwechsels, gemessen als HbA1c/Blutzucker-Langzeitwert (Ausdauertraining -0,7 %, Krafttraining -0,6 % HbA1c) [8].
  • Moderate bis intensive Bewegung sowie intensives Training korrelieren zu jeder Tageszeit mit einem reduzierten Diabetesrisiko. Intensivere Bewegung und Training tagsüber statt abends gehen dabei mit einem reduzierten Risiko einher [26].
  • Kombiniertes Programm aus aerobem Training in Form von Gehen auf einem Laufband und maschinengesteuertem Krafttraining sowie Freihanteltraining führte bei sportlich inaktiven Diabetes mellitus-Typ-2-Patienten im Alter von 50-79 Jahren zu besseren Kognitionsergebnissen (starke Verbesserung: hinsichtlich Inhibitoren schon Kontrolle und Arbeitsgedächtnis; mittlere Verbesserung: Aufmerksamkeit/Konzentration und kognitive Flexibilität) [20].
  • Fünf Jahre lang jede Woche mindestens eine Stunde Fahrrad fahren, reichte aus, um das auf Mortalitätsrisiko bei Diabetes um 24 % zu senken [22].
  • Geeignete Ausdauerübungen sind: Nordic Walking, schnelles Gehen, Laufen (Joggen), Schwimmen, Radfahren oder auch Berg- bzw. Skiwandern
  • Hochintensives Intervalltraining (HIIT): Training in Intervallen, d. h. einige Minuten mit Bewegungen in hoher Intensität (bei mindestens 80 Prozent vom Maximum der Herzfrequenz) im Wechsel mit kurzen Perioden von Bewegungen geringerer Intensität. Metaanalyse von fünf Studien zu HIIT bei Typ-II-Diabetikern konnte zeigen, dass dieses im Vergleich zu einer inaktiven Gruppe zur Gewichtsreduktion sowie einer Reduktion des HbA1c-Wertes und der Insulinresistenz führt [24].
  • Krafttraining [5]:
    • Häufigkeit: mindestens 2- bis 3-mal pro Woche (als Teil der körperlichen Aktivität und zusätzlich zu einem regulären aeroben Ausdauertraining)
    • Intensität: mindestens von moderater (50 % 1-RM, = Einwiederholungsmaximum) bis starker (75 bis 80 % 1-RM) Intensität, um einen optimalen Zuwachs an Muskelkraft und Insulinaktivität zu erreichen
    • Umfang: bestehend aus mindestens 5 bis 10 Übungen, welche alle Hauptmuskelgruppen (Ober- und Unterkörper sowie Rumpf) einschließen und jeweils 10- bis 15-mal zu wiederholen sind.
    Krafttraining führt zur Verbesserung des Glucosestoffwechsels, gemessen als HbA1c (Ausdauertraining -0,7 %, Krafttraining -0,6 % HbA1c) [8].
    Krafttraining senkte den HbA1c-Wert im Mittel um 0,39 Prozentpunkte; maßgeblich für den Nutzen war, wie hoch der Zuwachs an Muskelkraft ausfiel [23].

    Eine mögliche Kontraindikation (Gegenanzeige), die ein Krafttraining bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 einschränken und verbieten kann, ist ein nicht ausreichend gut kontrollierter Bluthochdruck.
  • Durch sportliche Aktivität sinkt der Blutzuckerspiegel und die Insulinempfindlichkeit wird verbessert. Dafür geeignet ist ein intensives Intervalltraining, z. B. sechs einminütige Trainingsphasen auf dem Laufband bei 90 % der maximalen Herzfrequenz, dazwischen einminütige Pausen bei langsamem Gehen. Diese Aktivität sollte eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten abgeschlossen sein.
    Da beim Diabetiker aber während und nach dem Sport Blutzuckerschwankungen auftreten können, ist eine Blutzuckermessung vor und nach dem Sport wichtig.
  • Patienten in der zweiten Lebenshälfte sollten Geschicklichkeit, Reaktionsfähigkeit, Koordination, Gelenkigkeit und Beweglichkeit trainieren
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Stressmanagement – Die Teilnehmer an einem achtwöchigen Anti-Stress-Gruppentherapie mit wöchentlichem Übungsprogramm waren nach einem Jahr weniger depressiv und körperlich fitter; sie hatten z. B. einen niedrigeren Blutdruck. Ihre Protein-Ausscheidung war unverändert – bei der unbehandelten Kontrollgruppe hatte sich diese weiter verschlechtert [3, 4].
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Schulungsmaßnahmen

Patientenschulungen sind ein fester Bestandteil des DMP Diabetes mellitus Typ 2:

  • In einer Diabetikerschulung wird den Betroffenen vor allem der richtige Umgang mit dem Insulin gezeigt, die Wichtigkeit der Blutzuckerselbstkontrolle und der angepassten Ernährungsweise vermittelt. Weiterhin kann in solchen Gruppen ein gegenseitiger Erfahrungsaustausch stattfinden.
  • Themen der Patientenschulung sind Diabetes- und Bluthochdruck-Schulung

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300, E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Deutscher Diabetiker Bund e. V., Bundesgeschäftsstelle
    Goethestr. 27, 34119 Kassel
    Telefon: 0 5 61/703 47 70, Fax: 0 5 61/703 47 71, E-Mail: info@diabetikerbund.de, Internet: www.diabetikerbund.de
  • Deutsche Gefäßliga e. V.
    Postfach 4038, D-69254 Malsch b. Heidelberg
    Telefon: 07253-26228, Fax: 07253-278160, E-Mail: info@deutsche-gefaessliga.de Internet: www.deutsche-gefaessliga.de

Literatur

  1. Schauer PR, Kashyap SR, Wolski K et al.: Bariatric Surgery versus Intensive Medical Therapy in Obese Patients with Diabetes. NEJM 2012; 366: 1567-76
  2. Mingrone G, Panunzi S, De Gaetano A et al.: Bariatric Surgery versus Conventional Medical Therapy for Type 2 Diabetes. NEJM 2012; 366: 1577-85
  3. Faude-Lang V et al.: Akzeptanz- und achtsamkeitsbasiertes Gruppenkonzept für Patienten mit fortgeschrittenem Diabetes Typ 2: Konzept und praktische Erfahrungen. PsychotherPsych Med. 2010;60:185-189.
  4. Hartmann M et al.: Sustained effects of a mindfulness-based stress-reduction intervention in type 2 diabetes patients: Design and first results of a randomized controlled trial (the HEIDIS-Study). Diabetes Care. 2012 May;35(5):945-7. doi:10.2337/dc11-1343
  5. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. (AWMF-Registernummer: nvl-001), Mai 2023 Langfassung
  6. Jakubowicz D et al.: Fasting Until Noon Triggers Increased Postprandial Hyperglycemia and Impaired Insulin Response After Lunch and Dinner in Individuals With Type 2 Diabetes: A Randomized Clinical Trial. Diabetes Care 2015;38:1820-1826
  7. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie: Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes. (AWMF-Registernummer: nvl-001b), September 2015. Langfassung
  8. Umpierre D, Ribeiro PA, Kramer CK, Leitao CB, Zucatti AT, Azevedo MJ, Gross JL, Ribeiro JP, Schaan BD (2011) Physical activity advice only or structured exercise training and association with HbA1c levels in type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. JAMA. 2011 May 4;305(17):1790-9. doi: 10.1001/jama.2011.576.
  9. Kiefte-de Jong JC et al.: Diet-dependent acid load and type 2 diabetes: pooled results from three prospective cohort studies. Diabetologia. 2017 Feb;60(2):270-279. doi:10.1007/s00125-016-4153-7
  10. Steven S, Talyor R: Restoring normoglycaemia by use of a very low calorie diet in long- and short-duration Type 2 diabetes. Diabet Med. 2015 Sep;32(9):1149-55. doi: 10.1111/dme.12722. Epub 2015 Feb 26.
  11. Hust Y, Fukuda H: Effects of changes in eating speed on obesity in patients with diabetes: a secondary analysis of longitudinal health check-up data. a. BMJ Open 2018;8:e019589. doi:10.1136/ bmjopen-2017-019589
  12. S3-Leitlinie: Ernährungsempfehlung zur Behandlung des Diabetes mellitus – Empfehlungen zur Proteinzufuhr. (AWMF-Registernummer: 057-025), Oktober 2015 Thieme Verlag 2016
  13. Carter S et al.: Effect of Intermittent Compared With Continuous Energy Restricted Diet on Glycemic Control in Patients With Type 2 Diabetes. A Randomized Noninferiority Trial JAMA Network Open. 2018;1(3):e180756. doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.0756
  14. Lean EJ et al.: Primary care-led weight management for remission of type 2 diabetes (DiRECT): an open-label, cluster-randomised trial. Lancet 2018 Feb;391;10120:541-551,doi:https://doi.org/10.1016/S0140-6736(17)33102-1
  15. Kempf K et al.: Individualized Meal Replacement Therapy Improves Clinically Relevant Long-Term Glycemic Control in Poorly Controlled Type 2 Diabetes Patients. Nutrients 2018, 10(8), 1022; https://doi.org/10.3390/nu10081022
  16. D'Aiuto F et al.: Systemic effects of periodontitis treatment in patients with type 2 diabetes: a 12 month, single-centre, investigator-masked, randomised trial Lancet Diab & Endo Published:October 24, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S2213-8587(18)30038-X
  17. Polemiti E et al.: BMI and BMI change following incident type 2 diabetes and risk of microvascular and macrovascular complications: the EPIC-Potsdam study. Diabetologia in press (e-pub ahead of print) (2021) [Open Access] https://doi.org/10.1007/s00125-020-05362-7
  18. Goldenberg JZ et al.: Efficacy and safety of low and very low carbohydrate diets for type 2 diabetes remission. BMJ 2021;372:m4743. http://dx.doi.org/10.1136/bmj.m4743
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  20. Silveira-Rodrigues JG, Pires W, Gomes PF et al.: Combined exercise training improves specific domains of cognitive functions and metabolic markers in middle-aged and older adults with type 2 diabetes mellitus: Diabetes Research and Clinical Practice 2021 Mar;173:108700. doi: 10.1016/j.diabres.2021.108700.
  21. Skurk T et al.: Empfehlungen zur Ernährung von Personen mit Typ-2-Diabetes mellitus. Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16 (2):255-289
  22. Ried-Larsen M et al.: Association of Cycling With All-Cause and Cardiovascular Disease Mortality Among Persons With Diabetes The European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition (EPIC) Study JAMA Intern Med. 2021;181(9):1196-1205. doi:10.1001/jamainternmed.2021.3836
  23. Jansson AK et al.: Effect of resistance training on HbA1c in adults with type 2 diabetes mellitus and the moderating effect of changes in muscular strength: a systematic review and metaanalysis. BMJ Open Diab Res Care 2022;10:e002595; https://doi.org/10.1136/bmjdrc-2021-002595
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  25. Pokharel P, Kyrø C, Olsen A et al.: Vegetable, but Not Potato, Intake Is Associated With a Lower Risk of Type 2 Diabetes in the Danish Diet, Cancer and Health Cohort. Diabetes Care. 2023;46:286-96
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Leitlinien

  1. S2-Leitlinie: Psychosoziales und Diabetes. (AWMF-Registernummer: 057 - 015), Juni 2013 DAZ
  2. S3-Leitlinie: Ernährungsempfehlung zur Behandlung des Diabetes mellitus – Empfehlungen zur Proteinzufuhr. (AWMF-Registernummer: 057-025), Oktober 2015 Thieme Verlag 2016
  3. S2e-Leitlinie: Diabetes und Straßenverkehr. (AWMF-Registernummer: 057-026), Dezember 2017 Langfassung
  4. S3-Leitlinie: Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Typ-2-Diabetes. (AWMF-Registernummer: nvl-001), Mai 2023 Langfassung
     
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