Aderlass

Aderlass, auch bekannt als Phlebotomie, ist eine traditionelle medizinische Praktik, bei der eine bestimmte Menge Blut aus dem Körper entfernt wird. Diese Methode wird seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen angewendet und hat ihre Wurzeln in der antiken Humoralpathologie, die davon ausging, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht der Körpersäfte (Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle) verursacht werden.

Heute wird der Aderlass hauptsächlich in der modernen Medizin eingesetzt, um bestimmte Erkrankungen zu behandeln, die mit einem Überschuss oder einer Abnormalität des Blutes zusammenhängen, wie z. B. Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) oder Polyzythämie. Der Begriff "Aderlass" leitet sich vom mittelalterlichen medizinischen Konzept ab, das die Entfernung von Blut als Methode zur Heilung oder zur Vorbeugung von Krankheiten sah.

Historischer Kontext und Entwicklung

Historisch gesehen war der Aderlass ein Grundpfeiler vieler medizinischer Systeme. Im 19. Jahrhundert begannen jedoch wissenschaftliche Fortschritte und ein besseres Verständnis der menschlichen Physiologie, die Praxis in Frage zu stellen. Im 20. Jahrhundert wurde sie dann größtenteils von der evidenzbasierten Medizin abgelöst, bleibt aber in bestimmten therapeutischen Kontexten relevant.

Moderne Anwendungen

In der modernen Medizin wird der Aderlass gezielt und unter strengen medizinischen Kriterien durchgeführt. Er wird insbesondere zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, bei denen ein Überschuss an Eisen oder Erythrozyten (rote Blutkörperchen) im Körper vorliegt.

Zielsetzung 

Die Hauptziele des modernen Aderlasses sind:

  • Reduktion der Eisenüberladung bei Hämochromatose
  • Senkung der hohen Anzahl an Erythrozyten (rote Blutkörperchen) bei Polyzythämie
  • Unterstützung bei der Behandlung bestimmter Arten von Porphyrie

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Moderne Indikationen für den Aderlass umfassen:

  • Hämochromatose: Eine genetische Störung, die zu einer übermäßigen Eisenansammlung im Körper führt.
  • Polyzythämie: Eine Erkrankung, bei der der Körper zu viele Erythrozyten (rote Blutkörperchen) produziert.
  • Bestimmte Formen der Porphyrie: Eine Gruppe von Erkrankungen, die mit der Bildung und dem Abbau von Porphyrinen zusammenhängen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Es gibt auch Situationen, in denen Aderlass nicht empfohlen wird:

  • Anämie: Ein Zustand, bei dem der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen hat.
  • Bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Patienten mit instabiler Angina pectoris oder Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
  • Schwere Infektionskrankheiten: Bei aktiven Infektionen sollte kein Aderlass durchgeführt werden.
  • Extreme Schwäche oder Erschöpfung: Patienten in einem geschwächten Gesundheitszustand

Vor der Therapie

Vor dem Aderlass wird eine umfassende medizinische Anamnese durchgeführt. Dazu gehören:

  • Aktuelle und frühere medizinische Bedingungen
  • Eine gründliche Untersuchung der Blutwerte
  • Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustandes

Das Verfahren

Der Aderlass wird in einer medizinischen Einrichtung unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Eine bestimmte Menge Blut wird aus einer Vene entnommen, wobei die Menge und Häufigkeit der Entnahmen je nach medizinischer Indikation variieren.

Nach der Therapie

Nach dem Aderlass sollten Patienten:

  • ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
  • ihre körperliche Aktivität für den Rest des Tages einschränken.
  • auf Anzeichen von Schwäche oder Schwindel achten und gegebenenfalls medizinische Hilfe suchen.

Mögliche Komplikationen

  • Hämatome (Blutergüsse) oder Schmerzen an der Einstichstelle
  • Schwindel oder Schwächegefühl
  • Selten: Infektionen oder Blutungen