Pathogenese (Krankheitsentstehung)
Neben einer gesicherten bakteriellen Infektion bestehen bei manchen Unterarten der Osteomyelitis der Kieferknochen noch nicht bestätigte Hypothesen zur Pathogenese.
Primär chronische Osteomyelitis
Die Erkrankungsform zeichnet sich durch unbekannte Ätiologie und das Fehlen von Pus (Eiter), Fistel- und Sequesterbildung (abgestorbenes Gewebestück, das vom gesunden Gewebe demarkiert ist) aus. Ein auslösendes Ereignis ist nicht zu ermitteln, eine akute Phase fehlt. Proteine aus der Familie der Tumornekrosefaktoren (RANKL) scheinen eine Rolle bei der Knochenresorption zu spielen.
Akute und sekundär chronische Osteomyelitiden
Sie werden durch eine lokale Infektion oder – sehr selten – durch hämatogene ("auf dem Blutwege") Streuung ausgelöst. Die lokalen Infektionen können von Kieferfrakturen (Kieferknochenbruch) ausgehen, die in der Regel durch keimbesiedelte Alveolen (Zahnfächer) verlaufen. Weitere mögliche Infektionswege sind infizierte Pulpen (Zahnmark) und periapikale Ostitiden (Knochenentzündung im Wurzelspitzenbereich marktoter Zähne), tiefreichende parodontale Läsionen (Tascheninfekte), retinierte Zähne (als retiniert bezeichnet man einen Zahn, der noch nicht zu seinem normalen Durchbruchszeitpunkt in der Mundhöhle erscheint) sowie eine infizierte Alveole nach Zahnextraktion (Zahnentfernung).
Ätiologie (Ursachen)
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Malnutrition
- Schlechte orale Hygiene
- Genussmittelkonsum
- Tabak
Krankheitsbedingte Ursachen
Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)
- Hämatogene ("auf dem Blutwege") Streuung bestehender Entzündungsherde
- Lokale Infektion
- Perioperative Infektion ("um die Operation herum entstanden")
- Entwicklung resistenter Mikroorganismen
Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)
- Kieferfraktur (Kieferbruch)
- Verletzungen mit Hautbeteiligung
Weitere Ursachen
- Operationen am Kiefer
Systemische Risikofaktoren
Biographische Ursachen
- Lebensalter
- Alte Menschen
- Neugeborene
Verhaltensbedingte Ursachen
- Ernährung
- Malnutrition (Fehlernährung
- Genussmittelkonsum
- Tabak (Rauchen)
Krankheitsbedingte Ursachen
- Immundefizienz (Immunschwäche)
- Diabetes mellitus
- Durchblutungsstörungen des Knochens
- Osteoporose (Knochenschwund)
- Vaskuläre Erkrankungen (Gefäßerkrankungen)
Medikamente
- Bisphosphonate
- Corticosteroide
- Zytostatika – Medikamente, die bei Krebserkrankungen eingesetzt werden wie Cisplatin
Lokale Risikofaktoren
- Durchblutung des traumatisierten Knochens unzureichend
- Floride ossäre Dysplasie (FOD) – Sklerosierungen meist der Alveolarfortsätze, die die Entstehung einer Osteomyelitis begünstigen
- Fraktur
- kompliziert
- Fragmente mechanisch instabil
- Fremdmaterialien/Transplantate/Implantate
- Operationsdauer
- Prädominanz der Mandibula (Unterkiefer) auf Grund anatomischer Besonderheiten
- Weichteildeckung unzureichend
- Weichteilschäden ausgedehnt
- Zusätzliche Traumatisierung einer bereits bestehenden chronischen lokalen Infektion
- Röntgenstrahlen
- Strahlentherapie im Kopf- Halsbereich ["Radioosteomyelitis": infizierte Osteoradionekrose; IORN]