Einleitung
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

Bei der Hyperthyreose (Synonyme: Hyperthyreoidismus; Hyperthyroidism; Schilddrüsenhormonvergiftung; Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose); Thyreotoxikose; ICD-10-GM E05.9: Hyperthyreose, nicht näher bezeichnet) handelt es sich um eine Schilddrüsenüberfunktion aufgrund vielfältiger Ursachen. Die wichtigste Ursache ist die Basedow-Krankheit, die für 60-80 % aller Hyperthyreosen verantwortlich ist. Weitere Ursachen sind die Schilddrüsenautonomie (unabhängige Schilddrüsenhormonproduktion) und die jodinduzierte Hyperthyreose (exogene Zufuhr von Jod in hohen Mengen).

Die Hyperthyreose wird nach der Symptomatik eingeteilt in:

  • subklinische (latente) Hyperthyreose – asymptomatisch (ohne erkennbare Symptome)
  • klinische Hyperthyreose – Hyperthyreose, die mit Symptomen einhergeht

Die Hyperthyreose wird nach dem Ort der Störung eingeteilt in:

  • primäre Hyperthyreose – "echte" Schilddrüsenüberfunktion
    • manifeste Form  Erhöhung des Werts von freiem Triiodthyronin (fT3) und / oder freiem Thyrosin (fT4) über den oberen Normbereich und gleichzeitige TSH-Erniedrigung (= supprimiertes basales Thyreoidea-stimulierendem Hormon (TSH))
    • subklinische (latente) Form – isolierte TSH-Erniedrigung
  • sekundäre Hyperthyreose – hierbei handelt es sich um eine überschießende Anregung durch eine erhöhte TSH-Aktivität (z. B. bei hormonbildenden Tumoren der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse))

Des Weiteren gibt es eine Amiodaron-induzierte Hyperthyreose (AIH) – siehe dazu unter “Ursachen“.

Geschlechterverhältnis: Frauen sind deutlich häufiger von einer Hyperthyreose betroffen als Männer. Im Rahmen der Morbus Basedow-Erkrankung, welches die häufigste Ursache einer Hyperthyreose ist, beträgt das Geschlechterverhältnis von Männern zu Frauen 1 : 5. Bei der Schilddrüsenautonomie beträgt das Geschlechterverhältnis von Männern zu Frauen 1 : 4.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der Hyperthyreose liegt zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei Frauen bei 1-2 %, bei Männern ist sie wesentlich geringer (in Deutschland).
In der Schwangerschaft liegt die Prävalenz bei 0,1-1,0 %. Hauptursache ist dabei der Morbus Basedow.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für eine Morbus Basedow-Erkrankung beträgt 10-40 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose: Die Symptome einer Hyperthyreose wie starke Schweißproduktion, Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), Gewichtsverlust, Nervosität sowie Tremor (Zittern) sind unangenehm und werden zunächst nicht immer mit einer Hyperthyreose in Verbindung gebracht, da es sich bei den genannten Beschwerden auch um alltags- bzw. stressbedingte Symptome handeln kann. Gewissheit bringen erst die Labordiagnostik (TSH, fT3, fT4), die Schilddrüsensonographie (Ultraschalluntersuchung) und ggf. eine Szintigraphie (bildgebendes Verfahren in der nuklearmedizinischen Diagnostik) der Schilddrüse.
Die Prognose der Hyperthyreose wird maßgeblich durch die Ursache bestimmt. Eine Morbus-Basedow-Erkrankung kann sich in ungefähr der Hälfte der Fälle spontan (von selbst) zurückbilden. Genauso gut kann die Erkrankung rezidivierend (wiederkehrend) auftreten. Bei einer zugrunde liegenden Schilddrüsenautonomie ist die Prognose eher ungünstig.

Im Verlauf einer Hyperthyreose besteht, unabhängig von der Ursache, immer das Risiko für eine thyreotoxische Krise (lebensbedrohliche Verschlimmerung der Hyperthyreose),
vor allem dann, wenn die Therapie unzureichend ist. Diese geht einher mit hohem Fieber, Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), Unruhe, Emesis (Erbrechen), Diarrhoe (Durchfall), Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen.  In solchen Fällen ist eine intensivmedizinische Behandlung lebensentscheidend.
Die Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) der Patienten mit einer thyreotoxischen Krise beträgt 8-25 %.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die Hyperthyreose ist bei Männern mit einem 1,4-fachen Risiko für Gicht und bei Frauen mit dem 2,1-fachen Risiko assoziiert (verbunden) [1]. Des Weiteren ist eine unbehandelte Hyperthyreose mit einer Depression assoziiert [2].

Literatur

  1. Lai-Chu See et al.: Hyperthyroid and Hypothyroid Status was Strongly Associated with Gout and Weakly Associated with Hyperuricaemia. PlosOne, online 8. Dezember 2014
  2. Ittermann T et al.: Diagnosed thyroid disorders are associated with depression and anxiety. Soc Psychiatry Psychiatr Epidemiol. 2015 Sep;50(9):1417-25. doi: 10.1007/s00127-015-1043-0. Epub 2015 Mar 17

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Hyperthyreose. (AWMF-Registernummer: 027 - 041), Januar 2011 Langfassung
  2. S1-Leitlinie: Angeborene Hyperthyreose. (AWMF-Registernummer: 027 - 042), Januar 2011 Langfassung
  3. Alexander EK et al.: 2017 Guidelines of the American Thyroid Association for the Diagnosis and Management of Thyroid Disease During Pregnancy and the Postpartum. THYROID Volume 27, Number 3, 2017 American Thyroid Association  Mary Ann Liebert, Inc. doi: 10.1089/thy.2016.0457

     
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