Hörsturz – Einleitung

Unter einem Hörsturz versteht man einen akuten, meist einseitigen Hörverlust ohne erkennbare Ursache.

Synonyme und ICD-10: Akuter Hörverlust; Hörverlust, plötzlich; Idiopathischer Hörsturz; Sudden deafness; ICD-10-GM H91.2: Idiopathischer Hörsturz; engl.: idiopathic sudden sensorineural hearing loss, abgekürzt ISSHL

Symptomatik

Der Hörsturz tritt in der Regel einseitig auf. Nur in etwa 5 % der Fälle ist eine beidseitige Hörminderung zu verzeichnen. Häufige Begleitsymptome sind:

  • Tinnitus (Ohrgeräusche): 80 %
  • Druck- und Völlegefühl im Ohr: ca. 50 %
  • Vertigo (Schwindel): ca. 30 %
  • Diplakusis (Echohören, verzerrtes Hören): 25 %

Charakteristisch für den Hörsturz ist, dass er idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) auftritt. Er kann aber auch Symptom einer bestimmten Grunderkrankung sein.

Formen des Hörsturzes

Der Hörsturz lässt sich unter Berücksichtigung des Frequenzbereiches und des Schweregrades in unterschiedliche Formen der Innenohrschwerhörigkeit (IOS) einteilen. Eine genauere Klassifikation erfolgt in der Regel audiologisch, basierend auf dem Ausmaß und der Frequenz des Hörverlustes (s. u. Klassifikation).

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend um das 50. Lebensjahr auf. 75 % der Betroffenen sind bei der Diagnose älter als 40 Jahre.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt zwischen 160 und 400 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland). In den USA liegt die Inzidenz bei 5-20 und in den Niederlanden bei 8-14 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Spontanheilung: In vielen Fällen (50-68 %) kommt es zur Spontanheilung, oft schon innerhalb der ersten 24 Stunden. Eine Metaanalyse bestätigt eine Spontanheilungsrate von 60 % und weist darauf hin, dass der natürliche Verlauf eines akuten idiopathischen sensorineuralen Hörverlustes möglicherweise nicht schlechter ist als das Ergebnis nach einer Behandlung [1].
  • Behandlungsbeginn: Der Hörsturz wird nicht als Notfall, sondern als Eilfall mit aufgeschobener Dringlichkeit gesehen. Studien zeigen, dass kein wesentlicher Unterschied im Endpunkt der Hörerholung besteht, wenn eine Behandlung 3 bis 7 Tage nach dem Ereignis begonnen wird.

Prognose

  • Hörminderung: Die Prognose verschlechtert sich mit dem Ausmaß der Hypakusis. Sie kann von geringgradig bis zur völligen Gehörlosigkeit reichen.
  • Rezidive: Der Hörsturz tritt häufig rezidivierend auf. Die Rezidivrate liegt bei 30 %.

Literatur

  1. Chaushu H et al.: Spontaneous recovery rate of idiopathic sudden sensorineural hearing loss: A systematic review and meta-analysis. Clin Otolaryngol 2023; https://doi.org/10.1111/coa.14036

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Hörsturz (Akuter idiopathischer sensorineuraler Hörverlust). (AWMF-Registernummer: 017-010), Januar 2014 Langfassung