Therapieziel

• Nächtliches Durchschlafen, ohne Wasser zu lassen

Therapieempfehlungen

• Vorrangig müssen mögliche urächliche Erkrankungen (z. B. arterielle Hypertonie, Schlafapnoesyndrom, chronische Nieren- und Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus) optimal eingestellt werden.
  • wg. Detrusorüberaktivität (OAB) s. u. Harninkontinenz (Blasenschwäche); benigne Prostatahypertrophie (BPH; gutartige Prostatavergrößerung) s. u. der gleichnamigen Erkrankung
• Ggf. Desmopressin (Antidiuretikum) bei nächtlicher Polyurie bei Erwachsenen: 
  • nasale Therapie in den USA [1]
  • orale Therapie vorm Schlafengehen (Deutschland nur orale Therapie)
• Sie vorrangig unter "Weitere Therapie"

Wirkstoffe (Hauptindikation) 

ADH (Vasopressin)

• Wirkweise: Stimulation V1- und V2-Rezeptoren → Vasokonstriktion (Gefäßverengung), Wasserrückresorption aus den Nierentubuli (Antidiuretikum)
• Indikationen: 
  • nächtliche Polyurie bei Erwachsenen
  • Diabetes insipidus centralis
• Kontraindikationen: Herz­insuffizienz, schlecht kontrollierter Diabetes mellitus, Krankheiten der Blase und der Prostata, Polyurie als Nebenwirkung verschiedener Medikamente (dieses ist vor der Verordnung auszuschließen); des Weiteren muss vor Therapie Hyponatriämie ausgeschlossen werden.
• Dosierungshinweise: Bei einer Langzeitanwendung sollte alle 3 Monate eine behandlungsfreie Zeit von mindestens einer Woche eingelegt werden, um zu beurteilen, ob eine spontane Besserung eingetreten ist
• Nebenwirkungen: Durchblutung im Splanchnikusgebiet vermindert, Blutdruckanstieg, Angina pectoris (anfallsartige, starke Schmerzen in der Herzgegend), Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, abdominelle Beschwerden (Bauchschmerzen), Übelkeit, periphere Ödeme (Wassereinlagerungen), Faktor VIII und von-Willebrandt-Faktor ↑; Hyponatriämie (Natriummangel; potenziell schwer wiegende Nebenwirkung; betrifft insbesondere Patienten jenseits des 65. Lebensjahres); Risikofaktoren für eine Desmopressin-induzierte Hyponatriämie:
  • weibliches Geschlecht, verminderte Nierenfunktion,  geringes Körpergewicht und Polypharmazie
• Wg. Risikos einer Hyponatriämie muss der Natriumwert vor der Behandlung und im Verlauf der Therapie regelmäßig kontrolliert werden,
• Um Wassereinlagerungen schnell zu bemerken, sollte sich der Patient zu Beginn der Therapie täglich wiegen.
• Labordiagnostik: Ausschluss einer Hyponatriämie vor Therapiebeginn, 7 Tage und ein Monat nach Therapieeinleitung und danach halbjährlich; ebenso nach jeder Dosisanpassung erneut kontrollieren

Literatur

1.  FDA News Release: FDA approves first treatment for frequent urination at night due to overproduction of urine. FDA March 3, 2017