Einleitung
Bakteriurie

Als Bakteriurie (ICD-10-GM R82.7: Abnorme Befunde bei der mikrobiologischen Urinuntersuchung) wird die Ausscheidung von Bakterien mit dem Urin bezeichnet. 

Von einer signifikanten Bakteriurie spricht man ab einer Erregerzahl von 105 Keimen pro ml Urin (KBE/ml). Der Nachweis erfolgt durch Urinkultur. Einer positiven Urinkultur schließt sich ein Resistogramm an, das heißt Austestung geeigneter Antibiotika auf Sensibilität/Resistenz (s. u. "Urinuntersuchung auf Erreger").

Kriterien zur mikrobiologischen Diagnose einer asymptomatischen Bakteriurie (Vorkommen von Bakterien im Urin) bzw. Harnwegsinfektion (HWI):

  • Asymptomatische Bakteriurie (ASB; ABU): Erregerzahlen > 105 KBE/ml desselben Erregers (und gleichen Resistenzmuster) in zwei Harnproben bei fehlenden klinischen Zeichen eines Harnwegsinfektes (HWI)
  • Harnwegsinfektion (HWI):
    • Erregerzahlen > 105 KBE/ml (aus dem „sauberen“ Mittelstrahlurin gewonnen)
    • Erregerzahlen von 103 bis 104 KBE/ml können bei klinischen Symptomen (symptomatische Patienten) bereits klinisch relevant sein, vorausgesetzt, es handelt sich um Reinkulturen (d. h. nur eine Art von Bakterien) typischer uropathogener Bakterien
    • Erregerzahlen von 102 KBE/ml (mind. 10 identische Kolonien); bei Urinkultur aus suprapubischer Harnblasenpunktion (Blasenpunktion)

Bei Säuglingen

  • Zum Nachweis eines Harnwegsinfekts ist erforderlich: positiver Befund in der Urinanalyse (Leukozyturie und/oder Bakteriurie) und in einer durch Katheter oder Blasenpunktion gewonnenen Urinprobe eine Zahl von > 105 KBE/ml eines uropathogenen Erregers

In der Schwangerschaft

  • Ein Screening mittels Urinuntersuchung einschließlich Kultur sollte vorzugsweise am Ende des ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) erfolgen, da in der Schwangerschaft die Therapie der asymptomatischen Bakteriurie empfohlen ist [1].

Patienten, bei denen urologische Eingriffe bevorstehen

  • Screening auf und Therapie von asymptomatischen Bakteriurien ist indiziert [1].

Eine asymptomatische Bakteriurie wird vor allem bei Frauen im Alter bis 60 Jahren, älteren Menschen und Patienten mit Diabetes mellitus festgestellt.

Die Bakteriurie kann Symptom vieler Erkrankungen sein (s. u. "Differentialdiagnosen"). 

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt für Mädchen im Vorschulalter bei 1-2 % und bei älteren Frauen bei 6-10 %. Bei Schwangeren liegt die Prävalenz einer asymptomatischen Bakteriurie im Bereich von 2-10 %.
Bei Männern ist eine asymptomatische Bakteriurie sehr selten.
Eine asymptomatische Bakteriurie bei Langzeitkatheter beträgt bis zu 100 %. Bei intermittierendem Katheterismus beträgt sie bis zu 50 %.

Verlauf und Prognose: Eine Bakteriurie bedarf immer einer ärztlichen Abklärung. Eine symptomatische Bakteriurie bedarf in jedem Fall einer antibiotische Therapie.
Harnwegsinfektionen (HWI) bei Männern bedürfen zudem einer differenzierten Abklärung!
Eine asymptomatische Bakteriurie bedarf bei nicht-schwangeren Erwachsenen keiner Behandlung. Dieses gilt auch für gesunde Kinder unabhängig vom Alter.
Kindern unter 4 Jahren mit rezidivierenden (wiederkehrenden) Harnwegsinfektionen und bekanntem vesikoureteralem Reflux (Rückfluss von Harn aus der Blase über die Ureteren (Harnleiter) in das Nierenbecken) werden auch bei asymptomatischer Bakteriurie behandelt.
Eine asymptomatische Bakteriurie bei Schwangeren (s. o.) sollte stets behandelt werden, da in solchen Fällen das Risiko einer Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) mit ca. 30 % erhöht ist [2].

Detaillierte Informationen zur Diagnostik und Therapie sowie zu Verlauf und Prognose siehe unter Zystitis bzw. Pyelonephritis.

Literatur

  1. Hecker MT, Donskey CJ: Is antibiotic treatment indicated in a patient with a positive urine culture but no symptoms? Cleveland Clinic Journal of Medicine 2014; 81: 721-724
  2. S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie und Management unkomplizierter bakterieller ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. (AWMF-Registernummer: 043-044), 30. April, 2017 Kurzfassung Langfassung

     
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