Dünndarmdarstellung nach Sellink

Die Dünndarmdarstellung nach Sellink (Synonym: Enteroklysma nach Sellink) ist ein Untersuchungsverfahren zur Darstellung des Dünndarms, die vor allem bei entzündlichen Prozessen und deren Komplikationen (z. B. Stenosen) zum Einsatz kommt. 

Der Dünndarm ist das größte und längste Organ des menschlichen Körpers und ist größtenteils für die Nährstoffversorgung (Makro- und Mikronährstoffe; Vitalstoffe) des Organismus verantwortlich. Da der Dünndarm endoskopisch sehr schlecht zu untersuchen ist, stellt die röntgenologische Doppelkontrastuntersuchung die primäre Bildgebung dar. Allerdings ist festzustellen, dass auch hier die Computertomographie (CT) und die Magnetresonanztomographie (MR-Sellink) weiter in den Vordergrund rücken.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Briden – narbiger bzw. bindegewebiger Verwachsungsstrang z. B. an den Dünndarmschlingen
  • Entzündliche Prozesse im Dünndarm
  • Divertikel – sackförmige Ausstülpungen der Dünndarmwand; bei zahlreichem Auftreten der Divertikel handelt es sich um eine Divertikulose
  • Fehlbildungen
  • Fisteln – als Folge einer Entzündung können sich Verbindung zwischen zwei Hohlorganen bzw. Darmschlingen bilden
  • Lymphom – Tumor der Lymphozyten (Immunzellen)
  • Malrotation – Störung der Darmdrehung (Entwicklungsprozess in dessen Rahmen sich das Organ in seiner Lage dreht) während der Embryonalentwicklung
  • Meckel-Divertikel – Ausstülpung des Ileums (Krumm- oder Hüftdarm; Teil des Dünndarms), die einen Rest des embryonalen Dottergangs (Ductus omphaloentericus) darstellt
  • Morbus Crohn – chronisch-entzündliche Darmerkrankung
  • Nach Darmresektion (operative Entfernung von Dünndarmabschnitten)
  • Stoffwechselerkrankungen
  • Stenosen (Verengungen)
  • Tumoren
  • Unklare Diarrhöen (Durchfälle)
  • Unklare gastrointestinale (Magen-Darm) Blutungen
  • Verdauungsstörungen
  • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie)

Das Verfahren

Der Patient muss vor der Untersuchung absolut nüchtern sein. Das bedeutet weder Essen, Trinken noch Rauchen ist gestattet. Zuerst wird eine Sonde transnasal bzw. oral über Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Duodenum (Zwölffingerdarm) bis zur Flexura duodenojejunalis (Übergang vom Duodenum (Zwölffingerdarm) zum Jejunum (Leerdarm/Dünndarm)) vorgeschoben. Hier wird nun das Kontrastmittel über eine elektrische Pumpe injiziert. Da es sich um eine Doppelkontrastuntersuchung handelt, wird zunächst ein Bariumsulfat-Wasser-Gemisch (positives Kontrastmittel) appliziert. Dann wird als negatives Kontrastmittel nicht Luft, sondern ein Methylzellulose-Wasser-Gemisch verabreicht.

Während sich das Bariumsulfat an die Dünndarmwand anlagert, sodass das Schleimhautrelief dargestellt wird, dient die Methylzellulose der Entfaltung und öffnenden Dehnung der Dünndarmschlingen. Die gesamte Untersuchung wird mithilfe der Durchleuchtung dokumentiert. Auf den Aufnahmen erscheinen die Dünndarmschlingen dann transparent.

Aus der zeitlichen Abfolge der Kontrastmittelgabe entstehen zwei Phasen: Die Methylzellulosephase ermöglicht vor allem die bessere Erkennbarkeit von anatomischen bzw. morphologischen Veränderung des Dünndarms und seiner Schleimhaut. Die Bariumphase dient der Erfassung von Motilitätsstörungen (Störungen der Eigenbewegung des Darms) und der Beurteilung der Darmperistaltik:

  • normale Darmperistaltik
  • Pendelperistaltik – der Darminhalt pendelt hin und her, dies kann z. B. auf einen Ileus (Darmverschluss) hinweisen
  • Obstruktionsperistaltik – eine Stenose führt zu vermehrten Kontraktion der Darmwand bzw. einer Lumenaufweitung direkt vor der Verengung
  • Hypoperistaltik – verringerte Eigenbewegung
  • Hyperperistalik – verstärkte Eigenbewegung mit beschleunigter Passage des Kontrastmittels

Weitere Hinweise

  • Bei der Magnetresonanztomographie nach Sellink (MR-Sellink) wird über eine Duodenalsonde der gesamte Dünndarm mit dem negativen Kontrastmittel Mannitol gefüllt. Danach wird eine MRT des Abdomens und Beckens mit zusätzlicher intravenöser Kontrastmittelgabe (Gadolinium) durchgeführt. Das Verfahren macht Entzündungen sichtbar und detektiert Stenosen und Fisteln.

Literatur

  1. Layer P, Rosien U: Praktische Gastroenterologie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2008
  2. Kauffmann GW: Radiologie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2006
  3. Feuerbach S: Handbuch diagnostische Radiologie: Gastrointestinales System. Springer Verlag 2006

     
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