Medikamentöse Therapie
Bronchiektasen

Therapieziele

  • Ggf. Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung
  • Symptomatische Therapie:
    • Sekretolytische Therapie – Lösung des zähflüssigen Sekrets in den Bronchien (Sekretdrainage)
    • Antiinfektive Maßnahmen (gegen eine Infektion (mit Mikroorganismen) gerichtet)
    • Antiobstruktive Therapie (bei Verengung der Atemwege)
  • Behandlung der chronischen Inflammation (Entzündung)
  • Vermeidung bzw. Reduktion von Exazerbationen (Krankheitsschüben)
  • Prävention von Infektionen
  • Verbesserung der Lebensqualität

Therapieempfehlungen

  • Sekretolytische Therapie ((Verflüssigung von Sekret)
    • Inhalation hypertoner Kochsalzlösung
    • Besonders bewährt hat sich die Inhalation von hyperosmolaren Lösungen:
      • Mannitol
        • Vorteil: Längere Halbwertszeit in den Atemwegen als andere hyperosmolare Lösungen.
        • Nachteil: Die Inhalation von Mannitol führt zu einer vermehrten Hyperreagibilität (Überempfindlichkeit der Atemwege).
  • Antibiotikatherapie (zuvor sollte eine Erregerdiagnostik erfolgen): Bei akutem Krankheitsschub mit Zunahme der Dyspnoe (Atemnot) und des Sputumvolumens sowie einer gelb-grün oder grünen Farbe des Sputums (Behandlungsdauer: 7-10 Tage (14 Tage))
    • Liegt kein mikrobiologisches Ergebnis vor:
      • Breitbandantibiotikum
      • Hinweis: Pseudomonaden sollten mit erfasst werden, da sie von prognostischer Relevanz sind!
    • Orale Therapie im ambulanten Bereich:
      • Fluorochinolone: Levofloxacin oder Ciprofloxacin
      • Cave: Ciprofloxacin ist nicht ausreichend wirksam gegen Pneumokokken!
    • Orale Therapie bei Pseudomonasinfektion (stationärer Aufenthalt):
      • Pseudomonaswirksame Substanzen: Carbapeneme, Cephalosporine, Ureidopenicilline
      • Pseudomonasinfektionen sollten 10-14 Tage lang behandelt werden!
    • Patienten ohne Pseudomonas aeruginosa-Risiko werden mit Aminopenicillin + Inhibitor oder Cephalosporine der dritten Generation behandelt (Behandlungsdauer: 7 Tage)
    • Hinweis: Eine Antibiotikatherapie außerhalb eines Krankheitsschubes ist umstritten. Weder die Keimmenge noch die Exazerbationsrate ließen sich durch eine dauerhafte orale Antibiotikatherapie senken.
    • Bei Bronchiektasen mit chronischer Bakterienbesiedlung (= drei Exazerbationen und mehr pro Jahr) ist allerdings eine antibiotische Langzeitbehandlung erforderlich: Makrolide sind dabei die Antibiotika der ersten Wahl.
      • Makrolide können die Exazerbationsfrequenz um die Hälfte reduzieren und die Zeit bis zur nächsten Exazerbation verlängern [11].
    • Inhalative Antibiotika:
      • Indikationen:
        • Häufige Exazerbationen
        • Besiedlung mit Pseudomonas aeruginosa und zystische Fibrose (CF) (Synonym: Mukoviszidose)
        • Schweres Krankheitsbild
        • Hinweis: Studien weisen auf eine Relevanz auch bei Non-CF-Bronchiektasen hin.
      • Wirkstoffe:
        • Tobramycin: Eradikation (Eliminierung des Keims) in 13-35 % der Fälle; weniger Symptome; Verbesserung der Lungenfunktion; verbesserte Lebensqualität [4, 5]
        • Colistin: Erhöhung der FEV1; Eradikation in 3 von 18 Fällen; Verbesserung der Lungenfunktion und Lebensqualität; weniger Krankenhausaufenthalte waren nötig; weniger Exazerbationen [6, 7]
        • Aztreonam bei Patienten mit zystischer Fibrose (CF) Synonym: Mukoviszidose): weniger Exazerbationen und Symptome; Verbesserung der Lungenfunktion [8]
        • Gentamycin: führte in einem Drittel der Fälle zu einer Eradikation von Pseudomonas aeruginosa und verlängerte die Zeit bis zur nächsten Exazerbation [1, 9, 10]
  • Antiobstruktive Therapie (bei Atemwegsobstruktion/Verengung der Atemwege)
    • Parasympatikolytika (Anticholinergika)
    • Beta-Sympathomimetika 
  • Behandlung der chronischen Inflammation (Entzündung) (chronische Bakterienbesiedlung)
    • Orale Corticosteroide bei akutem Krankheitsschub
    • Inhalative Steroide: In einer Studie mit Patienten mit Non-CF-Bronchiektasen (nicht durch eine zystische Fibrose (CF) verursacht) konnte die Exazerbationsrate (Anzahl der Krankheitsschübe) sowie die Sputumproduktion reduziert werden [2].
    • Makrolidantibiotika/Makrolide (Azithromycin):
      • Sie wirken antibakteriell und antiinflammatorisch (antientzündlich), indem sie die Produktion proinflammatorischer Zytokine vermindern.
      • Sie sind nebenwirkungsarm.
      • Bei Non-CF-Bronchiektasen führten sie in einer Studie zur Reduktion der Sputummenge und einer verbesserten 5-Jahres-Überlensrate [3].
  • Hinweis: Eine Langzeittherapie mit inhalativen Antibiotika und/oder Makroliden ist nur dann indiziert, wenn innerhalb von drei Monaten nach Therapiebeginn eine signifikante Besserung hinsichtlich Sputummenge (Sputum = Auswurf) zu beobachten ist und sich die Erkrankung nicht verschlimmert.
  • Falls eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) als Komplikation vorliegt:
    • Im akuten Krankheitsschub der ABPA: systemische Steroide über einen langen Zeitraum
    • Zur Rezidivprophylaxe bei pulmonaler Besiedlung: orale Itraconazol-Dauertherapie
  • Bei zugrundeliegenden Immunmangelsyndromen:
    • Hypogammaglobulinämie: Substitution mit Immunglobulinen → 0,4 g/kg Körpergewicht alle 4-6 Wochen

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Murray MP, Govan JR, Doherty CJ et al.: A randomized controlled trial of nebulized gentamicin in non-cystic fibrosis bronchiectasis. Am J Respir Crit Care Med 2011; 183: 491-9
  2. Tsang KW, Tan KC, Ho PL et al.: Inhaled fluticasone in bronchiectasis: a 12 month study. Thorax. 2005; 60: 239-43
  3. Anwar GA, Bourke SC, Afolabi G et al.: Effects of long-term low-dose azithromycin in patients with non-CF bronchiectasis. Respir Med 2008; 102: 1494-6
  4. Drobnic ME, Suñé P, Montoro JB et al.: Inhaled tobramycin in non-cystic fibrosis patients with bronchiectasis and chronic bronchial infection with Pseudomonas aeruginosa. Ann Pharmacother 2005; 39: 39-44
  5. Scheinberg P, Shore E: A pilot study of the safety and efficacy of tobramycin solution for inhalation in patients with severe bronchiectasis. Chest 2005; 127: 1420-6
  6. Steinfort DP, Steinfort C: Effect of long-term nebulised colistin of lung function and quality of life in patients with chronic bronchial sepsis. Intern Med J 2007; 37: 495-8
  7. Dhar R, Anwar GA, Bourke SC et al.: Efficacy of nebulised colomycin in patients with non-cystic fibrosis bronchiectasis colonised with Pseudomonas aeruginosa. Thorax 2010; 65: 553
  8. McCoy KS, Quittner AL, Oermann CM et al.: Inhaled aztreonam lysine for chronic airway Pseudomonas aeruginosa in cystic fibrosis. Am J Respir Crit Care 2008; 178: 921-8
  9. Murray MP, Govan JR, Doherty CJ et al.: A randomized controlled trial of nebulized gentamicin in non-cystic fibrosis bronchiectasis. Am J Respir Crit Care Med 2011; 183: 491-9
  10. Antoniu SA, Trofor AC: Inhaled gentamicin in non-cystic fibrosis bronchiectasis: effects of long-term therapy. Expert Opin Pharmacother 2011; 12: 1191-4
  11. Chalmers JD et al.: Long-term macrolide antibiotics for the treatment of bronchiectasis in adults: an individual participant data meta-analysis. Lancet Respiratory Medicine 2019;7,(10):845-854 doi:https://doi.org/10.1016/S2213-2600(19)30191-2
     
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