Calcium

Bei Calcium (Kalzium) handelt es sich um ein Element aus der Gruppe der Alkalimetalle, welches zu den Elektrolyten gezählt wird.

Calcium ist zu 98 % skelettgebunden, nur 2 % des Gesamt-Calciums befindet sich im Extrazellularraum. 

Das Gesamt-Calcium im Plasma bzw. Serum liegt nur zu ca. 50 % als freies oder ionisiertes Calcium vor. Das ionisierte Calcium wird von Veränderungen der Albuminkonzentration nicht beeinflusst.

Ca. 45 % des Serumcalciums sind an Albumin gebunden und etwa 5 % liegen als komplexgebundenes Calcium vor. Veränderungen der Albuminkonzentration beeinflussen das Gesamt-Calcium.

Der biologisch aktive Anteil ist das freie Calcium!

Das Gesamtkörper-Calcium beträgt zwischen ein und zwei Kilogramm.

Der Calciumeinbau in die Knochen beginnt in der Fetalphase und geht bis ins frühe Erwachsenenalter, um dann jährlich, um ein bis zwei Prozent wieder abzufallen.
Calcium ist des Weiteren wichtig für die Vermittlung intrazellulärer Signale und die Blutgerinnung.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum
  • 24 h-Urin

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht nötig       

Störfaktoren

  • Lithium-Heparin-Röhrchen
    Beachte: EDTA-Röhrchen sind nicht geeignet zur Bestimmung von Serumcalcium, da diese mit Calcium komplexiert sind! 
  • Muskeltätigkeit und Venenstauung können den Calciumspiegel erhöhen.
  • Urin kühl lagern.

Normwerte – Serum (Blut)

  Normwerte in mmol/l
Neugeborene 1,75-2,70
Säuglinge 2,05-2,70
Kinder 2,05-2,70
Erwachsene 2,02-2,60

Normwerte – Urin

Geschlecht Normwert in mmol/24 h
Frauen < 6,2
Männer < 7,5

Indikationen

  • Verdacht auf Störungen im Calcium-/Phosphat-Haushalt 

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte (im Serum; Hypercalcämie (Calciumüberschuss))

  • Endokrinologische Ursachen
    • Hyperparathyreoidismus, primärer (pHPT)* und sekundärer (Nebenschilddrüsenüberfunktion) (pHPT ca. 25 % aller Fälle einer Hypercalciämie)
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
    • Hypervitaminose D (übermäßige Zufuhr des Vitamin D)
    • NNR-Unterfunktion (Nebennierenrindeninsuffizienz) (Nebennierenrindenunterfunktion)
    • Östrogenmangel
  • Metabolische (stoffwechselbedingte) Ursachen
    • Azidose – Übersäuerung des Blutes
    • Hyperproteinämie – Erhöhung des Proteingehaltes (Eiweiß) im Serum
    • Hypophosphatämie (Phosphatmangel)
    • Hypophosphatasie 
    • Milch-Alkali-Syndrom – Stoffwechselstörung, die durch eine Calciumüberangebot bedingt ist
  • Maligne (bösartige) Erkrankungen* (→ Tumorhypercalcämie; tumorinduzierte Hypercalcämie (Calciumüberschuss), TIH; tumorassoziierte Hypercalcämie (Calciumüberschuss))  (TIH ca. 65 % aller Fälle einer Hypercalciämie)
    • Maligne (bösartige) (z. B. Bronchialkarzinom, Mammakarzinom, Prostatakarzinom) oder hämatologische (die Blutzellen betreffende) Tumorerkrankungen (z. B. Lymphome, Monoklonale Gammopathie) 
    • Osteolyse (Knochenauflösung) bei Knochentumoren oder Metastasen
    • Osteolytische Knochentumoren wie das Plasmozytom (multiples Myelom) – bösartige Erkrankung, bei der es zu einer unkontrollierten Vermehrung spezifischer Zellen (Plasmazellen) kommt
    • Paraneoplastisches Syndrom – Veränderungen, die von einem bösartigen Tumor über hormonelle Steuerung ausgehen
  • Gewebezerfall, vor allem durch Tumoren
  • Nephrolithiasis (Nierensteine) – durch Bestimmung von Calcium im Urin nachweisbar
  • Sarkoidose – entzündliche Systemerkrankung, die vor allem die Lunge, die Lymphknoten und die Haut betrifft
  • Immobilisation
  • Intoxikationen (Vergiftung) mit Aluminium
  • Medikamente
    • Thiaziddiuretika (Gruppe harntreibender Substanzen) wie Hydrochlorothiazid (HCT)
    • Lithium
    • Vitamin A-Überdosierung
    • Vitamin D-Überdosierung
    • Vitamin-D-Analoga

* Ca. 90 % aller Fälle einer Hypercalcämie

Interpretation erniedrigter Werte (im Serum; Hypocalcämie (Calciummangel)) 

  • Alimentär (ernährungsbedingt)
    • Geringe Aufnahme von Milch und Milchprodukten – insbesondere Ovo-Vegetarier und Veganer
    • Hohe Calciumverlusten – durch Koffein, hohe Proteinzufuhr (Eiweißzufuhr), bei chronischer Azidose (Übersäuerung)
    • Hohe Zufuhr oxalsäurehaltiger Lebensmittel – Rote Bete, Petersilie, Rhabarber, Spinat, Mangold, Nüsse – und von Getreidearten mit hohem Phytatgehalt (vollkornproduktreiche Ernährung), denn sowohl Oxalat als auch Phytinsäure (Phytat) hemmen die Calciumaufnahme durch Bildung schwer löslicher Komplexe
    • Malabsorption/Mangelernährung
  • Endokrinologische Ursachen
    • Cushing-Syndrom – Erkrankung, die durch ein Überangebot von Glucocorticoiden bedingt ist; lässt sich durch die Calcium-Bestimmung im Urin nachweisen
    • Hyperparathyreoidismus, sekundärer (Nebenschilddrüsenüberfunktion) – Parathormonmangel, welcher infolge einer vermehrten Calciumausscheidung und verminderter Phosphatausscheidung zu einer reduzierten Calciumabsorption im Darm führt. Schließlich geht Calcium über die Niere verloren.
    • Hypoparathyreoidismus, primärer (Nebenschilddrüsenunterfunktion) – Parathormonmangel
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
    • Hypovitaminose D (nicht ausreichende Zufuhr des Vitamin D)
  • Metabolische (stoffwechselbedingte) Störungen
    • Azidose (renal-tubulär) – führt zu Calciumverlust
    • Hypalbuminämie (Eiweißmangel) wg. Leberzirrhose (Leberschrumpfung), nephrotisches Syndrom (Sammelbegriff für Symptome, die bei verschiedenen Erkrankungen des Glomerulums (Nierenkörperchen) auftreten; Symptome sind: Proteinurie (Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) mit einem Proteinverlust von mehr als 1 g/m²/Körperoberfläche pro Tag; Hypoproteinämie, periphere Ödeme durch eine Hypalbuminämie von < 2,5 g/dl im Serum, Hyperlipoproteinämie – Fettstoffwechselstörung)
    • Akute Hyperphosphatämie (Phosphatüberschuss)
    • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel) – Hemmung der Parathormonsekretion, kann auf diese Weise zu Hypokalzämie führen
  • Vitamin D und Calcium-Malabsorption (Störung der Aufnahme)
    • Morbus Whipple (Synonyme: Whipple-Krankheit, intestinale Lipodystrophie; engl.: Whipplés disease) – seltene systemische Infektionskrankheit; ausgelöst durch das grampositive Stäbchenbakterium Tropheryma whippelii (aus der Gruppe der Aktinomyzeten), das neben dem obligat betroffenen Darmsystem verschiedene andere Organsysteme befallen kann und eine chronisch-rezidivierende Erkrankung ist; Symptome: Fieber, Arthralgie (Gelenkschmerzen), Störungen der Gehirnfunktion, Gewichtsverlust, Diarrhoe (Durchfall), Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen) u.v.m.
    • Rachitis (Knochenerweichung)
    • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Erkrankung der Dünndarmmukosa (Dünndarmschleimhaut), die auf einer Überempfindlichkeit gegen das Getreideeiweiß Gluten beruht
    • Zollinger-Ellison-Syndrom – meist bösartige Erkrankung, bei der es zu Neubildungen kommt, die Gastrin (Hormon aus dem Magen) produzieren
  • Genetische Erkrankungen
    • Seltener genetischer Defekt des calcium-sensiblen Rezeptors mit einer Verschiebung der Schwelle für ionisiertes Calcium nach unten (autosomal-dominante Hypokalzämie), der einen funktionellen Hypoparathyreoidismus verursacht und Hypokalzämie zur Folge haben kann
  • Maligne (bösartige) Erkrankungen, z. B. osteoblastische Metastasen (hungry bones) – vermehrter Calciumeinbau in Tochtergeschwülsten
  • Weitere Erkrankungen
    • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) – Senkung der intestinalen Calciumabsorption, wodurch eine Hypokalzämie – < 2,2 mmol/L; < 8,8 mg/dL – auftreten kann
    • Osteodystrophia fibrosa – Knochenbaustörungen aufgrund verminderter Einlagerung von Mineralsalzen
    • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Medikamente
    • Antiepileptika – wie beispielsweise Carbamazepin oder Valproinsäure
    • Calcimimetikum (Etelcalcetid)
    • Glucocorticoide (Überdosierung)
    • Vitamin D-Mangel
    • siehe dazu auch unter Arzneimittelnebenwirkungen ("Hypocalcämie durch Medikamente")
  • Erhöhter Bedarf
    • Stillende Frauen – während der Laktation (Stillphase) werden täglich 250 bis 350 mg Calcium über die Milch abgegeben

Interpretation erhöhter Urinwerte (Hypercalciurie)

  • Endokrinologische Ursachen
    • Cushing-Syndrom – Erkrankung, die durch ein Überangebot von Glucocorticoiden bedingt ist; lässt sich durch die Calcium-Bestimmung im Urin nachweisen
    • Hypoparathyreoidismus, primärer (Nebenschilddrüsenunterfunktion) – Parathormonmangel
    • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
    • Östrogenmangel
  • Maligne (bösartige) Erkrankungen
    • Osteolyse (Knochenauflösung) bei Knochentumoren oder Metastasen (Tochtergeschwülste)
  • Azidose (renal-tubulär) wg. Calciumverlust
  • Immobilisation (Knochenabbau)
  • Milch-Alkali-Syndrom (Burnett-Syndrom) Störung des Calciumstoffwechsels, die durch eine alimentäre Überversorgung mit Calcium bei gleichzeitiger Einnahme basischer Substanzen (z. B. Antazida) entsteht

Weitere Hinweise

  • Die durchschnittliche tägliche Calciumaufnahme unterliegt sehr starken Schwankungen und kann zwischen 10 und 50 mmol (400-2.000 mg/d) liegen.
  • Der normale Bedarf an Calcium liegt bei Frauen sowie Männern bei 1.000 mg/d.
  • Das ionisierte Calcium wird glomerulär ("die Glomeruli (der Niere) betreffend") frei filtriert, der größte Teil (95-98 %) wird jedoch resorbiert.

Achtung!
Hinweis zum Versorgungszustand (Nationale Verzehrsstudie II 2008)
In der Altersgruppe vom 19.-80. LJ. erreichen nur 35-48 % der Frauen und nur 39-67 % Männer die Zufuhr-Empfehlung, wobei die Zufuhr im Alter schlechter wird. Den am schlechtesten versorgten Männern und Frauen fehlen circa 500 mg Calcium.
(DGE-Empfehlung 1.000 mg/Tag)

     
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