Klassifikation
Schleudertrauma

Einteilung und Schweregradbestimmung von Störungen bei einem Schleudertrauma in Anlehnung an die Quebec Task Force, modifiziert nach Spitzer [1]

Schweregrad   Symptomatik
 0
  • keine HWS-Beschwerden*
  • keine objektivierbaren Ausfälle
 I
  • HWS-Beschwerden: Schmerzen, Steifigkeitsgefühl, Überempfindlichkeit
  • keine objektivierbaren Ausfälle
 II
  • HWS-Beschwerden: Schmerzen, Steifigkeitsgefühl, Überempfindlichkeit und
  • muskuloskeletale Befunde: Bewegungseinschränkung, palpatorische (tastbare) Überempfindlichkeit
 III
  • HWS-Beschwerden: Schmerzen, Steifigkeitsgefühl, Überempfindlichkeit und
  • neurologische Befunde: abgeschwächte oder aufgehobene Muskeleigenreflexe, Paresen (Lähmungen), sensible Defizite
 IV
  • HWS-Beschwerden: Schmerzen, Steifigkeitsgefühl, Überempfindlichkeit und
  • HWS-Fraktur oder HWS-Dislokation

Zudem wird nach der Beschwerdedauer unterschieden:

  • < 4 Tage
  • 4 bis 21 Tage
  • 22 bis 45 Tage
  • 46 bis 180 Tage
  • > 6 Monate (chronisch)

*Die HWS-Beschwerden beziehen sich auf die zervikale Muskulatur (vordere Hals- oder hintere Nackenmuskulatur) oder den passiven Bewegungsapparat.

Eine weitere in Deutschland verwendete Klassifikation ist die modifizierte Einteilung nach Erdmann (nachfolgende Tabelle) [2]. International orientiert man sich zunehmend an der Einteilung und Schweregradbestimmung in Anlehnung an die Quebec Task Force, modifiziert nach Spitzer (siehe oben).

Einteilung und Schweregradbestimmung von Störungen bei einem Schleudertrauma, modifiziert nach Erdmann [2]

Kriterien Grad 0
(kein Trauma)
Grad I
(leicht)
Grad II
(mittel)
Grad III
(schwer)
Grad IV
(tödlich)
Symptomatik
  • keine
  • Schmerzen der Halsmuskulatur bzw. HWS
  • evtl. Bewegungs-einschränkung der HWS, meist nach Intervall ("steifer Hals")
  • Schmerzen der Halsmuskulatur bzw. HWS
  • evtl. Bewegungseinschränkung der HWS, meist ohne Intervall
  • möglich sind:
    • sekundäre Insuffizienz (Schwäche) der Halsmuskulatur
    • Schmerzen im Mundboden-/ Interscapularbereich (Scapular = Schulterblatt)
    • Parästhesien (Missempfindungen) der Arme
  • Schmerzen der Halsmuskulatur bzw. HWS
  • evtl. Bewegungseinschränkung der HWS, meist ohne Intervall
  • möglich sind:
    • primäre Insuffizienz (Schwäche) der Halsmuskulatur
    • Schmerzen im Mundboden-/ Interscapularbereich (Scapular = Schulterblatt)
    • Parästhesien (Missempfindungen) der Arme
    • Brachialgien (Schmerzen im Arm)
    • kurze initiale Bewusstlosigkeit
  • hohe Querschnittslähmung
  • Tod im zentralen Regulationsversagen
  • meist am Unfallort
  • Bulbärhirnsyndrom (akuter reversibler Ausfall der Stammhirnfunktion)
Symptomfreies Intervall
 –
  • häufig
  • meist > 1 Stunde
  • max. 48 Stunden
  • typisch sind 12 bis 16 Stunden
  • selten
  • meist < 1 Stunde
  • bis 8 Stunden möglich
  • fehlt in der Regel
  • nicht vorhanden
Beschwerdedauer  –
  • meist Tage bis Wochen
  • < 1 Monat
  • Wochen bis Monate
  • oft Monate
  • selten > 1 Jahr
  • meist Tod am Unfallort
Bettlägerigkeit
 –
  • in der Regel nicht
  • häufig
  • sehr häufig
  • dauerhaft möglich
Neurologischer Status
  • normal/
    unverändert
  • keine Ausfälle
  • evtl. Bewegungs-einschränkung der HWS
  • keine Ausfälle
  • schmerzhafte Bewegungs-einschränkung der HWS
  • sensible und/oder motorische Ausfallerscheinungen
  • Tetrasymptomatik (Lähmung aller vier Extremitäten)
  • Schädigung vitaler Medulla-oblangata-Zentren möglich
Morphologie
  • keine Läsion
  • Distorsion (Verstauchung), Dehnung, Zerrung des HWS-Weichteilmantels
  • Distorsion, Dehnung, Zerrung des HWS-Weichteilmantels
  • möglich sind Gelenkkapseleinrisse, Gefäßverletzungen (retropharyngeales Hämatom/hinter dem Rachen gelegener Bluterguss, Muskelzerrungen)
  • Distorsion, Dehnung, Zerrung des HWS-Weichteilmantels
  • über mehr als ein Segment
  • möglich sind Gelenkkapseleinrisse, Gefäßverletzungen (retropharyngeales Hämatom/hinter dem Rachen gelegener Bluterguss, Muskelzerrungen)
  • Diskusblutung oder -riss
  • Bandruptur (Bänderriss)
  • Wirbelkörperfraktur
  • Luxation (Verrenkung)
  • Nerv-, Wurzel-, Rückenmarkläsion
  • Markkontusion
  • evtl. Markdurchtrennung
  • Schädigung der Medulla oblangata bzw. des untersten Hirnstamms
  • Schädelbasis- und Kopfgelenkbrüche möglich
HWS-Röntgen
  • unverändert
  • unverändert
  • evtl. neu aufgetretene Steifstellung
  • evtl. neu aufgetretene Steifstellung
  • kyphotischer (Kyphose = Buckel) Knick
  • leichte Instabilität
  • Fraktur
  • Fehlstellung
  • Aufklappbarkeit bei Funktionsaufnahmen
  • Frakturen mit Dislokationen

Literatur

  1. Spitzer WO, Skovron ML, Salmi LR et al.: Scientific monograph of the Quebec task force on whiplash-associated disorders: Redefining „whiplash" and its management. Spine 1995; 20 (Suppl. 8): 1S-73S
  2. Keidel M. Schleudertrauma der Halswirbelsäule. In: Brandt T, Dichgans J, Diener HC, Hrsg. Therapie und Verlauf neurologischer Erkrankungen, 3. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer; 1998: 69-84
     
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