Einleitung
Rheumatoide Arthritis

Die rheumatoide Arthritis (RA) (Synonyme: Arthritis; Chronische Polyarthritis; Polyarthritis chronica progressiva; Polyarthritis rheumatica; Primär chronische Polyarthritis (PcP); Primär-chronische Polyarthritis; Rheumatoid arthritis; pcP; ICD-10-GM M05.-: Seropositive chronische Polyarthritis; ICD-10-GM M06.-: Sonstige chronische Polyarthritis) ist eine chronisch entzündliche Multisystemerkrankung, die sich meist in Form einer Synovialitis (Gelenkinnenhautentzündung) manifestiert. Sie befällt überwiegend die Gelenke (Polyarthritis, d. h. Arthritis von ≥ 5 Gelenken), seltener auch andere Organe wie z. B. Augen und Haut.

Sonderformen der rheumatoiden Arthritis:

  • Altersform der rheumatoiden Arthritis – engl. late onset rheumatid arthritis" (LORA); beginnt erst nach dem 60. Lebensjahr.
  • Juvenile rheumatoide Arthritis (ICD-10-GM M08.-): ist eine chronische Autoimmunerkrankung unbekannter Ätiologie, die im Kindes- und Jugendalter auftritt; sie gehört zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindesalter.
  • Still-Syndrom (Synonym: Morbus Still; ICD-10-GM M08.2: Juvenile chronische Arthritis, systemisch beginnende Form): Bei Kindern vorkommende systemische Form der juvenilen rheumatischen Arthritis mit  Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung), Fieber (≥ 39 °C, über 14 Tage), generalisierte Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung), Karditis (Herzentzündung), flüchtiges Exanthem (Hautausschlag), Anämie (Blutarmut). Die Prognose dieser Erkrankung ist ungünstig.
    Das adulte Still-Syndrom (AOSD) zählt zu den Orphan Diseases. Die Erkrankung macht sich durch rezidivierendes (wiederkehrendes) Fieber, Exanthem (Hautausschlag) sowie Arthralgien (Gelenkschmerzen) und Arthritiden (Gelenkentzündungen) bemerkbar. Hauptsächlich betroffen sind die Knie, Sprung- und Handgelenke.
  • Caplan-Syndrom (ICD-10-GM M05.1-: Lungenmanifestation der seropositiven chronischen Polyarthritis). Mischstaubsilikose der Lunge mit zahlreichen, sich rasch entwickelnden Rundherden und zeitlich davon unabhängig auftretender rheumatoider Arthritis.
  • Felty-Syndrom (ICD-10-GM M05.0-). Schwere Verlaufsform der rheumatoiden Arthritis, fast immer Rheumafaktor-positiv, vor allem bei Männern zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auftretend. Geht mit Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung), Leukozytopenie (Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen/Leukozyten) und Thrombozytopenie (Verminderung der Zahl der Blutplättchen/Thrombozyten) einher.
  • Rheumatoide Arthritis mit sekundärem Sjögren Syndrom. Etwa 20-30 % der Patienten mit rheumatoider Arthritis entwickeln eine Xerostomie (Mundtrockenheit) und Xerophthalmie (Trockenheit des Auges).

Geschlechterverhältnis: Frauen zu Männern beträgt 2-3 : 1.

Häufigkeitsgipfel: Altersgipfel im Kindesalter, zwischen dem 30. und 50. sowie nach dem 60. Lebensjahr. Das Maximum des Auftretens der rheumatoiden Arthritis liegt bei Frauen zwischen dem 55. und 64. Lebensjahr und bei Männern zwischen 65 und 75 Jahren. 

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei ca. 0,5-1 % in den entwickelten Ländern. In Deutschland liegt die Prävalenz bei 1,2 %.
Mit steigendem Alter nimmt die Prävalenz zu. Ab einem Alter von > 55 Jahren liegt sie bei 2 %.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt für Frauen 34-83 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose: Der Beginn der Krankheit ist oft schleichend, kann aber auch plötzlich eintreten. Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die in der Regel schubweise verläuft. Ein Schub kann zwischen einigen Wochen und Monaten andauern. Die Folgen der Erkrankung sind zum Teil schwere Bewegungseinschränkungen und Gelenkzerstörung.
Der Verlauf der Erkrankung hängt zum größten Teil vom Zeitpunkt des Erkrankungsbeginns, von der Schwere der Krankheit bzw. deren Verlaufs und von einer frühzeitigen Therapie ab. Der Therapiebeginn sollte innerhalb der ersten 3 bis 6 Monate der Erkrankung erfolgen, da in diesem Zeitraum der immunologische Prozess am ehesten zu stoppen ist bzw. nachhaltig verändert werden kann.

Eine frühzeitige, remissionsorientierte Therapie sichert für 60-80 % der Patienten eine normale körperliche Funktion ohne Behinderung.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): Die rheumatoide Arthritis ist mit einem stark erhöhten Risiko für arterielle Hypertonie assoziiert (verbunden). Jeder dritte Patient hat diese Erkrankung. Weitere Komorbiditäten sind degenerative Gelenkerkrankungen, kardiovaskuläre Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen), Osteoporose und Atemwegserkrankungen (siehe dazu auch unter Folgeerkrankungen).

Literatur

  1. Systematische Leitlinienrecherche und -bewertung sowie Extraktion relevanter Empfehlungen für ein DMP Rheumatoide Arthritis. IQWiG-Berichte – Nr. 373. Auftrag: Version: Stand: V14-02 1.1 16.03.2016

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Management der frühen rheumatoiden Arthritis. (AWMF-Registernummer: 060-002), Dezember 2019 Kurzfassung Langfassung
  2. S2e-Leitlinie: Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten. (AWMF-Registernummer: 060-004), April 2018 Kurzfassung Langfassung
  3. S2e-Leitlinie: Diagnostik und Therapie des adulten Still-Syndroms (AOSD). (AWMF-Registernummer: 060-011), August 2022 Langfassung

     
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