Differentialdiagnosen
Krämpfe und Spasmen der Muskulatur

Differentialdiagnosen zu Krämpfe (Crampi/Krampi)

Atmungssystem (J00-J99)

  • Hyperventilation

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Carnitin-Mangel ‒ Carnitin ist ein Vitaminoid, das zu 98 % in Herz- und Skelettmuskulatur gespeichert wird.
  • Hypocalcämie (Calciummangel)
  • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel)
  • Hyponatriämie (Natriummangel)
  • Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)
  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Hypovolämie, hypotone Dehydratation (Hyponatriämie/Natriumkmangel) ‒ Wassermangel, Austrocknung des Körpers
  • Morbus Addison ‒ primäre Nebennierenrindeninsuffizienz (Nebennierenrindenschwäche)
  • Phosphofruktokinase-Mangel (Glykogenose Typ VII, Tarui-Erkrankung) ‒ Mangel an einem Enzym des Kohlenhydratstoffwechsels
  • Schilddrüsenfunktionsstörungen, nicht näher bezeichnet

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Durchblutungsstörungen, Arterien oder Venen betreffend

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Tetanus

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Leberzirrhose ‒ irreversible Schädigung der Leber, die zu einem schrittweisen bindegewebigen Umbau der Leber mit Einschränkung der Leberfunktion führt

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Kontraktur, nicht näher bezeichnet ‒ unwillkürliche dauerhafte Muskelverkürzung, die zur Gelenkszwangstellung führt
  • Metabolische Myopathien ‒ Muskelveränderungen, die durch Stoffwechselstörungen bedingt sind
  • Muskelschmerz, ischämisch bedingt

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ‒ progressive, irreversible Degeneration des motorischen Nervensystems; hier Faszikulationen als Symptom des Untergangs von α-Motoneuronen
  • Brody-Syndrom ‒ pseudomyotone Funktionsstörung der Skelettmuskulatur; Muskeln sind nach ausgeprägte Aktivität steif und brauchen einige Minuten zur vollständigen Relaxation; Creatinkinase (CK) normal oder leicht erhöht; in den meisten Fällen liegt ein autosomal-rezessiver Erbgang vor
  • Dystonie ‒ Störung des Spannungszustandes der Muskulatur, nicht näher bezeichnet
  • Neuromyotonie ‒ Erkrankung, die zu plötzlicher und schubweiser Muskelaktivität mit Dauerspannung der Muskulatur führt
  • Polyneuropathie, nicht näher bezeichnet – Oberbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die mit chronischen Störungen der peripheren Nerven oder Anteilen von Nerven einhergehen.
  • Radikulopathie –  Reizung oder Schädigung einer Nervenwurzel
  • Restless-Legs-Syndrom (RLS) (Synonyme: Restless leg; Restless leg syndrom; Restless legs syndrom; Restless-Legs-Syndrom (RLS); Syndrom der rastlosen Beine; Syndrom der ruhelosen Beine; Syndrom periodischer Beinbewegungen; Syndrom der unruhigen Beine; Wittmaack-Ekbom-Syndrom; Willis-Ekbom disease) – handelt es sich um Missempfindungen meist in den Beinen, selten auch in den Armen, und damit verbundenem Bewegungsdrang (motorische Unruhe). Die Beschwerden treten nur in Ruhe, also vor allem abends und nachts auf. Wenn sich die Betroffenen bewegen, lindern sich die Beschwerden.
  • Spastische Tonuserhöhung
  • Spinale Muskelatrophie (SMA) – genetisch bedingte autosomal-rezessive Muskelerkrankung, die sich je nach Schweregrad in utero bis hin zum 40. Lebensjahr manifestiert
  • Stiff-man-Syndrom (SMS; Synonyme: Stiff-person-Syndrom, SPS; Moersch-Woltman-Syndrom); neurologische Erkrankung, die durch eine generalisierte Tonuserhöhung der Muskulatur gekennzeichnet ist; zusätzlich treten in den betroffenen Muskeln spontan oder getriggert Krämpfe auf; meist sind die Rücken- und Hüftmuskulatur symmetrisch betroffen; Gang wird steifbeinig und bizarr; viele haben Insulin-bedürftigen Diabetes mellitus (30 %), Autoimmunthyreoiditis (Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Schilddrüsenentzündung führt; 10 %), atrophische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) mit perniziöser Anämie (Vitamin B12-Mangelanämie (Blutarmut); 5 %)

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (O00-O99)

  • Schwangerschaft

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Ödeme (Wassereinlagerungen), nicht näher bezeichnet
  • Tetanie ‒ neuromuskuläre Übererregbarkeit mit schmerzhaften Muskelverkrampfungen
  • Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut oberhalb der Normwerte)

Medikamente

  • α4β7-Integrin-Antagonist (Vedolizumab)
  • Acetylcholinesterasehemmer (Donezepil, Galantamin, Rivastigmin)
  • Antidepressiva (Citalopram, Fluoxetin, Sertralin, Lithium)
  • Betablocker mit intrinsischer sympathomimetischer Aktivität (ISA): Bezeichnung für die stimulierende Wirkung einiger β-Rezeptorblocker, wie z. B. Celiprolol oder Pindolol, auf die von ihnen besetzten Rezeptoren.
  • Betasympathomimetika (z. B. Salbutamol)
  • Bromocriptin (Dopamin-D2-Agonist)
  • Bupropion (Amphetamin)
  • Calcimimetikum (Etelcalcetid) 
  • Calciuman (Antihistaminikum)
  • Calciumantagonisten
  • Celecoxib (selektiver COX-2-Hemmer)
  • Chinidin (Antiarrhythmikum)
  • Cholinergika (Parasympathomimetika) – wie z. B. Carbachol, Neostigmin, Pyridostigmin
  • Ciprofloxacin (Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorchinolone)
  • Clofibrinsäurederivate (Lipidsenker)
  • Diuretika (Entwässerungsmittel)
  • Eisen i.v.
  • Hormone
    • konjugierte Östrogene
    • Parathormon-Analogon (Teriparatid)
    • Raloxifen (Arzneistoff aus der Gruppe der synthetischen, nichtsteroidalen, selektiven Estrogen-Rezeptor-Modulatoren)
  • Pregabalin (Antiepileptikum)
  • Statine (Lipidsenker)
  • Telmisartan (Arzneistoff aus der Gruppe der selektiven AT1-Antagonisten)
  • Vedolizumab (monoklonaler Antikörper aus der Gruppe der Integrin-Antagonisten)
  • Vismodegib und Sonidegib (Hedgehog-Signalweg-Inhibitoren)
  • Tyrosinkinaseinhibitoren (TKi) – Imatinab, Neratinib
  • Polypharmazie (> 6 verordnete Medikamente)

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Strychninvergiftung

Weiteres

  • Verhaltensbedingte Ursachen
    • Genussmittelkonsum
      • Alkoholkonsum (möglicher Trigger) – Menschen (zwischen 60 und 86 Jahren) mit nächtlichen Wadenkrämpfen konsumierten im Median 94 g Alkohol wöchentlich, Kontrollpersonen ohne solche Beschwerden 66 g; Patienten, die mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche zu sich nahmen, hatten 6,5-mal häufiger nächtliche Wadenkrämpfe als diejenigen, die weniger konsumierten [1].
      • Koffeinkonsum
    • Körperliche Arbeit bzw. sportliche Belastung, vor allem bei Hitzebelastung (starkes Schwitzen, Salzverlust)
  • Schwangerschaft
  • Hämodialyse

Differentialdiagnosen zur Spastik

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Apoplex (Schlaganfall)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Hereditäre spastische Spinalparalyse (HSP; Paraplegie) – genetische Erkrankung mit autosomal-dominantem, autosomal-rezessivem sowie X-chromosomal-rezessivem Erbgang, die zu zunehmenden Spastik und Lähmung der Beine führt; Krankheit kann bereits im frühen Kindesalter ausbrechen, aber auch 70-Jährige können noch daran erkranken. Männer leiden daran doppelt so oft wie Frauen.
  • Hypoxische Hirnschädigung ‒ Hirnschädigung, die aufgrund eines Sauerstoffmangels des Gehirn bedingt ist
  • Multiple Sklerose (MS)
  • Rückenmarksläsion, nicht näher bezeichnet

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Schädel-Hirn-Trauma (SHT)

Literatur

  1. Delacour C et al.: Association Between Alcohol Consumption and Nocturnal Leg Cramps in Patients Over 60 Years Old: A Case-Control Study. Ann Fam Med 2018;16:296-301 doi: 10.1370/afm.2238
     
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