Die Bilharziose (Synonyme: Schistosomiasis; ICD-10-GM B65.-: Schistosomiasis (Bilharziose)) ist eine durch Trematoden (Saugwürmer) der Gattung Schistosoma (Pärchenegel) verursachte Wurmkrankheit.
Die Erkrankung wird im Wesentlichen durch fünf humanpathogene Trematoden verursacht: Schistosoma (S.) haematobium, S. mansoni, S. japonicum, S. intercalatum und S. mekongi.
Erregerreservoir sind Schnecken als Zwischenwirte in Süßgewässern (Flüsse, Seen), aus denen Schistosomalarven, sogenannte Zerkarien, freigesetzt werden.
Vorkommen: Die Infektion tritt in Afrika, Arabische Halbinsel, Südamerika, Karibik, Asien inkl. Regionen in China auf.
2013 kam es erstmals zu einem Ausbruch urogenitaler Schistosomiasis auf Korsika (Cavu-Fluss im Südosten der Insel). 2020 wurde bei einem Touristen eine Schistosomiasis diagnostiziert; dabei wurde als wahrscheinliche Infektionsquelle der Solenzara-Fluss angenommen.
Erreger | Lokalisation | Region | Länder mit ausgeprägter Verbreitung | Zusätzliche Erregerreservoire |
Schistosoma haematobium |
Erreger der Urogenital-Schistosomiasis (Blasenbilharziose) | Afrika, Naher und Mittlerer Osten | Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien, Saudi-Arabien, weite Teile Schwarz-Afrikas; Türkei, Iran, Irak, Jemen, Libanon, Madagaskar, Mauritius, Syrien, Indien Einzelfälle: Baden am Fluss Cavu/Cavo in Südkorsika |
Affen (geringe Bedeutung) |
Schistosoma intercalatum | Erreger der intestinalen oder Darm-Schistosomiasis. | Westafrika |
regional in Kamerun, Gabun und im Kongo, Tanganjika, Zentralafrikanische Republik | Rinder, Pferde, Antilopen, Gazellen |
Schistosoma mansoni | Afrika, Arabische Halbinsel, Südamerika (Brasilien), vereinzelt Karibik | weite Teile Schwarz-Afrikas, Ägypten, Saudi-Arabien, Oman, Jemen, Libyen, Madagaskar, Brasilien, Surinam, Venezuela, Karibik | Nagetiere, Affen (von geringer Bedeutung) | |
Schistosoma japonicum | Ostasien | China, Japan, Indonesien (Sulawesi), Taiwan und auf den Philippinen, vereinzelt Japan | Rinder, Hunde, Ratten | |
Schistosoma mekongi | Südostasien | Laos und Kambodscha entlang des Mekong, Thailand, Malaysia | Hunde |
Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt in Süßgewässern. Die Zerkarien können bei Kontakt in die menschliche Haut eindringen.
Auch eine Infektion über verseuchtes Trinkwasser ist möglich!
Der Eintritt des Erregers erfolgt perkutan (durch die Haut).
Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Nein
Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 6-48 Stunden bis zum Auftreten einer Zerkarien-Dermatitis. 2-8 Wochen bis zur akuten Schistosomiasis (Katayama-Fieber).
Die Bilharziose ist nach der Malaria eine der weltweit bedeutendsten Tropenkrankheiten.
Verlauf und Prognose
Im Verlauf der Erkrankung sind zwei Stadien zu unterscheiden:
- Penetrationsstadium und akute Schistosomiasis:
- Nach dem Eindringen der Zerkarien kommt es sofort zu Juckreiz (mitunter kommt es zu roten, juckenden Flecken oder Papeln an der Eintrittsstelle der Erreger; Zerkarien-Dermatitis).
- Nach Erstinfektion mit S. japonicum, S. mekongi, seltener bei S. mansoni, sehr selten bei S. haematobium kann ein hochfebriles, teilweise lebensbedrohendes Krankheitsbild entstehen (s. u. Folgeerkrankungen: Katayama-Fieber)
- Chronische Schistosomiasis: Befall verschiedener Organe, z.B. Harnblase (Urogenital-Schistosomiasis), Darm (intestinale oder Darm-Schistosomiasis) sowie Leber und Milz (hepatolienale Bilharziose), Lunge und Zentralnervensystem mit entsprechenden Symptomen.
Infektionen mit S. intercalatum können zu einer Beteiligung des Genitaltrakts und zu rektalen Blutungen führen.
Die Erkrankung führt unbehandelt häufig zum Tod. Bei rechtzeitiger Therapie bestehen gute Heilungsaussichten.
In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig.
Literatur
- Robert Koch Institut (RKI): Steckbriefe seltener und importierter Infektionserkrankungen. Robert Koch-Institut Berlin ISBN 978-3-89606-240-6
Leitlinie
- S1-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Schistosomiasis (Bilharziose). (AWMF-Registernummer: 042-005), Oktober 2017 Langfassung