Pneumokokken – Einleitung

Pneumokokken (Synonym: Streptococcus pneumoniae; ICD-10-GM J13: Pneumonie durch Streptococcus pneumoniae) sind grampositive Bakterien der Art Streptococcus pneumoniae, die morphologisch zu der Gruppe der Diplokokken (= paarweise gelagert) gehören.

Pneumokokken kommen beim Menschen, Affen, Ratten und anderen Nagetieren vor. Bei bis zu 40 % der gesunden Kinder und bis zu 10 % der gesunden erwachsenen Bevölkerung kommt das Bakterium in der Mukosa (Schleimhaut) des Nasopharynx (Nasen-Rachen-Raum) vor und kann daher auch von Gesunden weitergegeben werden.

Am häufigsten verursachen Pneumokokken eine Pneumonie (Lungenentzündung), aber auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung) und eine akute Otitis media (AOM; akute Mittelohrentzündung) zählen zu den durch Pneumokokken ausgelösten Infektionskrankheiten. 

Formen der Pneumokokken-Erkrankungen

Invasive Pneumokokken-Erkrankungen (IPD)

  • Bakteriämie: Einschwemmung von Bakterien in den Blutkreislauf
  • Meningitis: Hirnhautentzündung

Nicht-invasive (mukosale) Pneumokokken-Erkrankungen

  • Pneumonie: Lungenentzündung
  • Akute Otitis media (AOM): Mittelohrentzündung
  • Sinusitis: Nebenhöhlenentzündung

Nicht-invasive Formen einer Pneumokokken-Erkrankung können sich zu invasiven Formen entwickeln (z. B. Pneumonie mit begleitender Bakteriämie).

Epidemiologie

 

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt über Tröpfchen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und ggf. des Auges aufgenommen werden (Tröpfcheninfektion) bzw. aerogen (durch erregerhaltige Tröpfchenkerne (Aerosole) in der ausgeatmeten Luft), vor allem in schlecht gelüfteten und überfüllten Räumen.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der ambulant erworbenen Pneumonie (AEP; engl. CAP = community acquired pneumonia) beträgt ca. 3 Erkrankungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland: für alle Altersklassen; und ca. 8/1.000 bei Patienten ≥ 60 Jahre); rund 40 % der Infektionen werden durch Streptococcus pneumoniae hervorgerufen.

Verlauf und Prognose

Der Verlauf und die Prognose einer Pneumokokken-Erkrankung hängen vom Alter des Patienten, seinem allgemeinen Gesundheitszustand und dem spezifischen Pneumokokken-Stamm ab. Bei jüngeren, gesunden Menschen verläuft die Erkrankung meist ohne Komplikationen. Bei immungeschwächten Personen, Säuglingen, Kleinkindern und Personen mit chronischen Erkrankungen kann die Infektion jedoch schwerwiegender und potenziell lebensbedrohlich verlaufen.

Komplikationen

  • Schwere Verläufe: Besonders bei immungeschwächten Patienten und Personen mit Grunderkrankungen.
  • Doppelinfektion: Eine Doppelinfektion mit Streptococcus pneumoniae und Influenza A-Viren führt oft zu besonders schweren Verläufen und kann letal sein [1].
  • Letalität: Die Sterblichkeit variiert je nach Erreger und Patientenpopulation. Bei ambulant erworbener Pneumonie liegt die Letalität bei 5-8 %, im Krankenhaus bzw. in den ersten 30 Tagen bei etwa 13-14 %. Bei schwerem septischem Verlauf kann die Letalität auf über 40 % ansteigen. Bei Patienten mit Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus oder chronischer Herzerkrankung kann die Letalität bis zu 30 % betragen.

Zur Einschätzung der Prognose haben sich die Prognosescore CRB-65 und CURB-65 bewährt (s. u. "Körperliche Untersuchung").

Beachte: Invasive Pneumokokken-Erkrankungen haben die viertgrößte Krankheitslast (burden of disease) aller Infektionserkrankungen nach den HIV-Infektionen [2].

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Pneumokokken ist verfügbar und wird von der "Ständigen Impfkommission" (STIKO) für alle Kinder (ab dem 2. Lebensmonat) und Menschen über 60 Jahren empfohlen.

Literatur

  1. Sharma-Chawla N et al.: Influenza A virus infection predisposes hosts to secondary infection with different Streptococcus pneumoniae serotypes with similar outcome but serotype-specific manifestation. Infection and Immunity, 2016. doi:10.1128/IAI.00422-16
  2. Cassine A et al.: Impact of infectious diseases on population health using incidence-based disability-adjusted life years (DALYs): results from the Burden of Communicable Diseases in Europe study, European Union and European Economic Area countries, 2009 to 2013 separator. Euro Surveill. 2018;23(16):pii=17-00454. https://doi.org/10.2807/1560-7917.ES.2018.23.16.17-00454