Medikamentöse Therapie
Gürtelrose (Herpes zoster)

Therapieziele

  • Verkürzung der symptomatischen Phase
  • Vermeidung von Komplikationen

Therapieempfehlungen

  • Antivirale Therapie: so rasch wie möglich: Virostase (Virostatika/Arzneimittel, die die Vermehrung von Viren hemmen)
    Beachte: Eine antivirale Therapie innerhalb von 72 Stunden nach Aufschließen der Bläschen reduziert auch das Risiko der Postzosterneuralgie.
    Erstlinientherapie:
    • Patienten < 50 Jahre + begrenzte Befunde am Stamm und den Extremitäten: Virostatikum (Aciclovir, Brivudin, Valaciclovir und Famciclovir), orale Therapie
    • Zoster generalisatus, Herpes-Enzephalitis, Zoster ophthalmicus oder oticus sowie bei immunsupprimierten Patienten: systemische Therapie (intravenöse Gabe): Aciclovir
  • Topische Therapie:
    • Lokaltherapie (örtliche Therapie): Lotio alba (lfüssige Suspension, die unter anderem Zinkoxid und Talk enthält)
    • Topische Virustatika (Augensalbe) bei viraler epithelialer Keratitis
  • Analgesie (Schmerzlinderung) der neuropathischen Schmerzen gemäß WHO Stufenschema:
    • Nicht-Opioidanalgetikum bei geringer Schmerzintensität: Metamizol, Paracetamol oder nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen 
    • Niederpotentes Opioidanalgetikum bei mittlerer Schmerzintensität: z. B. Tramadol + Nicht-Opioidanalgetikum
    • Hochpotentes Opioidanalgetikum bei starker Schmerzintensität: z. B. Morphin + Nicht-Opioidanalgetikum
    • Bei neuropathischen Schmerzen wird die zusätzliche Therapie mit Gabapentin oder Pregabalin empfohlen (in aufsteigender Dosierung)
      Beachte: Beim Absetzen von Gabapentin oder Pregabalin ist schrittweise vorzugehen über sieben Tage, um epileptische Entzugsanfälle zu vermeiden.
    • Antidepressivum Amitriptylin unterdrückt brennende Spontanschmerzen sowie einschießende Schmerzattacken und evozierte Schmerzen.
    • Therapiedauer: akute Zoster-Erkrankung 2-4 Wochen 
    Beachte: Ca. 10-50 % der Zosterpatienten haben eine anhaltende Schmerzsymptomatik, und es entwickelt sich eine Postherpetische Neuralgie (PHN; Synonyme: postzosterische Neuropathie; Postzosterneuralgie, PZN; s. u. "Herpes zoster/Folgeerkrankungen).
  • Bakterielle Superinfektion: Antibiotika
  • Postherpetische Neuralgie (PHN; Synonyme: postzosterische Neuropathie; Postzosterneuralgie, PZN); 90 Tage nach Einsetzen des Hautausschlags wird von postherpetischer Neuralgie (PHN; Nervenschmerz, der im Bereich auftritt, der von einer Gürtelrose betroffen war) gesprochen.
    • Schmerztherapie gemäß WHO-Stufenschema: 
      • Nicht-Opioidanalgetikum:  z. B. Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac und Paracetamol; ggf. Metamizol 
      • Niederpotentes Opioidanalgetikum (z. B. Tramadol, Tilidin) + Nicht-Opioidanalgetikum
      • Hochpotentes Opioidanalgetikum (z. B. Morphin, Oxycodon) + Nicht-Opioidanalgetikum
    • Therapie der ersten Wahl:
      • Calciumkanal-modulierenden Antiepileptika Gabapentin oder Pregabalin und/oder – insb. bei einschießenden Schmerzen – Carbamazepin als Natriumkanal-modulierendes Antiepileptikum (= Schmerztherapie nach Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie).
        Gabapentin lindert laut einem Cochrane-Review neuropathische Schmerzen besser als ein Placebo – und zwar bei den Diagnosen schmerzhafte diabetische Neuropathie und postherpetische Neuralgie [5].
      • Ggf. trizyklische Antidepressiva (z. B. Amitriptylin), ggf. selektive Serotonin-(Noradrenalin-) Wiederaufnahmehemmer (SSRI/SNRI) wie Duloxetin 
    • Topische (örtliche) Therapie: Capsaicin-Hochdosispflaster (8%ig); Wirkung: selektive Defunktionalisierung TRPV1-exprimierender nozizeptiver Nervenfasern; führt so zur Schmerzlinderung [4]
      Zur Behandlung von Gesicht und Kopf nicht zugelassen. Gaul und Resch beschreiben aber Anwendungen an Gesicht und Kopf als sicher [3].
    • Eine Schutzimpfung (Standard- und Indikationsimpfung) gegen das Varizella zoster-Virus (VZV) ist verfügbar (= Herpes zoster-Impfung).

Weitere Hinweise

  • Wg. Virostatika: Tödliche Interaktion: Brivudin und 5-Fluoropyrimidine [4]

Maßnahmen in der Schwangerschaft

  • VZV-Exposition einer Schwangeren mit unbekanntem Immunstatus
    • Alle ungeimpften Schwangeren ohne Varizellenanamnese innerhalb von 3 Tagen und maximal bis zu 10 Tagen nach Exposition Gabe von Varizella-Zoster-Immunglobulin (VZIG) bei negativem bzw. grenzwertigem Anti-VZV-IgG.
      Alternativ zur VZIG: Aciclovir im Sinne einer Expositionsprophylaxe nach Ende der 14. SSW [2].
    • Benachrichtigung des Neonatologen zur Koordination von Immunglobulingaben und Vakzinierung
  • Schwangere mit einer Zoster-Pneumonitis (Lungenentzündung; Therapie mit Aciclovir: s. o.) 

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für das Immunsystem sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (A, C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Folsäure, Biotin)
  • Spurenelemente (Chrom, Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Zink)
  • Fettsäuren (Omega-3-Fettsäuren: Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA))
  • Sekundäre Pflanzenstoffe (Beta-Carotin, Flavonoide (Citrusfrüchte), Lycopin (Tomaten), Proanthocyanidine (Cranberrys), Polyphenole)
  • Weitere Vitalstoffe (Probiotische Kulturen: Laktobazillen, Bifidobakterien)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. PRAC recommends updating advice on use of high-dose ibuprofen (English only) 13/04/2015 
  2. Wassilew S, Collaborative Brivudin PHN Study Group: Brivudin compared with famciclovir in the treatment of herpes zoster: effects in acute disease and chronic pain in immunocompetent patients. A randomized, double-blind, multinational study. J Eur Acad Dermatol Venereol 2015; 19:47-55
  3. Gaul C, Resch S: Application of the capsaicin 8 % cutaneous patch in neuropathic pain of the head and face: a case series. Cephalalgia 35:545-550 doi: https://doi.org/10.1177/0333102414550107
  4. Laklouk M, Baranidharan G: Profile of the capsaicin 8 % patch for the management of neuropathic pain associated with postherpetic neuralgia: safety, efficacy, and patient acceptability. Patient Prefer Adherence 2016;10:1913-1918 doi: https://doi.org/10.2147/PPA.S76506
  5. Moore A et al.: Gabapentin for Chronic Neuropathic Pain. JAMA. 2018;319(8):818-819. doi:10.1001/jama.2017.21547
  6. AkdÄ Drug Safety Mail: Information zu Brivudin und 5-Fluoropyrimidinen: Potenziell tödliche Interaktion 11-2019

     
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