Folgeerkrankungen
Gürtelrose (Herpes zoster)

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Herpes zoster (Gürtelrose) mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Pleuritis (Rippenfellentzündung)
  • Pneumonie (Lungenentzündung)/Pneumonitis (insb. bei immunsupprimierten Patienten) – Beachte: typische Hautveränderungen zeigen sich erst mit einer großen Latenz von bis zu 14 Tagen 

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Blepharitis (Lidrandentzündung)
  • Iritis (Regenbogenhautentzündung)
  • Glaukom (grüner Star)
  • Keratitis (Hornhautentzündung)
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Neuritis nervi optici (Optikusneuritis; Sehnervenentzündung)
  • Orbitale Myositis – entzündliche Erkrankung der äußeren Augenmuskulatur, die mit periorbitalem Schmerz und Schwellung (Pseudotumor), Exophthalmus (Hervortreten der Augen), Ptosis (herunterhängen des oberen Augenlids) und Diplopie (Doppeltsehen) einhergehen können.
  • Retinitis (Netzhautentzündung) – eine virale Rhinitis ist im Regelfall rasch progredient (fortschreitend); mit einer antiviralen Therapie muss sofort begonnen werden!
  • Sehverlust oder Erblindung
  • Skleritis (Lederhautentzündung)
  • Zoster ophthalmicus (betrifft 10-20 % der erwachsenen Zoster-Patienten) – Auftreten des Herpes zoster im Gesicht und an den Augen (Nervus ophthalmicus aus dem Nervus trigeminus); häufigste klinische Zeichen ist eine reine Zosterdermatitis (entzündliche Reaktion der Haut bedingt durch Herpes zoster) im Versorgungsgebiet des N. ophthalmicus (50 % der Fälle); weitere typische Symptome sind Keratokonjunktivitis (Entzündung der Bindehaut und Hornhaut), Blepharitis (Lidrandentzündung) und Keratitis (Hornhautentzündung); mögliche Komplikationen sind u.a. die Orbitalphlegmone (bakterielle Entzündung der Augenhöhle) mit dem Risiko der Erblindung 
    Beachte: Bei Augenbeteiligung ist eine umgehende Vorstellung beim Augenarzt erforderlich!

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Ekzema herpeticatum mit dissemierten Bläschen – akute, disseminierte ("über den Körper oder bestimmte Körperregionen verteilt"), großflächige Herpes-simplex-Infektion
  • Erysipel (eitrige Infektion der Haut und des Subkutangewebes (Unterhaut), die im überwiegenden Fall durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (GAS (Gruppe A-Streptokokken); Streptococcus pyogenes) hervorgerufen wird) als bakterielle Superinfektion  (Zweitinfektion mit Bakterien)
  • Erythema exsudativum multiforme (Synonyme: Erythema multiforme, Kokarden-Erythem, Scheibenrose) – im oberen Korium (Lederhaut) auftretende akute Entzündung, die zu typischen kokardenförmigen Läsionen führt; man unterscheidet eine Minor- und eine Major-Form
  • Narbenbildung

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Angiitis – Entzündung der kleinsten Blutgefäße; im Vordergrund stehen dabei kleine Blutungen und eine Rötung der Haut
  • Apoplex (Schlaganfall)* [1]
    • ischämischer Infarkt war in der ersten Woche nach Ausbruch der Krankheit 2,4-fach häufiger [2]
    • bei Zoster ophthalmicus ist das Risiko eines Apoplexes im ersten Jahr 4,5-fach erhöht
  • Endokarditis (Herzinnenhautentzündung)
  • Lungenembolie – mechanische Obstruktion ("Verstopfung oder Verengung") einer oder mehrerer Pulmonalarterienäste (Lungenarterieäste), die vor allem durch eine Becken-Bein-Thrombose (ca. 90 % der Fälle) seltener durch einen Thrombus (Blutgerinnsel) aus den oberen Extremitäten bedingt ist
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) [1]; in der ersten Woche nach Ausbruch der Krankheit um den Faktor 1,7 (1,47-1,92) erhöht; Risiko sank in den Folgewochen allmählich ab, war jedoch insgesamt über einen Zeitraum von 6 Monaten nach Einsetzen der Krankheit erhöht [2]
  • Perikarditis (Herzbeutelentzündung
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)* – fortschreitende Stenosierung (Verengung) bzw. Okklusion (Verschluss) der die Arme/ (häufiger) Beine versorgenden Arterien, meist aufgrund einer Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung) (1,13-fach) [6]
  • Riesenzellarteriitis* – häufigste Form der systemischen Vaskulitis (Entzündung von Blutgefäßen) bei Patienten über dem 50. Lebensjahr. Sie gehört zur Gruppe der Vaskulitiden (Gefäßentzündung) (1,99-2,16-fach nach schwerem Herpes zoster) [7]
  • Vaskulopathie (Gruppe von primär nicht entzündlichen Gefäßerkrankungen unterschiedlicher Ursache, die zu einem teilweisen oder vollständigen Verschluss eines Gefäßes führen) → unverzügliche intravenöse antivirale Therapie mit Aciclovir
  • VZV-Vaskulitis – entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße bedingt durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Bakterielle Superinfektion – auf die Virusinfektion setzt sich noch eine bakterielle Infektion
  • Sepsis (Blutvergiftung)

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Hepatitis (Leberentzündung) (insb. bei immunsupprimierten Patienten) – Beachte: typische Hautveränderungen zeigen sich erst mit einer großen Latenz von bis zu 14 Tagen 
  • Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)

Neubildungen* (C00-D48)

  • Tumorerkrankungen*: Höchste Inzidenz 180 Tage nach Herpes-zoster-Diagnose, Lymphome sind führend, relatives Risiko für Krebs 1,42-1,83-fach

Ohren – Warzenfortsatz (H60-H95)

  • Herpes zoster oticus – Zweitmanifestation einer Infektion mit Varizella-Zoster-Viren im Bereich des Ohres; betrifft den Nervus facialis und/oder den Nervus vestibulocochlearis; klinisches Bild: Papulovesikeln auf der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Akute Neuritis (Nervenentzündung)
  • Bell-Parese (idiopathische periphere Fazialislähmung) durch Befall motorischer Äste des N. facialis kommen bei Zoster oticus (Befall des Gehörgangs und/oder der Ohrmuschel)
  • Depression
  • Enzephalitis (Gehirnentzündung)
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS; Synonyme: Idiopathische Polyradikuloneuritis, Landry-Guillain-Barré-Strohl-Syndrom) zwei Verlaufsformen: akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie bzw. chronische inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie; idiopathische Polyneuritis der spinalen Nervenwurzeln und peripheren Nerven mit aufsteigenden Lähmungen und Schmerzen; tritt meist nach Infektionen auf
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Meningoenzephalitis – kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis) (insb. bei immunsupprimierten Patienten) – Beachte: typische Hautveränderungen zeigen sich erst mit einer großen Latenz von bis zu 14 Tagen 
  • Morbus Parkinson* (1,17-fach) [5]
  • Myelitis (Rückenmarksentzündung), aufsteigende, mit oder ohne Lähmungen
  • Postherpetische Neuralgie (PHN; Synonyme: postzosterische Neuropathie; Postzosterneuralgie, PZN); gehört zum orofazialen Schmerzsyndrom – Nervenschmerzen nach einer Herpes zoster Erkrankung; diese gehen mit anhaltenden Schmerzen auch sechs Monate nach Abheilung des Herpes zoster einher; das Risiko einer PHN steigt mit zunehmen­dem Alter an [vor allem über 50-Jährige (12-25 %)]
  • Ramsay-Hunt-Syndrom – Neuralgie und Fazialisparese im Rahmen eines Zoster oticus mit Befall des Ganglion geniculi und des Nervus intermedius
  • Sensibilitätsstörungen innerhalb des betroffenen Dermatoms (Hautareal)
  • Transverse Myelitis (TM; engl.: "longitudinally extensive transverse myelitis") – entzündliche Erkrankung des Rückenmarks; primär oder sekundär (z. B. mit akuter disseminierter Enzephalomyelitis (ADEM; Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis)), Neuromyelitis optica (NMO), multipler Sklerose (MS));  Symptomatik: meist akutes Einsetzen von motorischen, sensorischen und vegetativen Störungen; Therapie: Methylprednisolon, i. v. 
  • Zerebellitis (Kleinhirnentzündung)
  • ZNS-Beteiligung (Beteiligung des zentralen Nervensystems) → unverzügliche intravenöse antivirale Therapie mit Aciclovir

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Neurogene Blasenstörungen

Verdauungssystem (K00-K93)

  • Bauchwandhernie (Öffnung oder eine Schwachstelle in der Bauchwand, durch die Eingeweide in der Bauchhöhle austreten kann) im Rahmen von Bauchwandlähmungen

*Erkrankungen, deren Risiko mit einer Herpes-zoster-Erkrankung ansteigt

Literatur

  1. Breuer J, Pacou M, Gauthier A,  Brown MM: Herpes zoster as a risk factor for stroke and TIA A retrospective cohort study in the UK. Published online before print January 2, 2014, doi: 10.1212/WNL.0000000000000038 Neurology 10.1212/WNL.0000000000000038
  2. Minassian C et al.: Acute Cardiovascular Events after Herpes Zoster: A Self-Controlled Case Series Analysis in Vaccinated and Unvaccinated Older Residents of the United States. December 15, 2015 doi: 10.1371/journal.pmed.1001919
  3. Iglar K, Kopp A, Glazier RH. Herpes zoster as a marker of underlying malignancy. Open Med. 2013 Jun 18;7(2):e68-73. eCollection 2013.
  4. Schmidt SA, Mor A, Schùnheyder HC, Sùrensen HT et al.: Herpes zoster as a marker of occult cancer: A systematic review and meta-analysis. J Infect. 2017;74:215-35 https://doi.org/10.1016/j.jinf.2016.11.005
  5. Lai SW, Lin CH, Lin HF, Lin CL et al.: Herpes zoster correlates with increased risk of Parkinson’s disease in older people: A population-based cohort study in Taiwan. Medicine (Baltimore).96(7):e6075, FEB 2017 doi: 10.1097/MD.0000000000006075
  6. Lin TY, Yang FC, Lin CL, Kao CH et al.: Herpes zoster infection increases the risk of peripheral arterial disease: A nationwide cohort study. Medicine (Baltimore). 2016 Aug;95(35):e4480. doi: 10.1097/MD.0000000000004480.
  7. England BR, Mikuls TR, Xie F, Yang S et al.: Herpes zoster as a risk factor for incident giant cell arteritis. Arthritis Rheumatol. 2017 Dec;69(12):2351-2358. doi: 10.1002/art.40236. Epub 2017 Nov 9.
     
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