Tetanie – Einleitung

Bei der Tetanie (Synonyme: Hyperkinetische Tetanie; Karpopedalspasmus; Konvulsionstetanie; Krampfbereitschaft; Pseudotetanie; Spasmophilie; Tetania; Tetanie; Tetanisches Achsensyndrom; ICD-10-GM R29.0: Tetanie) handelt es sich um ein Syndrom neuromuskulärer Übererregbarkeit. Sie führt vor allem zu schmerzhaften Muskelverkrampfungen.

Physiologie

Tetanie entsteht durch eine gesteigerte Erregbarkeit der Nerven und Muskeln. Diese Übererregbarkeit kann durch Veränderungen im Elektrolythaushalt, insbesondere durch Schwankungen im Calciumspiegel, verursacht werden. Calcium spielt eine zentrale Rolle in der neuromuskulären Erregungsleitung und Muskelkontraktion. Niedrige Calciumspiegel (Hypokalzämie) können die Schwelle für die Auslösung von Aktionspotenzialen in Nerven und Muskeln senken, was zu unkontrollierten Muskelkontraktionen führt.

Formen der Tetanie

Man kann die folgenden Formen der Tetanie unterscheiden:

  • Hypocalcämische Tetanie: Tetanie, einhergehend mit erniedrigten Calcium-Blutwerten.
  • Normocalcämische Tetanie: Tetanie, einhergehend mit normalen Calcium-Blutwerten.

Detaillierte Informationen zur Ursache der hypocalcämischen bzw. normocalcämischen Tetanie siehe unter "Ursachen".

Nach dem Auftreten kann man die latente ("verborgene") von der manifesten (klinisch "erkennbaren") Tetanie unterscheiden.

Ätiologie (Ursachen)

Hypocalcämische Tetanie

  • Hypoparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenunterfunktion)
  • Vitamin-D-Mangel
  • Akute Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Renale Osteodystrophie (Osteomalazie der Knochen/Knochenerweichung, die im Rahmen einer chronischen Nierenerkrankung infolge eines sekundären Hyperparathyreoidismus auftritt)

Normocalcämische Tetanie

  • Hyperventilation (führt zu respiratorischer Alkalose und Calciumverringerung im Blut)
  • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel)
  • Medikamenteninduzierte Tetanie (z. B. durch Diuretika/Entwässerungsmitteln)
  • Metabolische Störungen (z. B. Alkalose)

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.  

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im jüngeren bis mittleren Lebensalter auf.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Tetanie kann episodisch oder chronisch auftreten. Die Symptome können variieren und umfassen Muskelkrämpfe, Parästhesien (Kribbelgefühl) und Karpopedalspasmen (Krampf der Hand- und Fußmuskulatur). Latente Tetanie kann durch provokative Tests (z. B. Chvostek- und Trousseau-Zeichen) diagnostiziert werden.

Prognose

  • In Abhängigkeit von der Ursache der Tetanie besteht im Regelfall die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung der Symptomatik. Die Prognose ist von der Grunderkrankung abhängig. Bei adäquater Behandlung der zugrunde liegenden Ursache kann die Symptomatik vollständig beherrscht werden. In chronischen Fällen kann eine Langzeittherapie erforderlich sein, um die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.