Labordiagnostik
Multiple Sklerose (MS)

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild
  • Differentialblutbild*
  • Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG* (Blutsenkungsgeschwindigkeit)
  • Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Urobilinogen, Bilirubin, Blut), Sediment, ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm, das heißt Austestung geeigneter Antibiotika auf Sensibilität/Resistenz)
  • Elektrolyte (Blutsalze)* – Calcium, Natrium, Kalium
  • Nüchternglucose* (Nüchternblutzucker)
  • Alanin-Aminotransferase* (ALT, GPT)
  • Creatininkinase (CK)*
  • LDL*
  • Harnsäure*
  • Vitamin B 12*
  • Liquorpunktion (Lumbalpunktion/Entnahme von Nervenwasser durch Punktion des Rückenmarkskanals) zur Liquordiagnostik:Liquoruntersuchungen* (Untersuchung der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal)
    • Zellzahl und Differentialzellbild, Laktat, Albumin- und Ig-Quotienten nach Reiber, Untersuchung auf liquorspezifische oligoklonale Banden (OKB)
      • Oligoklonale Immunglobuline im Liquor (bei > 95 % der pädiatrischen MS-Patienten nachweisbar), Albumin und IgG, IgA und IgM im Serum und Liquor 
        Indikationen: Die Liquoruntersuchung ist wichtig bei unklarem Befund der Kernspintomographie, untypischem klinischen Befund oder untypischem Erkrankungsalter.
        [nach aktuellen Diagnosekriterien für Diagnosestellung nicht mehr notwendig; gehört aber weiterhin zur Diagnostik beim ersten Schub]
    • Falls die Borelien- und Lues-Serologie im Serum positiv ist, dann auch Untersuchung im Liquor.
    • MRZ-Reaktion: Parameter: Masern-Virus-Antikörper (IgG, Liquor/Serum), Rötelnvirus-Antikörper (IgG, Liquor/Serum), Varizella-Zoster-Virus-Antikörper (IgG, Liquor/Serum; zusätzlich notwendig: Albumin-Quotient (Liquor/Serum), IgG-Quotient (Liquor/Serum)
  • MOG-Antikörper* (MOG-Ak; Antikörpern gegen das Myelinscheidenprotein Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein) – Bestimmung nach erstem Schub bei Kindern/DD einmalige akute demyelinisierende Enzephalomyelitis (ADEM) [falls MOG-positiv: doppelt so oft Optikusneuritis (Sehnervenentzündung) und dreifach häufiger Enzephalomyelitis (Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und des Rückenmarks (Myelitis)) als MOG-negative Patienten; jedes vierte der MOG-positiven Kinder entwickelte einen schubförmigen Krankheitsverlauf, und dies trat vor allem bei solchen auf, die seropositiv blieben [2]


Laborparameter 2. Ordnung
– in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung (
bei atypischer Präsentation der Optikusneuritis und unbekannter Grunderkrankung)

  • Rheumadiagnostik – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit); Rheumafaktor (RF), CCP-AK (cyclische Citrullin Peptid-Antikörper), ANA* (antinukleäre Antikörper)
  • Antiphospholipid-Antikörper – autoreaktive Antikörper
  • Aquaporin-4-Antikörper* (in natürlicher sterischer Konformation) – hochspezifisch für die Neurodermitis optica (NMO, Devic-Syndrom), eine entzündlich-demyelinisierende Erkrankung des Zentralnervensystems
  • Lupus-Antikoagulans – Antikörper, die bei 30 % der Patienten mit einem systemischen Lupus erythematodes (SLE) auftreten
  • ANCA (Anti-neutrophile zytoplasmatische Antikörper) – Antikörper gegen Strukturen der Granulozyten (Immunabwehrzellen)
  • ENA (extrahierbare Kernantigene)
  • Von-Willebrand-Faktor* – bei Vaskulitis, die nur die kleinen Gefäße betreffen
  • Stoffwechselscreening* – bei klinischen Verdachtsmomenten, abhängig vom klinischen Phänotyp
  • Borrelienserologie* – Untersuchung des Blutes, um eventuell vorhandene Borrelien (Erreger der Borreliose) zu finden
  • Infektionsparameter (Masern, Röteln, Varizellen) im Serum und Liquor
  • HIV-Serologie
  • HTLV-1-Serologie (Humanes T-Zell-Leukämie-Virus) – Viren, die beim Menschen T-Lymphozyten (Zellen der Krankheitsabwehr) infizieren können
  • TPHA (Treponema-pallidum-Hämagglutination) – Test, der beim Verdacht auf Syphilis (sexuell-übertragbare Infektionserkrankung) durchgeführt wird
  • Langkettige Fettsäuren
  • Methylmalonylausscheidung im Urin
  • Neurofilament-Leichtketten-Proteinen (NFL; engl. Neurofilament light chain) im Liquor und Serum – Serummarker für MS-Aktivität  [Unbehandelte MS-Patienten: Serum-NFL-Werte im Median um 50 ng/l; ein Jahr nach Therapiebeginn: 30 ng/l; Patienten mit einer Eskalationstherapie: 15-20 ng/l (Niveau der gesunden Teilnehmer] [1]
    • sNfL kann als Biomarker aus dem Blut für das Monitoring der MS-Krankheitsaktivität und des Therapieansprechens verwendet werden [3].
    • Kommt es bei MS-Kranken zu einer Behinderungsprogression – gilt sowohl für die schubabhängige als auch die schubunabhängige Progression –, lässt sich dies ein bis zwei Jahre zuvor anhand steigender NFL-Werte feststellen [4]
    • NFL ist möglicherweise ein Marker zur langfristigen Prognose.

*S1-Leitlinie: Pädiatrische Multiple Sklerose [s. u.]

Literatur

  1. Kuhle J et al.: Fingolimod Significantly Lowers Neurofilament Light Chain Blood Levels in Relapsing-Remitting Multiple Sclerosis. Neurology. 2015 Apr 21;84(16):1639-43. doi: 10.1212/WNL.0000000000001491.
  2. Waters P: MOG-IgG1 antibodies in children. 34th Congress oft the European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis. ECTRIMS Online Library. Waters P. Oct 10, 2018; 231807
  3. Bittner S, Oh J, Hardová EK, Tintore M, Zipp F: The potential of serum neurofilament as biomarker für multiple sclerosis. Brain 2021; doi: https://​doi.​org/​10.​1093/​brain/​awab241
  4. Abdelhak A et al.: Neurofilament Light Chain Elevation and Disability Progression in Multiple Sclerosis. JAMA Neurol. Published online November 6, 2023; https://doi.org/10.1001/jamaneurol.2023.3997

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Pädiatrische Multiple Sklerose.Bayerisches Ärzteblatt 5/2017 S200ff
  2. S2k-Leitlinie: Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis Optica Spektrum und MOG-IgG-assoziierte Erkrankungen. (AWMF-Registernummer: 030-050), Februar 2021 Langfassung

     
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