Folgeerkrankungen
Multiple Sklerose (MS)

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch Multiple Sklerose (MS) mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Pneumonie (Lungenentzündung)

Augen und Augenanhangsgebilde (H00-H59)

  • Sehschwäche
  • Visusstörung – Störung der Sehschärfe

Kreislaufsystem (I00-I99)

  • Herzinsuffizienz (Herzschwäche) (+68 %) [7]
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) (+57 %) [7]

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Obstipation (Verstopfung) – wg. degenerativer Prozesse des enterischen Nervensystems (ENS; "Bauchhirn"):
    • der Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) zwischen Ring- und Längsmuskelschicht
    • der Plexus submucosus (Meissner-Plexus) in der Submukosa (Gewebsschicht zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht)
    Dieses reguliert neben der Darmmotilität ("Bewegungsfähigkeit des Darms) den gastrointestinalen Grundtonus, die Sekretion und Absorption, was zu einer therapierefraktären Obstipation ("nicht ansprechend auf eine Therapie") führen kann [1].

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Osteoporose (Knochenschwund)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Harnblasenkarzinom (Blasenkrebs) – um 70 % erhöhtes Risiko; die Mortalität (Sterberate) dabei ist mehr als verdoppelt [6]; möglicherweise wegen neurogener Blasenfunktionsstörungen

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Angststörungen
  • Depression
  • Epileptische Anfälle
  • Fatigue (Müdigkeit)
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Kognitive Störungen (Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): 40-50 %)
    • Wortfindungsstörungen
    • Bei MS-Patienten, die Cannabis (Haschisch und Marihuana) wg. guter antispastischer und muskelrelaxierender Wirkung rauchten, führtes dieses zu signifikant stärkeren kognitiven Defiziten als bei Betroffenen, die Antispastika einnahmen [3].
  • Paresen (Lähmungen)
  • Sexuelle Funktionsstörungen
    • Frauen: verminderte Lubrikation (Befeuchtung des Gewebes mit Sekret), reduzierte vaginale Erregbarkeit und Anorgasmie
    • Männer: verminderte Libido, Erektions- und Ejakulationsstörungen

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute) (+45 %) [7]
  • Chronische Schmerzen/Schmerzsyndrome
  • Dysarthrie (Sprechstörungen)
  • Dysgeusie (Synonyme: Geschmacksstörung/Schmeckstörung)
  • Dysphagie (Schluckstörung)
  • Fatigue (Müdigkeit)
  • Gangstörungen
  • Harninkontinenz (Blasenschwäche)
  • Imperativer Harndrang – Harndrang, der nicht unterdrückt bzw. kontrolliert werden kann
  • Nykturie (nächtliches Wasserlassen; 77 % der Patienten hatten eine überaktive Blase und 91,5 % eine nächtliche Harninkontinenz) [2]
  • Parästhesien (Synonym: Taubheitgefühle)
  • Sprachstörungen (hier: Wortfindungsstörungen)
  • Stuhlinkontinenz (Unfähigkeit, den Stuhlgang zurückzuhalten)
  • Sturzneigung (3-fach höheres Risiko)
  • Suizidalität (Selbstmordgefährdung)
  • Vertigo (Schwindel)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Harnwegsinfektion (HWI)
  • Neurogene Blase (Funktionsstörung der Harnblase aufgrund einer Störung im Nervensystem)

Prognosefaktoren

  • Ernährung: Weizenhaltige Ernährung kann die Schwere einer Multiple Sklerose-Erkrankung (MS) fördern. Dieses bewirkten die Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATI), das sind natürliche Proteine im Weizen, während die Glutenproteine die entzündlichen Reaktionen nicht beeinflussten [9, 10].
  • Übergewicht: Bei adipösen Kindern kam es gemäß einer Kohortenstudie häufiger unter der Erstlinientherapie mit Interferon Beta oder Glatirameracetat zu weiteren Krankheitsschüben (Rückfallrate betrug 1,29 pro Jahr versus 0,72 pro Jahr bei normalgewichtigen Kindern). Des Weiteren war der Anteil der Patienten, die eine Zweitlinientherapie benötigten, mit 56,8 % gegenüber 38,7 % bei den normalgewichtigen Kindern erhöht [4].
  • Depression: Bei MS-Patienten mit einer Depression ist das Risiko für eine Behinderungsprogression erhöht [5]. Ursache könnte eine durch die Depression bedingte Neuroinflammation (Entzündung von Nervengewebe) sein.
  • Schubunabhängige Progression (Fortschreiten der Erkrankung) deutet auf eine ungünstige Langzeitprognose hin – dieses gilt insbesondere, wenn diese früh im Krankheitsverlauf auftritt [8].

Literatur

  1. Wedel T: Enterisches Nervensystem und interstitielle Cajal-Zellen. Veränderungen bei chronischer Obstipation im Erwachsenenalter. Der Pathologe 2007; 28(2): 143-148.
  2. Mauruc E et al.: Nocturnal Urinary Disorders in Multiple Sclerosis: clinical and urodynamic study of 309 patients. J Urol Feb 2017. doi.org/10.1016/j.juro.2016.10.112
  3. Romero K et al.: Multiple sclerosis, cannabis, and cognition: A structural MRI study. NeuroImage: Clinical Volume 8, 2015, Pages 140-147 http://dx.doi.org/10.1016/j.nicl.2015.04.006
  4. Huppke B et al.: Association of Obesity With Multiple Sclerosis Risk and Response to First-line Disease Modifying Drugs in Children JAMA Neurol. Published online July 15, 2019. doi:10.1001/jamaneurol.2019.1997
  5. Binzer S et al.: Disability worsening among persons with multiple sclerosis and depression. A Swedish cohort study Neurology November 8, 2019, doi: https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000008617 
  6. Marrie RA et al.: Cancer incidence and mortality rates in multiple sclerosis: A matched cohort study. Neurology 2020; https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000011219
  7. Rapp D: Association between multiple sclerosis and heart diseases: Systematic review and meta-analysis of observational studies.  EAN-Kongress 2021 vom 19. bis 22. Juni 2021, MS and related disorders 3
  8. Tur C et al.: Association of Early Progression Independent of Relapse Activity With Long-term Disability After a First Demyelinating Event in Multiple Sclerosis JAMA Neurol. Published online December 19, 2022. doi:10.1001/jamaneurol.2022.4655
  9. V.F.Zevallos et al.: Dietary wheat amylase trypsin inhibitors exacerbate CNS inflammation in experimental multiple sclerosis. Gut. 2023 Dec 7;73(1):92-104. doi: https://doi.org/10.1136/gutjnl-2023-329562 S.
  10. Engel et al.: Attenuation of immune activation in patients with multiple sclerosis on a wheat-reduced diet: a pilot crossover trial. Ther Adv Neurol Disord. 2023 Jun 25;16:17562864231170928. doi: https://doi.org/10.1177/17562864231170928
     
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