Sehverlust, plötzlicher (Visusverlust, akuter) – Einleitung

Akuter Visusverlust (Synonyme: plötzlicher Sehverlust; ICD-10-GM H53.1: Subjektive Sehstörungen, hier: plötzlicher Sehverlust) beschreibt den akuten (plötzlichen) Verlust der Sehschärfe (Visus = Sehschärfe).

Der akute Visusverlust kann Symptom verschiedener Erkrankungen sein und kann sowohl schmerzhaft als auch schmerzlos verlaufen. Eine ausführliche Liste der möglichen Ursachen findet sich unter "Differentialdiagnosen". Zu den häufigen Ursachen gehören:

  • Schmerzloser Visusverlust:
    • Ablatio retinae (Netzhautablösung)
    • Glaskörperblutung
    • Ischämische Optikusneuropathie (Schädigung des Sehnervs durch eine Blockierung seiner Blutzufuhr)
    • Zentralarterienverschluss
    • Zentralvenenverschluss
  • Schmerzhafter Visusverlust:
    • Akutes Winkelblockglaukom
    • Endophthalmitis (Infektion im Inneren des Auges)
    • Optikusneuritis (entzündliche Erkrankung des Sehnervs)

Verlauf und Prognose

Akuter Verlauf: Der plötzliche Verlust der Sehschärfe erfordert eine sofortige medizinische Abklärung und Behandlung, da eine verzögerte Diagnose und Therapie zu dauerhaften Schäden führen kann.

Prognose    

Die Prognose hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.    

Schmerzloser Visusverlust

  • Netzhautablösung: Eine rechtzeitige chirurgische Intervention kann die Sehkraft teilweise oder vollständig wiederherstellen. Unbehandelt führt dies oft zu permanentem Sehverlust.
  • Zentralarterien- und Zentralvenenverschluss: Die Prognose ist variabel und hängt vom Ausmaß und der Dauer des Verschlusses ab. Eine schnelle Behandlung kann die Chancen auf Wiederherstellung der Sehkraft verbessern.
  • Ischämische Optikusneuropathie: Die Prognose ist oft schlecht, da der Sehnervenschaden irreversibel sein kann.
  • Glaskörperblutung: Die Sehkraft kann sich spontan verbessern, wenn das Blut resorbiert wird, oder chirurgisch durch eine Vitrektomie (Teilschritt einer Augenoperation, bei dem gezielt Teile des Glaskörpers chirurgisch entfernt werden).

Schmerzhafter Visusverlust

  • Akutes Winkelblockglaukom: Erfordert sofortige Behandlung, um den Augeninnendruck zu senken und die Sehkraft zu retten. Unbehandelt kann dies zu dauerhafter Erblindung führen.
  • Optikusneuritis: Mit der Behandlung, oft Steroiden, kann sich die Sehkraft verbessern, insbesondere wenn die Ursache Multiple Sklerose (MS) ist.
  • Endophthalmitis: Eine schnelle antibiotische Behandlung und oft eine operative Intervention sind notwendig, um das Auge und die Sehkraft zu retten. Die Prognose hängt vom Erreger und der Schnelligkeit der Behandlung ab.

Zusammenfassend ist der akute Visusverlust ein medizinischer Notfall, der sofortige ärztliche Aufmerksamkeit erfordert. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Ursache sind entscheidend, um die bestmögliche Prognose zu gewährleisten und dauerhafte Sehkraftverluste zu vermeiden.