Fußdeformitäten – Einleitung

Fußdeformitäten umfassen eine Vielzahl von angeborenen und erworbenen strukturellen Abweichungen des Fußes, die sowohl funktionelle als auch ästhetische Beeinträchtigungen verursachen können. Diese Deformitäten resultieren aus genetischen, entwicklungsbedingten oder mechanischen Ursachen und erfordern oft eine individuelle Diagnostik und Therapie.

Formen der Fußdeformitäten

  • Klumpfuß (ICD-10-GM Q66.0): Pes equinovarus congenitus; kongenital; Pes equinovarus, supinatus, excavatus et adductus; ICD-10-GM Q66.1: Pes calcaneovarus congenitus; ICD-10-GM M21.5-: Erworbene Klauenhand, Klumphand, erworbener Klauenfuß und Klumpfuß
  • Sichelfuß (ICD-10-GM Q66.2): Pes adductus (congenitus); meist kongenital
  • Spreizzehe (ICD-10-GM Q66.3): Sonstige angeborene Varusdeformitäten der Füße, Hallux varus congenitus
  • Hacken-Knickfuß (ICD-10-GM Q66.4): Pes calcaneovalgus congenitus
  • Plattfuß (ICD-10-GM Q66.5): Pes planus congenitus; Pes planus, Tintenlöscherfuß, Schaukelfuß; kongenital; ICD-10-GM M21.4: Plattfuß [Pes planus] (erworben); ICD-10-GM M21.61: Erworbener Knick-Plattfuß [Pes planovalgus]
  • Knickfuß, Senkfuß, Knick-Senk-Fuß (KSF) (ICD-10-GM Q66.6): Sonstige angeborene Valgusdeformitäten der Füße; Pes valgus, Metatarsus valgus
  • Hohlfuß (ICD-10-GM Q66.7): Pes cavus; Pes excavatus; kongenital/erworben
  • Hackenfuß, Spitzfuß, Spreizfuß (ICD-10-GM Q66.8): Sonstige angeborene Deformitäten der Füße; Pes equinus; Pes transversoplanus; kongenital/erworben; Pes calcaneus; kongenital/erworben; ICD-10-GM M21.62: erworbener Spitzfuß [Pes equinus]; ICD-10-GM M21.63: erworbener Spreizfuß
  • Hängefuß (ICD-10-GM M21.37): Fallhand oder Hängefuß (erworben); Knöchel und Fuß [Fußwurzel, Mittelfuß, Zehen, Sprunggelenk, sonstige Gelenke des Fußes]; Hängefuß; erworben; Fallfuß

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis

  • Klumpfuß: Jungen zu Mädchen 3:1.
  • Sichelfuß: Jungen häufiger betroffen als Mädchen.
  • Spreizfuß: Frauen häufiger betroffen als Männer.

Häufigkeitsgipfel

  • Hackenfuß: Tritt vorwiegend bei Neugeborenen auf und verschwindet oft spontan nach einigen Tagen.
  • Spreizfuß: Tritt in der Regel in der zweiten Lebenshälfte auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Angeborene Fußdeformitäten: 3-4 % (in Deutschland).
  • Angeborener Klumpfuß: 0,1-0,2 %.
  • Erworbener Plattfuß (Pes planovalgus): 15-19 %.

Inzidenz (Neuerkrankungen)

  • Klumpfuß: 1-2 Erkrankungen pro 1.000 Neugeborene pro Jahr in Mitteleuropa und Nordamerika; 0,5-1 Erkrankung pro 1.000 Neugeborene pro Jahr in Ostasien.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Allgemein: Fußdeformitäten lassen sich je nach Art durch individuell angefertigtes orthopädisches Schuhwerk behandeln oder korrigieren. In schwereren Fällen kann eine Operation erforderlich sein.
  • Hackenfuß: Meist handelt es sich um eine harmlose Fußfehlstellung bei Neugeborenen, die in der Regel spontan nach einigen Tagen verschwindet. Bei erworbenen Formen können Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe eine Besserung herbeiführen.
  • Hohlfuß: Betroffene leiden häufiger unter Verstauchungen und unsicherem Gang. Der Verlauf kann progredient sein, jedoch kann durch frühzeitige Therapie die Fehlstellung positiv beeinflusst werden.
  • Klumpfuß: Die Deformität kann ein- oder beidseitig auftreten und unterschiedliche Schweregrade aufweisen. Wird die Therapie frühzeitig und konsequent durchgeführt, ist der Verlauf meist günstig.
  • Plattfuß: Der angeborene Plattfuß tritt oft zusammen mit weiteren Fehlbildungen auf. Unbehandelt kann er die Gehfähigkeit beeinträchtigen, wobei eine Operation korrigierend wirken kann. Der erworbene Plattfuß verursacht im weiteren Verlauf meistens keine Beschwerden.
  • Knickfuß: Häufig tritt ein Knickfuß in Verbindung mit einem Senk- oder Plattfuß auf. Ohne Behandlung kann er zu O- oder X-Beinen führen. Ein flexibler, schmerzloser Knick-Senk-Fuß bei Kindern unter 6 Jahren bedarf in der Regel keiner Therapie.
  • Sichelfuß: Diese Deformität tritt oft beidseitig auf und verursacht keine Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen. Sie verschwindet oft spontan.
  • Spitzfuß: Unbehandelt führt der Spitzfuß zu Problemen beim Gehen und langfristig zu Skelettschäden. Die Therapie ist oft langwierig, und eine spontane Rückbildung ist selten.
  • Spreizfuß: Der Spreizfuß ist in der Regel harmlos, kann jedoch unbehandelt zu einem Hallux valgus führen.

Prognose

  • Hackenfuß: Die Prognose ist bei Neugeborenen gut, da die Fehlstellung meistens spontan verschwindet. Bei erworbenen Formen kann eine deutliche Besserung durch Therapie erreicht werden, eine vollständige Heilung ist jedoch selten.
  • Hohlfuß: Eine frühzeitige Therapie kann die Fehlstellung positiv beeinflussen und den Verlauf verbessern. Unbehandelt kann die Deformität jedoch zu einer Verschlechterung der Gehfähigkeit und häufigeren Verletzungen führen.
  • Klumpfuß: Bei frühzeitiger und konsequenter Therapie ist die Prognose gut. Ohne Behandlung kann der Klumpfuß jedoch zu erheblichen Einschränkungen der Gehfähigkeit führen.
  • Plattfuß: Der angeborene Plattfuß kann unbehandelt die Gehfähigkeit beeinträchtigen, jedoch verbessert eine Operation die Prognose erheblich. Der erworbene Plattfuß verursacht meistens keine langfristigen Beschwerden.
  • Knickfuß: Unbehandelt kann ein Knickfuß zu Fehlstellungen der Beine führen. Der flexible Knick-Senk-Fuß bei Kindern hat eine gute Prognose ohne Therapie.
  • Sichelfuß: Der Sichelfuß hat eine gute Prognose, da er oft spontan verschwindet und keine langfristigen Beschwerden verursacht.
  • Spitzfuß: Die Prognose ist bei frühzeitiger und konsequenter Therapie günstig, jedoch kann der unbehandelte Spitzfuß zu dauerhaften Problemen führen.
  • Spreizfuß: Die Prognose ist gut, da der Spreizfuß in der Regel harmlos ist. Unbehandelt kann er jedoch zu einer Hallux valgus führen, was die Prognose verschlechtern kann.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Kindlicher Knick-Senkfuß. (AWMF-Registernummer: 033 - 020), Januar 2017 Langfassung