Odontogene Tumoren – Medizingerätediagnostik
Die Diagnose eines odontogenen Tumors (Zahnkeimtumor) basiert auf Anamnese (Krankengeschichte), klinischer Untersuchung (körperliche Untersuchung) und obligater röntgenologischer Bildgebung (Röntgenuntersuchung) der Kiefer. Weiterführende Medizingerätediagnostik (bildgebende Untersuchungen) dient der Ausdehnungsbeurteilung und zur differentialdiagnostischen Abklärung (Abgrenzung zu anderen Erkrankungen), insbesondere bei großen, multilokulären oder klinisch aggressiven Läsionen (Veränderungen).
Obligate Medizingerätediagnostik
- Panoramaschichtaufnahme (Orthopantomogramm, OPG) (Röntgenübersichtsbild des Kiefers) als Basisverfahren zur Erstbeurteilung von Kieferläsionen (Kieferveränderungen)
- Intraorale Zahnfilmaufnahmen (Zahnfilmaufnahmen im Mund) der betroffenen Region, je nach Fragestellung zur Feinstrukturanalyse (z. B. Nachweis von Wurzelresorptionen (Abbau von Zahnwurzeln), Beurteilung der Wurzelanatomie (Form der Zahnwurzel))
Fakultative Medizingerätediagnostik – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, körperlichen Untersuchung, Labordiagnostik und obligaten Medizingerätediagnostik – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Digitale Volumentomographie (DVT, Cone-beam-Computertomographie) (dreidimensionales Röntgenverfahren) zur dreidimensionalen Darstellung der knöchernen Strukturen, zur präoperativen Ausdehnungsdiagnostik (Operationsplanung) und zur Beurteilung der Beziehung zu Zahnwurzeln (Zahnwurzeln) und N. alveolaris inferior (Unterkiefernerv)
- Computertomographie (CT) (Schichtröntgenaufnahme) als Alternative zur DVT bei sehr ausgedehnten Läsionen (Veränderungen), komplexen Defekten oder bei onkologischer Fragestellung (Tumorverdacht) (z. B. Verdacht auf maligne odontogene Tumoren (bösartige Zahnkeimtumoren) oder andere Knochentumoren (Knochentumoren))
- Magnetresonanztomographie (MRT) (Kernspintomographie) zur Beurteilung von Weichteilausdehnung (Weichteilausbreitung), Markrauminfiltration (Einwachsen in den Knocheninnenraum), perineuraler Ausbreitung (Ausbreitung entlang von Nerven) und Kieferhöhlenbeteiligung (Beteiligung der Nasennebenhöhlen), vor allem bei aggressiven oder malignen Läsionen (bösartigen Veränderungen)
- Positronen-Emissions-Tomographie/Computertomographie (PET-CT) (kombinierte Stoffwechsel- und Schichtröntgenuntersuchung) in ausgewählten Fällen bei malignen odontogenen Tumoren (bösartigen Zahnkeimtumoren) oder anderen Kieferknochentumoren (Knochentumoren des Kiefers) zur Staginguntersuchung (Ausbreitungsdiagnostik)
Radiologische Merkmale
- Ameloblastom (Ameloblastom)
- Meist multilokuläre Destruktion des Kieferknochens (mehrkammeriger Knochenabbau) mit „seifenblasen-“ oder „wabenartigem“ Aspekt
- Wenn unilokulär: gute Abgrenzung, homogen radioluzenz (Strahlentransparenz) (strahlendurchlässig)
- Resorptionen an Zahnwurzeln (Abbau der Zahnwurzeln) häufig
- Kortikale Aufweitung (Aufdehnung der Knochenwand), bei peripheren Formen flache Erosion der Kortikalis (oberflächlicher Knochenabbau), ggf. kortikaler Durchbruch (Durchbruch der Knochenwand)
- Adenomatoid odontogener Tumor (AOT) (adenomatoider Zahnkeimtumor)
- Scharf begrenzte, meist unilokuläre Radioluzenz (einkammerige Aufhellung), häufig perikoronal lokalisiert (um die Zahnkrone herum)
- Häufig fein punktförmige Radioopazitäten („snowflakes“) (kleine Verdichtungen)
- Ggf. zystenähnliche Erscheinung (zystenähnliches Bild)
- Ameloblastisches Fibrom (ameloblastisches Fibrom)
- Gut umschriebene Läsion (klar abgegrenzte Veränderung)
- Uni- oder multilokuläre (etwa drei Viertel der Fälle unilokulär) Radioluzenz (Strahlentransparenz) (strahlendurchlässig)
- Oft Erscheinungsbild ähnlich einer follikulären Zyste (Zahnhaltezyste), häufig assoziiert mit einem retinierten Zahn (nicht durchgebrochenen Zahn)
- Fibromyxom (odontogenes Myxom) (Fibromyxom)
- Uni- oder häufiger multilokulär (ein- oder mehrkammerig)
- Mäßig scharfe bis unscharfe Begrenzung mit teils infiltrierendem Wachstum (teilweise einwachsend)
- Typisch „soap bubbles“ bzw. „honeycomb“-Struktur (blasen-/wabenartige Struktur), kortikale Aufweitung (Aufdehnung der Knochenwand) möglich
- Kalzifizierende odontogene Zyste (verkalkende Zahnkeimzyste)
- Umschriebene, meist unilokuläre Radioluzenz (abgegrenzte Aufhellung)
- Radioluzenz mit Einschluss radioopaker Strukturen (Kalzifikationen) (Verkalkungen)
- Häufig mit retiniertem Zahn (nicht durchgebrochenem Zahn) assoziiert
- Kalzifizierender epithelialer odontogener Tumor (KEOT, Pindborg-Tumor) (Pindborg-Tumor)
- Scharf begrenzte Osteolyse (abgegrenzter Knochenabbau), meist expansiv (ausdehnend)
- Unregelmäßige ein- oder mehrkammerige Radioluzenzen (Aufhellungen)
- Eingestreute Radioopazitäten unterschiedlicher Größe infolge mineralisierten Amyloids (gemischte Dichte) (eingelagerte Verdichtungen)
- In Verbindung mit nicht durchgebrochenen Zähnen (Zähnen im Kieferknochen): Radioopazitäten (Verdichtungen) oft nahe der Zahnkrone (Zahnkrone)
- Odontome (Odontome)
- Komplexes Odontom (komplexes Odontom)
- mehr oder weniger amorphe, solitäre Radioopazität (einzelne Verdichtung)
- typischerweise von einem schmalen radioluzenten Saum (Aufhellungsrand) umgeben
- oft in der Umgebung eines retinierten Zahns (nicht durchgebrochenen Zahns) (häufiger Zufallsbefund)
- Zusammengesetztes Odontom (zusammengesetztes Odontom)
- multiple kleinste rudimentäre Zahngebilde (kleine Zahnstrukturen) mit homogener Radioopazität (gleichmäßige Verdichtung)
- ebenfalls meist von einem schmalen radioluzenten Saum (Aufhellungsrand) umgeben
- Komplexes Odontom (komplexes Odontom)
- Benignes Zementoblastom (gutartiger Zementtumor)
- Pathognomonisches Bild ("eindeutig für eine Krankheit kennzeichnend"):
- initial eher radioluzent (anfangs strahlendurchlässig), im Verlauf zunehmend radiopak bis gemischt radiopak-radioluzent (zunehmend verdichtet)
- meist rundliche, gut begrenzte periapikale Radioopazität (verdichteter Bereich an der Zahnwurzel)
- mit der Wurzel eines Zahns verschmolzen (verwachsen), die Wurzelkontur ist innerhalb der Opazität (Verdichtung) zumeist nicht mehr erkennbar
- schmaler radioluzenter Saum („halo“) (Aufhellungsrand) um die Läsion (Veränderung)
- häufig im Bereich der Unterkiefermolaren (Backenzähne), Durchmesser bis zu etwa 5 cm möglich
- Pathognomonisches Bild ("eindeutig für eine Krankheit kennzeichnend"):
Literatur
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- Noviyanti D, Kuntara A, Oli'i EM, Agustina H. Giant cementoblastoma involving multiple teeth: A rare case report and review of differential diagnoses. Radiol Case Rep. 2024;19(5):2085-2092. doi: 10.1016/j.radcr.2024.02.026